Seit den 60ern ist der Circus-Krone-Bau Schauplatz der bedeutendsten Konzerte. Die Beatles waren hier, die Stones und jetzt auch Europe. Nur ist das altehrwürdige hölzerne Rund längst nicht mehr die größte Halle der Stadt und heute meist Heimat von feinen Liebhaber-Konzerten. 1986, als Europe zuletzt an dieser Stelle standen, war das anders. Mikro-Stativ-Akrobat Joey Tempest und seine Männer waren ein Massenphänomen. Dass der Hype rund um das im selben Jahr erschienene Album und seinen Titelsong absolut gerechtfertigt war, beweisen sie an jenem Abend – nach über 35 Jahren im Geschäft. Mit einem bemerkenswert hohen Schalldruck präsentieren Europe ihr Repertoire. Mit einem stilistischen Mix aus Joe Bonamassa, Iron Maiden und Deep Purple versuchen sie bei den jüngeren Stücken scheinbar den Image-Wandel. Nötig wäre dieser aber nicht. Europes bekannteste Songs liegen mittlerweile 30 Jahre zurück – genau der Turnus, in dem Moden wiederzukehren belieben. Natürlich wünscht sich keiner einen nostalgischen Zirkus, jedoch brauchen sich Europe auch keineswegs dafür schämen, wer sie waren und noch immer sind: Freude vor und mit dem Publikum (inklusive Witzen über das eigene Alter und einer Begrüßung im perfekten München-Jargon), bombastische Licht- und Nebelschlachten und Jahrhundert-Kompositionen wie ›Rock The Night‹, ›Carrie‹ und eben auch ›The Final Countdown‹.
Europe: München, Circus Krone (26.10.15)
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