Die 70er waren natürlich das großartigste Jahrzehnt in der Musik überhaupt. Ihr glaubt, die größten Klassiker jener Dekade zu kennen? Moment, nicht so schnell – hier sind die Alben, die WIRKLICH wichtig waren! (Achtung: LED- ZEP-IV-freie Zone!)
Willkommen zu unserem monumentalen Countdown der WAHREN 100 besten Alben der 70er – die Auswahl für echte Kenner.
Die Regeln sind einfach:
1. Ein Album pro Act. Ja, wir wissen, dass Zeppelin, AC/DC und Bowie schon allein genug tolle Platten gemacht haben, um die komplette Liste zu füllen, aber das wäre doch langweilig. Wir geben den anderen auch eine Chance.
2. Die berühmtesten Alben sind tabu. Muss die Welt wirklich noch mal etwas über PARANOID lesen? Nein. Dies sind die unbesungenen Klassiker und verkannten Juwelen. Überraschungen garantiert!
3. DIE Wahl muss gerechtfertigt werden.
Wieso sollten euch diese Werke interessieren? Wir sagen es euch!
Alles klar? Gut. Bitte hereinspaziert …
100 IN FOR THE KILL!
Budgie
MCA, 1974
Das vierte Album des walisischen Trios von Bassist und Sänger Burke Shelley, Gitarrist und Sänger Tony Bourge sowie Schlagzeuger Pete Boot war ein Feuerball aus reiner Proto-Metal-Energie. Stücke wie ›Crash Course In Brain Surgery‹ und ›Zoom Club‹ groovten so eigenartig wie effektiv und festigten Budgies Ruf unter den folgenden Generationen von Metalheads. Damals galt die Band als uncool, doch dieses Werk war eine so kraftvolle wie überzeugende Ansage.
Malcolm Dome
Zeitzeugen:
„Es gibt hier nichts, was die Fantasie befeuert, sie wird nur pulverisiert. Eine Platte voller spastischer, torkelnder Riffs und kindischer Vocals.“
Melody Maker
99 CLEAR SPOT
Captain Beefheart
REPRISE, 1972
Nachdem er den Rock an seine äussersten Grenzen getrieben hatte, suchte Captain Beefheart den Erfolg, indem er sich mit dem Doobie-Brothers-Produzenten Ted Templeman zusammentat. Gemeinsam erschufen sie die kurz-und-knappe, absolut anhörbare, aber doch einzigartig fremde Gumbo-Wut von CLEAR SPOT. Der Höhepunkt war das umwerfende ›Big Eyed Beans From Venus‹. Verkauft hat es sich trotzdem nicht.
Kris Needs
Zeitzeugen:
„Es fühlt sich gut an, zu wissen, dass Beefheart endlich sein volles Potenzial als Vollgas-Rock‘n‘Roller ausschöpft.“
Creem
98 NORTHWINDS
David Coverdale
PURPLE, 1978
Coverdales zweites Soloalbum kam dem erdigen Blues und Soul viel näher als alles, was er je mit Deep Purple gemacht hatte. Zudem wurde es zur Blaupause für seine Musik in der frühen Bluesrock-Phase von Whitesnake. Aufgrund mangelnder Promotion wurde es damals aber kaum wahrgenommen.
Malcolm Dome
Zeitzeugen:
„Acht griffige Rocksongs, von Balladen zu härteren Stücken. [Coverdale] singt mit vollem Einsatz und jeder Menge raukehliger Feuerkraft.“
Record Business
97 THE GODZ
The Godz
RCA, 1978
Das Debüt von The Godz, produziert von Grand-Funk-Railroad-Schlagzeuger Don Brewer, war primitiver, auf das absolute Minimum reduzierter US-Hardrock. Gitarrist Eric Moores Riffs dominieren, während die charmant proletenhafte Bikerhymne ›Gotta Keep A Runnin‘‹ Twisted Sister wie Muse klingen lässt. Alle sagen, der Rock‘n‘Roll sei tot – doch der Rock‘n‘Roll der Godz ist alles andere als das!
Geoff Barton
Zeitzeugen:
„Sie wurden schon mit Grand Funk verglichen, doch ich finde sie besser, tighter und mehr in der Tradition des guten alten Arschtret-Rock.“
Sounds
96 MËKANÏK DËSTRUKTÏẀ KOMMANDÖH
Magma
A&M, 1973
Auf dem dritten Album führte der Schlagzeuger und Komponist Christian Vander sein französisches Ensemble beherzt an die Grenzen der Prog-Jazz-Exzentrik. Dabei musste man Vanders mythische Sprache Kobaïan nicht beherrschen, um diese sinfonische Sci-Fi-Saga zu verstehen – das explosive-polyrhythmische Verschmelzen von Swingle Singers, Carl Orff und Metal genügte völlig. Produziert wurde das Album vom ehemaligen Yardbirds/Stones-Impresario Giorgio Gomelsky und war zudem der Ursprung des obskuren Prog-Subgenres Zeuhl.
Jo Kendall
Zeitzeugen:
„Sich das anzuhören, bedarf einiger geistiger Anpassung und eines Überdenkens musikalischer Werte …
dies ist Musik aus den Sphären.“
Melody Maker
95 STRAY DOG
Stray Dog
MANTICORE, 1973
Diese Texaner waren wirklich außergewöhnlich, denn sie wurden sowohl von ZZ Tops Billy Gibbons als auch ELPs Greg Lake unterstützt. Auf diesem wilden Debüt fand sich ein brandheißes Cover der ZZ-Top-Nummer ›Chevrolet‹, während es auf ELPs eigenem Label Manticore erschien. Das Highlight ist zweifellos ›Rocky Mountain Suite (Bad Road)‹, ein knockentrockener Heavy-Blues, angetrieben von WG „Snuffy“ Waldens furioser Gitarre. Doch Stray Dog warfen bald das Handtuch und „Snuffy“ verkroch sich Richtung Hollywood, um Scores für Fernsehserien wie „The West Wing“ zu machen.
Geoff Barton
Zeitzeugen:
„Ihr Promenadenmischung-Rock klingt mit jeder Sekunde noch räudiger und zotteliger.“
Sounds
94 TUBEWAY ARMY
Tubeway Army
BEGGARS BANQUET, 1978
Gary Numans Debütalbum präsentierte die DNS des heißesten Acts von 1979 – eine Faszination für Philip K Dick, chronisch gestörtes Sozialverhalten und Storytelling à la Ziggy Stardust – und übergoss primitiven Synth-Punk mit beeindruckender Gitarrenarbeit.
Jo Kendall
Zeitzeugen:
„Simple und rohe Projektionen der Zukunft.“
NME
93 TAGO MAGO
Can
UNITED ARTISTS, 1971
Unverständliche Texte, kaum nachvollziehbare Strukturen und epische Grooves stellten sicher, dass TAGO MAGO Can nicht zu Chartstürmern machte. Doch die abstrakte Genialität und der halluzinogene Artrock markierten eine verwegene neue Form von deutschem Expressionismus.
Rob Hughes
Zeitzeugen:
„Ich habe nicht den Eindruck, dass in dieser Musik auch nur ein Hauch des Geistes von Rock‘n‘Roll steckt.“
Melody Maker
92 NO OTHER
Gene Clark
ASYLUM, 1974
Die 1973er-Reunion der Byrds bescherte Clark auch einen Solovertrag mit Asylum Records. Leider verstand das Label dieses Country-Rock-Meisterwerk mit metaphysischen Texten und psychedelischen Gospel-Einflüssen nicht und machte kaum Werbung dafür.
Rob Hughes
Zeitzeugen:
„Die veredelte Essenz von allem, was Clark mit The Byrds und als Solokünstler je gemacht hat.“
Sounds
91 III
Santana
CBS, 1971
Auf III zogen Santana sämtliche Latin-Rock-Register und holten den erst 17-jährigen Neal Schon ins Boot, um knackige Licks über frei fließende Kreuzrhythmen zu bomben. Der Höhepunkt auf diesem US-Nr.-1-Album war ›Everybody‘s Everything‹.
Jo Kendall
Zeitzeugen:
„Man hört sich Santana nicht nur an. Man steigt in den Rhythmus ein und macht mit.“
Rolling Stone