Legenden-Tribut mit einigen Einschränkungen.
Kaum ein Musiker eignet sich besser für ein eigenes Videospiel als Ed-ward Van Halen: Der 1955 gebore-ne Gitarrist setzte mit innovativen Spiel- und Klang-Experimenten Maßstäbe und prägte Generationen. In GUITAR HERO: VAN HALEN tritt der Spieler zwar auch als David Lee Roth, Alex/Wolfgang Van Halen sowie in der Haut eines selbst erstellbaren Charakters auf, der Fokus aber gehört Eddies einzigartigen Saitenhexereien. Mit angeschlossener Plastikgitarre locken 25 Stücke zum Nachspielen: Wer im richtigen Zeitpunkt vorgegebe-ne Tasten zu ›Jump‹, ›Ain’t Talking’ Bout Love‹, ›Hot For Tea-cher‹, Panama‹ oder ›Runnin’ With The Devil‹ drückt, klettert die virtuelle Karrie-releiter hoch. Der Schwierigkeitsgrad reicht dabei von simpler Rhythmusarbeit bis zu vertrackten, der Fingergelenkigkeit alles abverlangenden Soli (›Eruption‹).
Als Lohn bietet die Software trotz von GUITAR HERO 5 oder THE BEATLES: ROCK BAND überholter Technik vor allem in Mehrspieler-Modi (bis zu vier Teilnehmer an einer Konsole, bis zu acht Konkurrenten im Online-Wettstreit) hohen Spielspaß. Freischaltbare Boni beschränken sich jedoch auf – ohnehin bekannte – Song-Hintergrundinformationen.
Noch unverständlicher: Statt alle Phasen der 36-jährigen Band-Geschichte ab-zudecken, beinhaltet GUITAR HERO: VAN HALEN nur Lieder der Jahre 1978 bis 1984, klammert also mit den Sängern Gary Cherone und Sammy Hagar entstandene Kompositionen aus – von Hits wie ›Can’t Stop Lovin’ You‹, ›Dreams‹, ›Love Walks In‹ oder ›Why Can’t This Be Love‹ fehlt jede Spur. Als Wiedergutmachungsversuch fungieren 19 Songs anderer Künstler, deren Beteiligung zwischen passend (Deep Purple, Foreigner, Billy Idol, Queen) über akzeptabel (Foo Fighters, Alter Bridge, Lenny Kravitz) bis unsinnig (Blink 182, Killswitch Engage, The Offspring) reicht. Auch die Existenz von Gründungsmitglied Michael Anthony unterschlägt GUITAR HERO: VAN HALEN: Seine Bass-Position übernimmt der 2006 beigetretene Wolfgang Van Halen. Sollte dafür ein Lizenzproblem oder etwa doch Roths Ego verantwortlich sein?
Die Antwort kennen nur die Macher, ihre Auswirkungen aber gleichen einer Fan-Ohrfeige und werden (Eddie) Van Halens Ausnahmestatus’ sowie den Ansprüchen an einen Vollpreistitel nur bedingt gerecht.
Dominik Winter