Fackelträger des Rock’n’Roll
Eigenen Angaben zufolge wollten Goodbye June mit ihrem dritten Studioalbum einen Audio-Hintergrund für ausgelassene Feiern“ anbieten. Diesen schlicht formulierten Vorsatz hat das Trio nicht nur erfüllt, sondern milde gesprochen in kleine Fetzen zerrissen. SEE WHERE THE NIGHT GOES ist nichts weniger als eine lückenlose Dokumentation ausgezeichneten Rock’n’Roll-Songwritings, das zu keiner Zeit auch nur den
Ansatz einer Schwäche aufweist. Die elf Hits verweben Southern und Classic Rock mit Gospel, Soul, Blues und im letzten Track ›Black‹ sogar mit einem Hauch von Rap – die so entstandene Mixtur ist stringent, verweist auf
Inspirationsquellen à la Led Zeppelin, CCR oder AC/DC, und wirkt doch eigenständig, explosiv und höchst authentisch. Sie strahlt genau jene Underdog-Attitüde aus, aus der jeder Rocksong geboren werden sollte. Die Tracks packen einen im Magen und im Herzen zugleich, rütteln die Seele durch, pflanzen Auf- und Ausbruchs-
gefühle in den Bauch. Im Gegensatz zu einigen ihrer modernen Kollegen wirken Goodbye June bodenständiger, so als würden sie ihr Handwerk mit mehr Schmutz unter den Fingernägeln ausführen. Aufgrund all dieser Faktoren lässt man sich zu einem gewagten Statement hinreißen: Zumindest 2022 dürften Goodbye June einer
der wenigen Fackelträger sein, die den wahren Spirit des Rock’n’Roll weitergeben, um etwas Licht ins Mainstream-Dunkel zu tragen.
8 von 10 Punkten
Goodybe June/SEE WHERE THE NIGHT GOES/EARACHE/EDEL