Danse Macabre.
Nein, neues Territorium betritt Mat „Kvohst“ McNerney wahrlich nicht, wenn ein Gastspiel in München auf dem Programm steht. Neu waren an jenem Abend lediglich Line-up und Name seiner Band, nachdem der im finnischen Tampere lebende Brite unter dem Signet Beastmilk seine Fans in der bayerischen Landeshauptstadt bereits dreimal innerhalb der letzten 28 Monate beehrt hatte. Trotz des undankbaren Sonntagstermins sollte sich der Münchner Grave-Pleasures-Einstand zu einem nachhaltig im Gedächtnis pochenden Ereignis entwickeln, was in erster Linie dem auch live absolut überzeugenden Material des neuen Albums DREAMCRASH zu verdanken ist.
Dass es nicht immer einer mehrköpfigen Einheit aus Musikern und begnadeten Stage-Actors bedarf, um auf der Bühne eine dichte Atmosphäre zu erschaffen, bewies Jessica 93. Mit ihrem „Shoegaze Cold Wave Dark Noise“ stimmte die Ein-Mann-Band aus Paris das Publikum ein auf einen Abend im Zeichen morbider Post-Punk-Romantik. Die isländischen Kontinuum lieferten im Anschluss eine energetische Show ab, bei der insbesondere Frontmann Birgir Thorgeirsson eine gute Figur machte. Tief versunken in ihren düsteren Ambient Rock – und wohl auch motiviert durch die Vorfreude auf den für den Folgetag geplanten Oktoberfestbesuch – liefen die Reykjavíker zur Höchstleistung auf.
Was dann folgte, war ein rauschhafter Tanz auf dem Vulkan am Vorabend der Apokalypse. Grave Pleasures eröffneten mit dem Albumopener ›Utopian Scream‹, fielen über in den Danzig-haften Uptempo-Kracher ›Taste The Void‹, bevor mit ›You Are Now Under Our Control‹ die erste Beastmilk-Hymne auf das Publikum losgelassen wurde. Nach weiteren Crowdmovern wie der Single ›Crying Wolves‹ und ›Nuclear Winter‹ dann der erste Höhepunkt: ›Crisis‹, auf Platte ein einnehmendes Downtempo-Melodram, live eine Ballad Noir mit Gänsehautfeeling. Grave Pleasures zeigten mit ihrem Set ein sicheres Händchen für Stimmungen, Tempo und Dynamik, schalteten Beastmilk-Klassiker wie ›Genocidal Crush‹ und ›Death Reflects Us‹ vor neue Songs wie ›Girl In A Vortex‹, die zweifellos das Zeug haben, neue Highlights in der Bandhistorie zu setzen. Insbesondere in diesem Wechselspiel aus Alt und Neu offenbarte sich das Potenzial des breiter angelegten, komplexer arrangierten und schlicht ausgearbeiteteren DREAMCRASH-Materials. So blieben beim Publikum keine Fragen offen, nachdem es mit dem alles zerstörenden ›The Wind Blows Through Their Skulls‹ in die auf den Blutmond wartende Nacht entlassen wurde.