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Titelstory: Ghost – Mit eiserner Faust und Maske

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Titelstory: Ghost – Mit eiserner Faust und Maske

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Fühltest du dich eigentlich sehr unter Druck nach dem großen Erfolg von MELIORA?
Ja, aber das war keine paralysierende Angst. Ich war mir eher dessen be­­wusst, dass ich fokussiert bleiben muss und vieles davon abhängt, dass die neue Platte, naja, richtig wird. Eigentlich möchte ich nicht „richtig“ sagen, denn man kann nicht wirklich festklopfen, was richtig und was falsch ist. Vor allem beim Erschaffen von Dingen kann man verschiedenes richtig machen. Du musst es jedenfalls hinbekommen, dass ein gewisses Ge­­fühl aufkommt, das den Organismus nach vorne bewegt. Das ist wie in einer Beziehung, es reicht nicht zu sagen: ,Wir kriegen jetzt ein Baby und dann wird alles gut.‘ Da gibt es eben noch viel mehr und du brauchst einfach das Gefühl, dich nach vorne zu bewegen und nicht zur Seite oder gar rückwärts gerichtet zu laufen. Jedes Mal wieder hast du dieses Unbekannte vor dir, das zugleich verlockend und einschüchternd ist. Denn du weißt nicht, was du vorher getan hast. Du hast etwas erschaffen, das eine ganze Bandbreite an neuen Möglichkeiten eröffnet hat. Also kannst du nicht nochmal die selbe Entscheidung treffen, da du ja bereits durch diese Tür gegangen bist. Das ist wie bei einem Spiel, du kannst nicht einfach rückwärts laufen und die eine Mission nochmal spielen, außer du hackst dich vielleicht ein. So funktioniert das aber in der Regel nicht.

Es gibt also keine Zauberformel, die man immer wieder hervorholen kann?
Nicht wirklich. Ich habe gelernt, dass viele der Dinge und Umstände, die mich im letzten Jahr zu diesem Album geführt haben – und das meiste davon war tatsächlich eher unangenehm – notwendig waren, um die Platte zu dem zu machen, was sie jetzt ist. Und vielleicht musste die ganze Band-Marken-Karriere auch mit einem Quäntchen an klassischem Rock’n’Roll-Skandal getränkt werden, um sich entwickeln zu können. Sonst wäre es langfristig vielleicht sehr redundant geworden, nach dem Motto: Wir haben wieder mal einen neuen Papa. So, ich bin immer noch anonym. Oh, wie super!

Okay, jetzt wo du das Thema selbst ansprichst: Als du deine Identität letztes Jahr offiziell preisgegeben hast, wie notwendig hat sich dieser Akt angefühlt? War das auch Teil des Marketings oder dachtest du eher: Na ja, jetzt ist es ohnehin schon raus?
Ja, vor allem das. Ich dachte mir einfach, jetzt wo der Elefant im Raum steht und so hell leuchtet, ist es schwer, keinen Kommentar abzugeben. Ich würde jetzt nicht sagen, dass ich mich gezwungen sah. Ich war ja im Studio und nahm gerade das Album auf. Ich habe das also nicht durchgeplant. Aber hättest du mich das vor ein paar Jahren gefragt, hätte ich es wahrscheinlich nicht so aufgezogen, wobei ich immer wusste, dass ich nicht für immer unerkannt bleiben würde. Nicht, dass ich mich sehr anonym gefühlt hätte. Ich habe gefühlstechnisch in einer Band ge­­spielt, die maskiert war und nicht anonym. Da ist ein Unterschied. Ich persönlich war einfach nicht im Fokus der Ghost-Fans. Die hat es nicht interessiert, welche Schuhe ich abseits der Bühne trage. Alles in allem war es den Leuten eigentlich scheißegal. Aber ich war einfach der Meinung, dass ich es früher oder später tun muss, und hatte das Gefühl, dass es jetzt an der Zeit war.

Was hat sich seitdem für dich und was hat sich für die Fans verändert? Also, ich denke ja schon, dass einige sehr erpicht darauf waren, endlich offiziell zu wissen, wer hinter der Maske steckt. Es gab ja immer schon Gerüchte, was bestimmt auch ir­­gendwo beabsichtigt war, nehme ich an? Das Erschaffen eines Mythos?
Also ursprünglich war die Intention dahinter viel reiner. Das mag sich jetzt abgekartet anhören, wie ich hier sitze mit meiner kommerziellen Band, die gewisse kommerzielle Standards erfüllen muss. Das klingt natürlich nach Marketing-Rezept, aber der ursprüngliche Funke dieser Idee hatte einen höchst künstlerischen Anspruch und entstand vor dem Hintergrund, Theater machen zu wollen. Es stellte sich heraus, dass die Anonymität sehr gut als Werbewerkzeug funktioniert. Ein Werkzeug, das ich innerhalb des letzten Jahres um­­strukturieren musste. Aber es hat ge­­klappt und ein Faktor, der Ghost von vielen anderen Bands heutzutage unterscheidet, ist eben, dass wir unsere Persönlichkeit nicht überall hingeschmiert haben. Also, mal abgesehen von diesem verdammt dummen Gerichts-Scheiß! Aber jetzt liegt es an mir, zu wählen, wie ich mich im Kontext von Ghost weiterhin präsentieren möchte und zu welchem Grad ich meine Persönlichkeit in eure Gesichter schmieren möchte.

Und für was hast du dich entschieden?
Was ich nicht machen werde, ist alles zu tun. Ich werde weiterhin darauf bestehen, dass in Magazinen nur Bilder mit Masken gezeigt werden, denn das ist schließlich das Interessante an Ghost. Ich sitze jetzt hier vor dir als Direktor der Show, in der ich nebenbei auch noch eine Rolle spiele. Aber alles in allem, wenn du dir meine Berufsbeschreibung ansiehst, ist das Performen nur ein winziger Teil davon. Ich muss mich um so vieles kümmern. Ich meine, früher war ich dieser kleine Knirps, der einfach nur in einer Band sein wollte und in meinen 30ern wurde ich auf einmal in diese Situation hier katapultiert: Ich wurde zum Initiator der Band, zum Sänger, obwohl ich eigentlich nur Gitarre spielen wollte, ich bin der Boss, ein Arbeitgeber und habe so vielen Instanzen gegenüber Verpflichtungen. Daran hatte ich nicht gedacht, als ich früher in meinem Zimmer Pink-Floyd-Songs geübt habe. Und… ach scheiße, jetzt habe ich den roten Faden verloren. Na ja, lass uns das mal praktisch be­­trachten: Nur weil ich diese Radioshow gemacht habe und heute unmaskiert mit dir spreche, ist da kein Unterschied, außer, dass jetzt eben Tobias Forge hier sitzt. Aber ich spreche über dieselben Dinge wie vorher. Weißt du, nur deshalb lege ich mir jetzt kein Facebook-Profil zu oder Instagram und poste ständig irgendwas.

Also bleibt bei Ghost alles beim Alten, im Sinne von: Das Konzept wird sich hiermit nicht verändern?
Ghost wird sich nicht verändern, der Mythos außen rum wird sich wandeln.

Du gehst jetzt also nicht mit weit ausgebreiteten Armen auf die Büh­ne, schminkst dich ab und rufst: „Ich bin es! Euer Messias!“
Genau das wird nicht passieren. Ich bin einfach nur der Direktor. Gerade eben kommentiere ich so, wie es ein Regisseur bei seinem Film tun würde.

Neben deiner gesanglichen Leistung hast du auch ein sehr hohes Unterhaltungspotenzial. Du bringst die Leute zum Lachen. Wann hast du deine Entertainment-Qualitäten entdeckt?
Hm. Ich weiß, dass ich das immer schon machen wollte, aber es gibt keinen fixen Punkt auf dem Zeitstrahl, wo ich auf einmal gemerkt habe, dass ich das kann. Ich denke, meine erste Performance hatte ich im Kindergarten. Meine Freunde und ich haben uns immer verkleidet und Playback zur Musik gespielt. Auf Besen. (lacht) Das erste Mal vor Leuten aufgetreten bin ich tatsächlich mit sieben. Da war ich auf der Geburtstagsparty einer Freundin und ihre Mutter hatte eine gelbe Tele­caster, die genau wie Keith Richards’ Gitarre aussah. Ich war ein riesiger Fan der Stones und fragte, ob ich spielen dürfte. Und ihre Mutter war überrascht, aber sie baute einen kleinen Fender-Verstärker auf und ich spielte für sie. Dann meinte sie, ich solle doch vor den anderen Kids spielen und ich erinnere mich daran, dass im Kinderzimmer eine kleine Disco war, du weißt schon, mit Lichtern und Musik. Und ich habe ›Love In Vain‹ von den Stones zum Besten gegeben. Das war sozusagen meine erste Show. Aber nur diesen einen Song lang, dann war es auch schon wieder vorbei… und dann habe ich natürlich die Gitarre kaputt gehauen. (Achtung, Ironie! Anm. d. Red.)

Ein klassischer „The Who“! Die Mutter war bestimmt ganz begeistert von dir.
Oh ja! (lacht)

Es gibt da eine Sache, die mich brennend interessiert: Letztes Jahr nach eurem Konzert in München habe ich einen Bericht für das Magazin ge­­schrieben und vermerkt, dass eine ziemliche sexuelle Atmosphäre von eurer Show ausgeht. Meine männlichen Kollegen hielten mich für verrückt. Bist du dir dessen bewusst, dass durch die Praktik der Verhüllung und diese okkulten Vibes, die mit der Ästhetik von dunklen Riten und Messen spielen, die Luft zum Flirren gebracht wird?
Ich müsste schon blind und autistisch sein, wäre mir diese Magie nicht aufgefallen. Ich denke, dass besonders im Rock’n’Roll eine gewisse Spannung wichtig ist. Ich sage mal so: Ich war da am Anfang recht naiv und habe nie über das diesbezügliche Potenzial von maskierten Menschen auf einer Bühne nachgedacht. Denn am Anfang dachte ich, wir würden hauptsächlich bei Kerlen ankommen…

Da hast du dich getäuscht!
Ja, das habe ich wirklich. Und das ist mir so richtig während unserer ersten Amerika-Tournee aufgefallen. Da spielten wir zum ersten Mal eigene Shows für unsere eigenen Fans. Das hat eine ganz andere Dynamik als ein Support-Slot. Und damals dachte ich mir: Wow, fuck! Und mir ist wirklich bewusst geworden, dass diese Shows aphrodisierend auf Menschen wirken. (lacht) Was interessant ist, denn sogar von der Bühne aus habe ich Leute gesehen, die gerade ziemlich bei der Sache waren und Zeug gemacht haben, das man jetzt nicht jeden Tag sieht. Und ich wusste echt oft nicht, ob die jetzt gerade tatsächlich Sex haben. (lacht) Es ist natürlich ein schmeichelhafter Gedanke, dass ich mit meinem Werk derartige Prozesse auslösen kann, die noch weit über das Konzert hinaus wirken. Wenn es was in Bewegung bringt, ist es großartig. Also, um deine Frage zu beantworten: Ja, ich verstehe das. Und ich bin nicht überrascht, dass es da eine unterschiedliche Wahrnehmung zwischen den Geschlechtern gibt und dass Frauen diese sexuelle Aura vielleicht mehr spüren als Männer.

Ja, und damit zusammenhängend spielt wohl auch das Ästhetik-Konzept eine Rolle. Die okkulte Symbolik wirkt vielleicht auch nur auf be­­stimmte Menschen… wie mich beispielsweise.
Ja und das Konzept von Anziehungskraft kann so vielschichtig sein. Hast du mal Pippi Langstrumpf angeschaut? Ich meine, kannst du dich noch an die Charaktere erinnern?

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