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In Memoriam: Roky Erickson

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In Memoriam: Roky Erickson

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Roky Erickson, Frontmann der legendären Psychedelic-Band The 13th Floor Elevators, ist am 31. Mai 2019 im Alter von 71 Jahren verstorben. Die Nachricht wurde von seinem Bruder Mikel Erickson bestätigt, der auf Facebook schrieb: „Mein Bruder Roky ist heute friedlich von uns gegangen. Gebt uns bitte Zeit. Musik und Lachen für immer.“

Unter den vielen Musikern und Wegbegleitern, die Tribut zollten, war auch Mark Lanegan, der auf Twitter verkündete: „Ich bin erschüttert, von Roky Ericksons Tod zu hören. Einer der Gründe, warum ich zu singen begann. Eine riesige Inspiration und ein Gigant der Rockgeschichte. In den 80ern rief ich ihn jeden Tag an. Alle paar Monate ging er sogar ran und wir unterhielten uns über Horrorfilme. Was für ein Verlust. R.I.P.“

1965 in Austin, Texas, gegründet, landeten die 13th Floor Elevators schon Anfang 1966 mit ›You’re Gonna Miss Me‹ einen regionalen Hit, einer brutalen Proto-Punk-Hymne, geschrieben von Erickson. Im Oktober hatte es die Single dann in die Billboard-Charts geschafft.
Im folgenden Monat erschien das Debütalbum THE PSYCHEDELIC SOUNDS OF THE 13TH FLOOR ELEVATORS. Angetrieben von Ericksons außergewöhnlichem Heulen und dem lysergischen Gurgeln von Tommy Halls E-Gitarre, klangen sie wie keine andere Band zuvor – und auch danach.

„Das ist bis heute etwas, das mich im wahrsten Sinne des Wortes umhaut“, sagte Billy Gibbons von ZZ Top. „Wenn man das anhört, verändert es die Neuronen. Roky Erickson zog nicht mal in Erwägung, sich an traditionelle Grenzen oder Formate zu halten. Tatsächlich wurden die Elevators zu selbsternannten Pionieren eines psychedelischen Trips, der scheinbar weit über die Gegenwart hinaus zu dauern scheint.“

Anders als die meisten ihrer gitarrengetriebenen Zeitgenossen hatten die Elevators kein Interesse an Rebellion um der Rebellion willen. Sie machten Musik für Suchende und verbanden ihren unwirschen Rock mit mystischer Philosophie. Laut Texter Tommy Hall konnte man durch die korrekten Mengen an LSD, Meskalin, Pilzen und Musik die Pyramide der Erleuchtung erklimmen. Ihre besten Songs – ›Roller Coaster‹, ›Fire Engine‹ oder ›Reverberation (Doubt)‹ – waren so verblüffend wie genial.

Nach einer Tour durch Kalifornien mit Quicksilver Messenger Service Anfang 1967 stand den Elevators der Durchbruch bevor. Doch das Album schaffte es nicht in die Charts. Ihr Label International Artists wurde panisch und organisierte ein desaströses Konzert in Houston, wo Erickson von einer Kombination aus Beklemmung und LSD wie gelähmt war.

Das neu erbaute Houston Music Hall Theatre war in jenem Februar 1967 gerammelt voll. All die wichtigen Männer der Plattenfirma waren anwesend, ebenso wie eine ganze Reihe von Technikern mit Aufnahmegeräten, die ein Livealbum mitschneiden wollten. Doch schnell wurde klar, dass hier nichts so lief wie geplant. Die Polizei zeigte eine große Präsenz, hauptsächlich aufgrund des Rufs der Elevators, Drogenfreaks zu sein. Paranoia machte sich breit und die Band war nervös. Bevor sie auf die Bühne gingen, warf sich Gitarrist Staxy Sutherland einen LSD-Trip ein. Als der zu wirken begann, verwandelten sich Erickson und Hall vor seinen Augen in Wölfe. Dann, wie sich Sutherland später erinnerte, wurde er von Engeln besucht, die ihm sagten, er werde sterben.

Der Auftritt war eine Katastrophe. Sutherland war nur körperlich anwesend. Erickson war selbst benebelt. Der Plan für das Livealbum wurde begraben und die Elevators verloren Dynamik. Statt auf eine landesweite Tournee zu gehen, waren sie zu einem Leben als Act mit Kultstatus in der Clubszene von Texas verdammt.

Diese Show war der Inbegriff der gesamten Karriere der 13th Floor Elevators. Sie waren die erste und wohl auch großartigste Psychedelic-Band ihrer Zeit. Sie hatten die Songs, die Einstellung und das Talent, doch es lief sehr schnell sehr schief, torpediert von Pech, schlechten Entscheidungen und echtem Wahnsinn. Als die Band mit den Aufnahmen zum zweiten Album EASTER EVERYWHERE begann, zeigten sich schon Auflösungserscheinungen. Nach einigen Drogenrazzien standen Konflikte mit dem Gesetz auf dem Programm.

Als EASTER EVERYWHERE schließlich im November 1967 erschien, klang es so, als hätte sich die Investition des Labels doch bezahlt gemacht. Die Elevators waren immer noch in erster Linie eine duchgeknallte Gitarrenband, doch die Texturen waren nun detaillierter und ein gewachsenes Spektrum ließ Raum für Folk- und orientalische Einflüsse.

Doch EASTER EVERYWHERE verkaufte sich noch schlechter als sein Vorgänger, und im April 1968 spielten die Elevators ihren letzten Gig. Ihr Ende wurde von Ericksons zunehmend unberechenbarem Verhältnis nur noch beschleunigt. Sein Beitrag zu einer letzten Platte, BULL OF THE WOODS von 1969, war kaum nennenswert. Schon davor war ohnehin alles vorbei gewesen. Als er in jenem Jahr im Besitz von Marijuana erwischt wurde, plädierte er auf Wahnsinn, um einer Gefängnisstrafe zu entgehen. Stattdessen wurde er in eine Nervenheilanstalt geschickt, landete letztlich aber im Gefängnis von Rusk für kriminelle Geisteskranke.

Anfang der 80er versuchte sich Erickson an einer Solokarriere, doch nach Jahren in Haft hatte er ernsthafte Probleme. Die Dämonen, über die er auf reißerischen Songs wie ›Two Headed Dog‹ oder ›Creature With The Atom Brain‹ schrie, schienen viel zu real zu sein.

Schrittweise begann er, wieder in der Öffentlichkeit aufzutreten, und vor drei Jahren spielten die 13th Floor Elevators ihr erstes gemeinsames Konzert seit 45 Jahren beim Levitation Festival in Austin. Ericksons Kampf mit der Geisteskrankheit wurde in einer Dokumentation von 2007 nacherzählt, benannt nach jener ersten Single ›You’re Gonna Miss Me‹.

Bill Bentley, Produzent von WHERE THE PYRAMID MEETS THE EYE, einem Allstar-Tribute-Album für Erickson von 1990 mit u. a. ZZ Top und R.E.M., sagte zu „Variety“: „Roky lebte in so vielen Welten, man konnte nie mit ihm mithalten. Er lebte so viel, und nicht immer auf diesem Planeten.“

„Ich hatte einfach Spaß mit all meinen Sachen“, sagte Erickson selbst 2009. „Damit war ich sehr anspruchsvoll, denn das ist eine Entscheidung, die man trifft. Würde ich irgendetwas anders machen, wenn ich meine Zeit noch mal zurückbekäme? Ich glaube, ich würde genau dieselben Dinge tun.“ (Text: Rob Hughes/Fraser Lewry)

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