70 FREE AT LAST
Free
ISLAND, 1972
Nach ihrer Auflösung im Vorjahr bot die wiederauferstandene Version von Free 1972 eine gedämpftere Alternative zu ihrem sonstigen Hardrock-Blues. Die Songs waren nachdenklicher und verspielter, etwa in der geschliffenen Schönheit von Höhepunkten wie ›Guardian Of The Universe‹ und ›Little Bit Of Love‹.
Rob Hughes
Zeitzeugen:
„Sie haben beschlossen, ihre Energie in Zukunft in einfache, geradlinige Kompositionen im Stil von ›All Right Now‹ fließen zu lassen.“
Rolling Stone
69 BRIDGE OF SIGHS
Robin Trower
CHRYSALIS/CAPITOL, 1974
Robin Trower war dem amerikanischen Blues schon immer näher als dem britischen Boom, und epische Stücke wie ›Day Of The Eagle‹ und ›In This Place‹ verhalfen BRIDGE OF SIGHS zu 31 Wochen in den US-Charts. In der Heimat jedoch stieß es auf wenig Interesse.
Henry Yates
Zeitzeugen:
„Trower gibt zu, von Jimi Hendrix inspiriert zu sein … In ihrer Kohäsion und Brillanz stehen seine Soli denen seines Mentors in nichts nach.“
Rolling Stone
68 (I‘M) STRANDED
The Saints
EMI, 1977
Die Saints aus Brisbane kamen zur selben Zeit auf wie die Ramones in New York und überzeugten mit einem ähnlich ungehobelten Punk-Dampfhammer nach ihrer ganz eigenen Art. Für „die primitivste Band der Welt“ war es kein Problem, ihr Debüt in zwei Tagen rauszuhauen, und (I‘M) STRANDED flog nur so vorbei in einem atemberaubenden Feuersturm polternden Machismos. Als sie mitten im Punk-Krieg nach London schlurften, hatten sie sich noch nicht mal die Haare schneiden lassen.
Ian Fortnum
Zeitzeugen:
„Alben von solcher Kraft und Geschwindigkeit sind ziemlich selten. Es ist, als würden einem die Haare mit einem Flammenwerfer abgefackelt.“
Zigzag
67 CRIME OF THE CENTURY
Supertramp
A&M, 1974
Fünf Jahre bevor sie mit BREAKFAST IN AMERICA die Welt eroberten, ebneten Supertramp mit diesen fabelhaften Songs über das Erwachsenwerden und die Einsamkeit den Weg. ›School‹, ›Rudy‹ und die Hitsingle ›Dreamer‹ waren nicht nur eine Mischung aus spirituellen Überlegungen und radiofreundlichem Artrock, sondern auch wie maßgeschneidert für Hi-Fi-Geeks, die nach THE DARK SIDE OF THE MOON etwas Neues suchten.
Mark Blake
Zeitzeugen:
„CRIME OF THE CENTURY könnte ein Monster werden.“
NME
66 FORCE IT
UFO
CHRYSALIS, 1975
FORCE IT war das zweite Album von UFO mit Michael Schenker an der Gitarre und setzte die wachsende Verfeinerung fort. Dass zwei Drittel der Songs zu Fixpunkten im Live-Set der Band wurden, sagt so ziemlich alles.
Dave Ling
Zeitzeugen:
„Michael Schenker kann eine Gitarre so brühend heiß wie das Wasser aus dem Kessel spielen, oder so eiskalt wie das Nordmeer.“
Sounds
65 SPECTRES
Blue Öyster Cult
COLUMBIA, 1977
SPECTRES entstand im Schatten von ›(Don‘t Fear) The Reaper‹ und dem dazugehörigen Album AGENTS OF FORTUNE – und ist bis heute dort geblieben. ›Godzilla‹, die Hommage an ein durch Strahlung mutiertes japanisches Monster, wurde zum Standard auf jeder BÖC-Best-Of, doch der Rest wurde größtenteils ignoriert. Was eine Schande ist, denn SPECTRES konterkariert seine simplen Riffs mit großartiger Melancholie und einem Figurenkabinett aus selbstmörderischen Liebenden (›Death Valley Nights‹), Vampiren (›Nosferatu‹) und einer fetischbesessenen Motorradgang (›Golden Age Of Leather‹). Außerdem verdient jede Platte mit der Textzeile „Oh no, there goes Tokyo/Go go Godzilla“ eine Auszeichnung!
Mark Blake
Zeitzeugen:
„Jeder Song ist ein kleines Meisterwerk der Form und Komposition. SPECTRES hat keine Mängel.“
NME
64 TED NUGENT
Ted Nugent
EPIC, 1975
Jahre später wurde „The Nuge“ vor allem für seine diversen verqueren Ansichten bekannt, doch 1975 mit seinem ersten Soloalbum nach der Auflösung der Amboy Dukes ging es noch einzig und allein darum, wie gekonnt er seine Gibson Byrdland bearbeitete. Diese Platte machte ihn zu einem Gitarrenhelden. ›Stranglehold‹ gab den Ton vor, ein achtminütiger Jam mit einem unfassbaren Solo. ›Motor City Madhouse‹ war manisch intensiv und auf lässigen Tracks wie ›Hey Baby‹ und ›Just What The Doctor Ordered‹ bediente sich Nugent ausgiebig beim klassisch-amerikanischen Rhythm‘n‘Blues.
Paul Elliott
Zeitzeugen:
„Wenn sie damals in Jericho Nugent gehabt hätten, wäre der ganze Schlamassel sofort vorbei gewesen. Er macht akzeptabel furchtbaren Lärm.“
NME
63 STREET HASSLE
Lou Reed
ARISTA, 1978
Auf dem Gipfel von Lous grenzenlos medienverachtender Garstigkeit veröffentlicht, war STREET HASSLE ein urbanes Meisterwerk, verpackt in ein vielfaches „Fuck you“. Sein Fokuspunkt war das nie übertroffene, seine gesamte Karriere definierende Titelstück – ein ungeschöntes Triptychon mit Echos von Hubert Selby Jr. und John Rechys Innenstadt-Prosa, angetrieben von einem mantrischen Cello-Motiv, das einfach nicht nachgeben wollte. An anderer Stelle provozierte Reed die Kräfte des Liberalismus mit ›I Wanna Be Black‹ und parodierte sich mit ›Gimme Some Good Times‹ und ›Dirt‹ freudvoll selbst.
Ian Fortnum
Zeitzeugen:
„Wenigstens zeigt das Titelstück, dass Reed immer noch bei der Sache ist und es draufhat.
Der Rest variiert zwischen amüsanten Einzeilern, flachen Cocktail-Langweilereien und fehlgeleiteter Eitelkeit.“
Sounds
62 THE INNER MOUNTING FLAME
Mahavishnu Orchestra
CBS, 1971
Es ist heutzutage ziemlich schwer zu beschreiben, wie unglaublich überwältigend und hirnverspulend THE INNER MOUNTING FLAME klang, als es 1971 landete, scheinbar aus einer weit, weit entfernten Galaxie. Manchmal laut, wuchtig und direkt mit einer kontrollierten Kakophonie aus brillanter Gitarre, Bass, Schlagzeug, Synthesizer und E-Geige, manchmal erschütternd melodisch und friedvoll, war es wirklich bahnbrechend. Der erste Hördurchlauf war alles andere als leichtverdaulich, doch mit diesem wahnwitzigen Debüt hatten Mahavishnu den Jazzrock endgütlig etabliert und den Begriff „far out“ neu definiert. Ein neuer Berggipfel war auf der musikalischen Landkarte erschienen.
Paul Henderson
Zeitzeugen:
„Seine Schlüssigkeit und Disziplin sind wie ein Lichtstrahl auf die Verirrten und Verwirrten. Dieses bemerkenswerte Album wird sehr lange Schatten werfen.“
Melody Maker
61 LITTLE QUEEN
Heart
PORTRAIT, 1977
Bevor sie Mitte der 80er mit „Denver-Clan“-Schulterpolstern und umnebelt von Asthma auslösenden Haarspray-Wolken zurückkehrten, spielten Heart folkigen Hardrock und zogen sich an, als seien sie auf dem Weg zu Robin Hoods Hochzeit. Ihr 1976er-Debüt gilt als Höhepunkt dieser Ära, doch Kenner bevorzugen dessen Nachfolger LITTLE QUEEN. Ann Wilsons glasklare Stimme und die elegante Gitarre ihrer Schwester Nancy brillieren auf dem Titelstück und der Ballade ›Treat Me Well‹. Doch vor allem findet sich hier der beste Song, den Heart je geschrieben haben: das rifflastige ›Barracuda‹, in dem es ihnen irgendwie gelingt, den titelgebenden Fisch so gefährlich wie den „Weißen Hai“ klingen zu lassen.
Mark Blake
Zeitzeugen:
„Wieso entspannen sie sich nicht einfach? Das haben sie auf ›Dreamboat Annie‹ doch auch getan… Ich weiß nicht. Ich weiß nur, dass ich enttäuscht bin.“
Sounds
Hier findet ihr die Plätze 100-81.