Ein Genie, das kaum einer kennt: auf Augenhöhe mit Eric Clapton.
Im Gegensatz zu seinem ehemaligen Bandkollegen Eric Clapton konnte der Bassist, Sänger, Pianist, Cellist und Mundharmonikaspieler Jack Bruce den umwerfenden globalen Erfolg des Blues-Rock-Trios Cream weder in klin-gende Münze noch in adäquaten Legendenstatus transformieren. Ein Schicksal, das auch seinen Erzfeind Ginger Baker, der mit Bruce schon einige Jahre zuvor bei der Graham Bond Organisation in Dauerfehde gelegen hatte, nach der Cream-Trennung 1968 befiel. Mag Clapton im Nachhinein als Cream-Frontmann wahr genommen werden – Jack Bruce, mit Lyriker Pete Brown Co-Komponist und Sänger von ›I Feel Free‹, ›Sunshine Of Your Love‹ und ›White Room‹, war seinem Kompagnon zu Glanzzeiten mehr als nur ebenbürtig. Doch meinte es das Schicksal, wie Autor Harry Shapiro in zahllosen Passagen des 329-Seiten-Werks JACK BRUCE: COMPOSING HIMSELF gut recheriert hat, nicht besonders gut mit Bruce. Als 1989 Clapton eine 18-Tage-Residenz in der Londoner Royal Albert Hall antrat, fanden sich Bruce und Baker zeitgleich in einem schäbigen Club in Rhode Island vor einer Handvoll Leuten wieder. Was ist da bloß falsch gelaufen? Hinterhältige Manager, zumindest zeitweise unausstehliche Egomanien, herzerreißende Scheidungen, chronische Krankheiten und langjährige Heroin- und Alkoholsucht musste ja schließlich auch Clapton verkraften.
Es scheint wohl eher an Bruces verinnerlichtem Berufsethos zu liegen, der kompromisslos statt Rock, Balladen und Blues abseits des Mainstream Jazz, Fusionen und Avantgarde bevorzugte. Da macht es keinen Unterschied, dass dieser Mann einmal fähig war, dank seiner Virtuosität den Stellenwert des Bass im Rock zu revolutionieren. Wieder entdecken lässt sich das Genie glücklicher-weise in dieser wirklich essenziellen und hervorragenden Biografie.