Jason Isbell: Hamburg, Knust (12.01.16)

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Jason Isbell: Hamburg, Knust (12.01.16)

jason-isbell-amp-400-unit-here-we-rest-2221Wackelnde Wände und wohlig-warme Gefühle

Jason Isbell steht im gleißenden Scheinwerferlicht und schließt die Augen. Versunken greift der mit seinem exzellenten fünften Album SOMETHING MORE THAN FREE zu einem der Top-Stars der aktuellen Southern-Rock-Szene avancierte Mann aus Alabama in die Saiten und singt mit melancholischer, dennoch kraftvoller Stimme. Der Volumenregler seiner semi-akustischen Duesenberg-Gitarre ist voll aufgedreht, die Verzerrung maximal. So lässt der 36-Jährige in rückkoppelnder Neil-Young-Manier die Wände des prima gefüllten Knust erzittern. Am Rande der Bühne kauert Leadgitarrist Sadler Vaden über seinem Instrument. Vadens Spiel erinnert – speziell bei den herrlich relaxten und im Vergleich zur CD deutlich ausgeweiteten Soli – an das von Mike Campbell, dem Sechs-Saiten-Guru aus Tom Pettys Begleitgruppe The Heartbreakers. Aufgrund ihrer so unterschiedlichen und kurioserweise doch hervorragend harmonierenden Stile sind die Momente am spannendsten und bewegendsten, wenn sich die beiden Musiker Gitarrenduelle nach alter Allman-Brothers-Tradition liefern. Und von denen gibt es einige. Speziell zu Beginn und am Ende des gut 90-minütigen Auftritts.
Der Mittelteil des Sets besteht dagegen aus etwas leiseren, gefälligeren Nummern. Die nehmen zwar ein wenig die knackig rockende Dynamik aus dem Konzert, sorgen aber für willkommene Abwechslung bezüglich der Stimmung auf und vor der Bühne. Das Programm setzt sich größtenteils aus neuen Tracks und Stücken vom ebenso empfehlenswerten Vorgängerwerk SOUTHEASTERN zu­­sammen. Dazu gesellen sich einige ältere Kompositionen – darunter auch drei, von Kennern im Saal euphorisch gefeiert, die Isbell in den 00ern für seine Ex-Band The Drive-By Truckers verfasst hatte. Eröffnet wurde die Show vom nur mit Akustikgitarre auftretenden John Moreland, dessen Songs angenehme Assoziationen zu den Balladen von Steve Earle wachrufen. Morelands kluge, emotionale Texte und seine herzzerreißende Interpretation von Liedern wie ›Nobody Gives A Damn About Songs Anymore‹ wären den Eintrittspreis eigentlich allein wert gewesen. So gingen alle Anwesenden am Ende rundum zufrieden und mit einem wohlig-warmen Gefühl hinaus in die nasskalte Hamburger Nacht…

Oliver Kube

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