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Foo Fighters: Rock’n’Grohl!

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Foo Fighters: Rock’n’Grohl!

Zwei Tage später das offizielle Interview: Hoch in den Bergen von Tarzana mit Panoramablick übers Valley und in einer schmucken Villa, die Dave nach der Hochzeit mit Model Jordyn Blum erworben hat. Mit einer endlosen Zufahrt, die durch ein Meer aus farbenprächtigen Blumen führt, eine alte Glocke mit der Aufschrift „The Grohls“ passiert, und zu einem Rondell mit Springbrunnen, BBQ-Grill und silberner deutscher Luxuslimousine führt. Die Früchte von 25 Jahren Rock’n’Roll – und dem einen oder anderen Nirvana-Album. Und auch das Sicherheitssystem funktioniert perfekt: Kaum ist man ausgestiegen, schallt es von oben: „Hey, how you’re doing?“ Genauer von einem Balkon über der Garage, auf dem Dave sein breitestes Begrüßungslächeln aufsetzt.

Willkommen in der Casa Grohl, durch die es auch prompt die nächste Führung gibt: „Hier ist die Küche, da das Wohnzimmer, dort schlafen meine Frau und ich, und diesen Raum teilen sich meine Töchter.“ Das Problem ist nur: Sämtliche Räumlichkeiten sind leer, überall liegt Werkzeug, und das Ganze ähnelt einer Baustelle. „Die Sache ist die: Harper und Violet sind jetzt so alt, dass sie ihr eigenes Zimmer brauchen. Deshalb lassen wir das gesamte Haus umbauen, um die vorhandenen Räume besser zu nutzen. Momentan wohnen wir in einem Haus die Straße runter, aber sobald ich auf Tour bin, gehen die Arbeiten los.“ – Das heißt, du lässt deine Frau mit dem Kram alleine? – „Ja, aber dafür bezahle ich ja den ganzen Mist.“ Ein kehliges Lachen, eine einladende Handbewegung, und schon sind wir im Raum über der Garage, in der ein analoges Mischpult und eine gemütliche Ledercouch stehen. Auf der lässt sich Dave nieder, köpft ein Root-Beer und bemüht sich zu erklären, was er und die Seinen auf WAISTING LIGHT, dem siebten Foos-Album, bewerkstelligt haben.

Nämlich das Lauteste, Härteste, Aggressivste, was die Band je auf Ton-träger gebannt hat. Und das, so Dave, aus gutem Grund: „Ich bin jetzt 42. Und um ehrlich zu sein: Ich liebe ruhige Musik und könnte den ganzen Tag Balladen schreiben. Nur: Das ist keine Herausforderung für mich. Deshalb dachte ich: ,Scheiß drauf! Wer weiß, ob ich mit 46, 48 oder 49 noch in der Lage bin, ein richtig hartes Album zu machen.‘ Insofern ist das meine letzte Chance – und die nutz ich! Zumal wir ja mit Butch Vig gearbeitet haben, der ein Meister darin ist, etwas groß und mächtig klingen zu lassen. Und ich hatte all diese fetten Riffs in petto und kann immer noch drei Stunden schreien. Also fragte ich die Jungs: Worauf warten? Lasst uns verdammt noch mal loslegen!“

Und das haben sie denn auch getan: WASTING LIGHT enthält elf Stücke, die auch hochmelodische Momente aufweisen, aber vor allem messerscharfe Riffs, polternde Drums, einen energetischen Gesang und viel durchgetretenes Gas-pedal bieten. Die Songs sind komplett analog in Grohls Garage entstanden und bergen – quasi als Krönung – auch noch eine Semi-Nirvana-Reunion in sich. Schließlich entstand das Stück ›I Should Have Known‹ nicht nur mit Butch Vig und Pat Smear, sondern auch mit Krist Novoselic, der Akkordeon und Bass beisteuert. Und das zu einem Text, der sich als späte, aber sehr emotionale Auseinandersetzung mit dem Tod von Kurt Cobain erweist.

Darin konfrontiert sich Dave selbst mit der Frage, ob er Kurts Selbstmord hätte verhindern können, wenn er den Mut gehabt hätte, sich gegen das Umfeld des Sängers durchzusetzen. Gedankenspiele, mit denen sich Grohl seit 17 Jahren herumschlägt – und die er nun erstmals artikuliert: „Als ich den Song geschrieben habe, saß ich in meinem Schlafzimmer und hatte zunächst etwas ganz anderes im Sinn. Aber plötzlich ploppten Gedanken auf wie: ‚Gott, ich hätte wissen müssen, dass das passiert – aber ich habe nichts dagegen getan!‘ Oder: ‚Ich habe es bewusst ignoriert!‘ Solche Dinge schießen einem ja öfter durch den Kopf, sie sind nicht nur an eine spezielle Situation gebunden. Daher können sich viele Leute damit identifizieren. Doch als ich die ersten Textzeilen weiter ausgearbeitet habe, ist mir klar geworden, dass ich mich hier nicht mit etwas Allgemeinem beschäftige, sondern es durchaus Parallelen zu meiner eigenen Vergangenheit gibt. Denn genau so habe ich damals bei Nirvana gefühlt: Ich hatte Angst, dass das passieren könnte. Und später machte ich mir riesige Vorwürfe. Das hat echt lange an mir genagt.“ Was nicht nur wie ein Befreiungsschlag klingt, sondern auch einer ist. Nicht ohne Grund singt er im finalen ›Walk‹ voller Inbrunst: „I don’t want to fuckin’ die.“ Oder wie Dave es im Interview formuliert: „Das ist das Thema des Albums. Das – und ein paar Mädchen, mit denen ich mal was hatte.“

Es folgen ein weiteres lautes Lachen und der Themenwechsel zu seinen zahlreichen Kollaborationen der letzten Jahre. Etwa Them Crooked Vultures, dem Trio um Josh Homme (Queens Of The Stone Age) und John Paul Jones (Ex-Led Zeppelin). Mit den beiden wollte er 2010 eigentlich noch ein zweites Album aufnehmen. Entschieden hat er sich dann aber für die Foo Fighters, die für ihn – so betont er – immer noch höchste Priorität besitzen. Dagegen sind die 30 Alben von befreundeten Künstlern, auf denen er bislang mitgewirkt hat (Tenacious D, Tony Iommi, David Bowie, Queens Of The Stone Age, Killing Joke, Garbage, NIN, Prodigy, Slash) reine Spaßprojekte, bei denen er sich gelegentlich austobt. „Als Kind habe ich mir jede Menge Bands angesehen, oft in kleinen Läden wie dem ,9:30‘-Club in Washington, DC. Dabei stellte ich mir immer vor, dass der Sänger der Band auf die Bühne kommen und sagen wür-de: ‚Sorry, wir können heute Abend nicht auftreten, weil unser Drummer krank ist. Es sei denn, jemand im Publikum hat unsere Songs drauf.‘ Und das wäre dann mein Auftritt gewesen. Ich hätte einen Song nach dem anderen durchgetrommelt. Und so handhabe ich es bis heute: Wenn ich mir AC/DC anschauen will und sie an dem Abend zufällig einen Drummer brauchen sollten, will ich einspringen können. Genau wie bei Killing Joke, Motörhead, ach, all meinen Lieblingsbands. Ich habe einfach den Drang, mit jedem zu spielen.“

Was, so gibt er grinsend zu, auch für Gonzo, Kermit, Floyd und Miss Piggy gilt. Schließlich mimt er im jüngsten Muppets-Film, der bei uns nur auf Video erscheint, den Ersatz von „Animal“, der sich – so ist das in modernen Drehbüchern – einem Reha-Besuch unterziehen muss. „Es gibt nur wenige Drummer, die echte Ikonen sind. Nämlich Buddy Rich, Keith Moon, John Bonham – und Animal aus der Muppet Show“, sinniert Dave. „Und die Leute sagen schließlich immer, dass ich beim Schlagzeugspielen genauso aussehe wie er. Daher: Wenn mich dann jemand wegen eines Muppets-Films anruft, mache ich natürlich mit!“ Ganz zur Freude seiner Töchter, die aus diesem Anlass mit Kinokarten und Merchandise überhäuft worden und zudem mächtig stolz auf ihren Daddy sind. Genau wie Ehefrau Jordyn, die übrigens im ›White Limo‹-Video mitspielt. Und ihn nun schon zum wiederholten Mal anruft: „Schatz, wo bleibst du? Die Kinder haben Hunger, und du hast die Einkäufe im Wagen.“

Da kann Dave nicht anders, als sein baldiges Erscheinen zu versprechen und dem relaxten Plausch ein abruptes Ende zu bereiten. „Sorry, ich muss los. Wir setzen das bei Gelegenheit fort.“ Ein letzter Blick aufs Valley, den Springbrunnen und den Rockgott in der deutschen Nobelkarosse, der zum Abschied höflich winkt. So, wie es sich in der Welt von Rock’n’Grohl gehört…

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