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Das letzte Wort: Randy Hansen

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Das letzte Wort: Randy Hansen

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Randy lachend_sepia_ Foto Cristina ArrigoniEs gibt wohl keinen zeitgenössischen Musiker, der Jimi Hendrix besser interpretiert als Randy Hansen. Der 67- Jährige wirkt nicht nur optisch wie sein großes Idol, sondern widmet sich seit über 30 Jahren der künstlerischen Nachlassverwaltung des amerikanischen Superstars, der im September 1970 starb. Dabei konnte Hansen zwischenzeitlich sogar mit den Originalmusikern von Hendrix’ Band Of Gypsys spielen. Im Oktober ist Hansen wieder auf großer Deutschlandtournee (Termine auf Seite 123)!

Kannst du dich noch daran erinnern, wo du dich genau befunden hast, als du die Nachricht von Hendrix’ Tod bekamst?
Oh ja, sehr gut sogar. Ich war gerade auf dem Weg zur Schule, unser Busfahrer erzählte es mir.

Wie waren damals deine ersten Gefühle zu dieser Nachricht?
Ich war traurig, wütend und ängstlich zugleich. Ich konnte es kaum glauben und legte mich sofort mit dem Busfahrer an: „Du lügst! Das kann überhaupt nicht sein. Du willst mich nur verarschen!“

Weshalb warst du wütend und ängstlich?
Wütend über diese schreckliche Nachricht war ich vor allem deshalb, weil ich intuitiv spürte, dass sie mein Leben verändern würde. Und ängstlich war ich, da ich nicht wusste, was Hendrix’ Tod für mich in Zukunft bedeutet. Er war schon damals mein großes Idol, und seine Musik hatte mir über einige bittere Jahre in meiner Kindheit hinweggeholfen.

Du sprichst vom frühen Tod deines Vaters, richtig?
Genau. Mein Dad starb bei einem Autounfall, als ich zehn Jahre alt war. Eine schreckliche Phase in meinem Leben, in der mir Hendrix’ Musik in vielen bitteren Stunden zur Seite stand.

Wann stand für dich fest, dass du dein musikalisches Leben ihm widmen würdest?
Bereits relativ schnell nach seinem Tod. Ich hatte bis dahin ja auch eigene Songs geschrieben, stellte aber fest, dass sie mir nicht so viel Freude machten wie die Hendrix-Stücke. Für mich war es die natürlichste Sache der Welt, seine Songs zu spielen. Eines Tages kam in mir das Gefühl auf, dass ich eigentlich berufen sei, das Erbe Hendrix’ aufrechtzuerhalten. Es gab damals niemanden, der sich dieser Aufgabe annahm, jedenfalls niemanden, der mir bekannt war. Hendrix-Musik läuft quasi durch meine Venen, sie steckt in jedem Körperteil von mir. Seine Songs sind meine Religion, dabei weiß ich, dass er kein Außerirdischer war, sondern ein Mensch wie du und ich, allerdings ein genialer.

Du hast dein Verhältnis zu Hendrix einmal mit der Beziehung zu deinem Vater verglichen. Wie passt das?
Nun, beide, also sowohl Hendrix als auch meinen Vater, habe ich verloren, bevor ich sie überhaupt so richtig kennenlernen konnte. Man neigt dazu, solche Personen zu idealisieren, dabei bin ich mir sicher, dass sowohl Hendrix als auch mein Vater irgendwelche negativen Seiten hatten, die mir nicht gefallen hätten. Aber es ist heute so, wie es eigentlich auch sein sollte: Ich liebe meinen Vater und auch Jimi Hendrix für das, was ich von ihnen weiß.

Hendrix ist sehr jung gestorben, du dagegen spielst seine Musik noch in einem gesetzten Alter.
Ein Widerspruch?

Nein, warum? Ich versuche sowieso nur das zu machen, was mir Spaß macht. Ich spiele die Stücke ja nicht wie ein alter Mann, sondern genauso rau und un-poliert, wie Hendrix sie in seiner Zeit gespielt hat. Auch er änderte seine Spielweise bei jedem Konzert: War er depressiv, klang seine Musik dunkel und düster, war er gut gelaunt, klang sie unheimlich erfrischend. Hendrix war sogar an Tagen, an denen er sich müde und ausgelaugt fühlte, unglaublich gut. An Tagen, an denen es ihm gut ging, war er sogar exzellent.

Wie lange hat es gedauert, bis du die Hendrix-Songs so spielen konntest, dass du selbst damit zufrieden warst.
Nun, ich fing ja schon in der Schule an, seine Stücke zu lernen. Ich hatte damals kein gutes Equipment, meine Gitarre war lausig und der Verstärker eigentlich total unbrauchbar. Aber ich spielte das, was ich hörte, fand immer mehr richtige Noten und konnte zunehmend besser die kleinen Ungereimtheiten ablegen. Ich muss sagen, dass ich mich mit dieser Methode relativ schnell zu einem guten Hendrix-Interpreten entwickeln konnte.

Spielst du die Hendrix-Songs heute anders als vor 20 Jahren?
Oh ja, und ich spiele sie morgen anders als heute, und nächste Woche anders als vor einem Monat. Was ich damit sagen will: Jedes Konzert ist anders, wir ändern die Setliste, wir sind nicht jeden Abend gleich gut drauf und wir variieren Arrangements, so wie es uns in den Sinn kommt. Aber genau das war bei Hendrix nicht anders, auch er hat keine zwei Konzerte gleich geklungen.

Wie war es, als du mit den Original-Hendrix-Musikern Buddy Miles, Noel Redding und Mitch Mitchell spielen konntest?
Ungeheuer aufregend. Und völlig anders als mit meiner eigenen Band. Noel spielte unheimlich laut, man musste seinen eigenen Verstärker deutlich weiter aufreißen, um mithalten zu können. Buddy dagegen spielte eher leise, eher swingend. Mit Noel und Mitch zusammen war es ein wenig wie mit meiner eigenen Band, nur mit dem Unterschied, dass ich fürchterlich nervös war.

Hat das Publikum es gemerkt?
Ich weiß es nicht, aber es wäre für mich okay gewesen. Es war in Amerika, im Greek Theater in Los Angeles, vor 4500 Zuschauern. Buddy stand am Bühnenrand, ich blickte zu ihm herüber und konnte es kaum glauben: Wow, Buddy Miles schaut mir zu! Dann ging ich zum Mikro und fragte das Publikum: „Was meint ihr? Sollen wir Buddy darum bitten, mit uns zu jammen?“ Die Leute rasteten völlig aus, also kam Buddy auf die Bühne und spielte mit uns. Die Shows mit Mitch waren für mich ebenfalls ungemein magische und geradezu romantische Nächte. Ich werde sie nie vergessen.

Gibt es nach so vielen Jahren für dich immer noch den ultimativen Hendrix-Song, den besten unter all den Klassikern?
Ja, den gibt es, und es sind sogar zwei Stücke, die immer schon meine lieb-sten Hendrix-Nummern waren: ›Nineteen Hundred And Eighty-Three (A Merman I Should Turn To Be)‹ und ›Machine Gun‹ – für mich sind beides die perfekten Rocksongs!

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