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Das letzte Wort: Justin Hayward (The Moody Blues)

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Das letzte Wort: Justin Hayward (The Moody Blues)

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Justin Hayward über zu viel Verbissenheit, späte Genugtuung und journalistische Fehleinschätzungen.

Mit ›Nights In White Satin‹ wurden Justin Hayward und The Moody Blues schon früh unsterblich, ihre üppig orchestrierten Konzeptalben der späten 60er ebneten dem Symphonic Rock den Weg. Bisweilen als Soft Rock verschmäht, sprechen rund 70 Millionen verkaufte Platten und bis heute weltweit ausverkaufte Konzerthallen dennoch eine deutliche Sprache.

Hast du je versucht, dein Erfolgsgeheimnis zu ergründen?
Ja! Inzwischen weiß ich: Die Inspiration ereilt dich bei der Arbeit. Sich hinzusetzen und auf eine plötzliche Eingebung zu warten, funktioniert nicht. Wenn ich mich dagegen in mein Musikzimmer zurückziehe und einen ganzen Tag auf der Gitarre oder dem Keyboard spiele, wird am Ende etwas Gutes herauskommen.

Wann hattest du zum ersten Mal das Gefühl, dass The Moody Blues nicht nur eine Band, sondern womöglich eine Lebensaufgabe sein könnten?
Ich denke, das passierte nach der Veröffentlichung von DAYS OF FUTURE PASSED, auf unserer ersten Tournee durch die USA im Jahre 1968. Zuvor war ich mir nicht ganz sicher gewesen, weil in Großbritannien und Europa alles auf Pop-Singles konzentriert war und wir keine echte Chance hatten, im Radio gespielt zu werden. In Amerika wurden wir dagegen vom gerade aufblühenden FM-Radio mit offenen Armen empfangen, und bei den Konzerten tauchten massenweise College-Kids auf. Da hatte ich das Gefühl: Das könnte gut werden.

Wie war es eigentlich damals möglich, trotz ständiger Konzertverpflichtungen zwei komplette Alben pro Jahr aufzunehmen und zu veröffentlichen?
Wir entstammen einer Kultur, in der es üblich war, komplette Alben in nicht mehr als ein oder zwei Tagen einzuspielen. Weil wir ja nur mit 4- oder 8-Spur-Maschinen arbeiteten – erst zu ON THE THRESHOLD OF A DREAM-Zeiten hatten wir 16 Spuren zur Verfügung –, waren unsere Möglichkeiten eingeschränkt. Außerdem waren die Musiker damals nicht so stark in die Produktion involviert, wie es heute üblich ist. Produzent und Tontechniker haben dir am Ende der Session den Take vorgespielt, der ihnen am besten gefiel, und das war‘s. Dass die Musiker im Kontrollraum rumhängen und sich einmischen, war damals einfach nicht Teil des Aufnahmeprozesses.

Was macht dich heute am glücklichsten?
Am glücklichsten macht es mich, dass wir immer noch ein Publikum haben. Es ist wunderbar, dass wir hier in Amsterdam gleich zwei Abende vor vollem Haus spielen und die Promoter mit einem zufriedenen Gesichtsausdruck zu uns kommen und sagen: „Wir freuen uns schon aufs nächste Mal!“

Was bereust du am meisten, wenn du zurückblickst?
Ich wünschte, ich hätte die ersten Jahre mehr genossen. Das war eine unglaublich intensive Zeit und ich hatte das Gefühl, mich in einem Wettrennen zu befinden, in dem es darum ging, so schnell wie möglich so viel wie möglich zu erreichen. Rückblickend wünschte ich mir, dass ich mir mehr Zeit genommen hätte, all das wahrzunehmen und zu genießen, was um mich herum passierte. Als wir in den 70ern eine schwierige Phase zu überstehen hatten, nagte es doch sehr an mir, dass ich die Zeit nicht so sehr genossen hatte, als ›Question‹ Nummer 1 war und wir beim Isle-Of-Wight-Festival auftraten. Deshalb schätze ich mich sehr glücklich, dass wir mit ›Your Wildest Dreams‹ und ›I Know You’re Out There Somewhere‹ in den 80ern noch mal große Hits in den USA hatten. Das war für mich die schönste Zeit, in der ich alles bis ins letzte Detail ausgekostet habe.

Was wäre der Rat, den du deinem jüngeren Ich geben würdest?
Sei nicht zu verbissen! Ich hatte mit den Jungs in der Band zwar auch in den frühen Jahren immer viel Spaß, aber ich war anfangs zu sehr darauf versessen, meine Ziele in die Tat umzusetzen.

Was war die größte Geldverschwendung deines Lebens?
Ein großer Traum von mir war immer, eine Farm zu besitzen. Also kaufte ich eine im Westen von England und später die direkt angrenzende noch dazu, weil zu dem Grundstück ein wunderschöner kleiner See gehörte. Leider wurde mir zu spät klar, dass ich damit bis in alle Ewigkeit bei den Banken in der Kreide stehen würde. Das war mein größter Fehler!

Was ist das größte Missverständnis, das The Moody Blues bis heute anhaftet?
Ich denke, die größte Fehleinschätzung ist, dass wir immer noch oft als Prog Rock kategorisiert werden. Gegen die Bezeichnung Classic Rock habe ich nichts einzuwenden, allerdings gab es uns schon, bevor der Begriff Progressive Rock erfunden wurde, und deshalb war ich mir nie sicher, ob wir in den 70ern wirklich für die experimentellen Progressive-Rock-Zirkel qualifiziert waren. Ich sehe mich selbst eher als Pop-Songwriter. Für mich muss ein Song eine Strophe, einen Zwischenteil, eine weitere Strophe, ein Gitarrensolo und einen weiteren Zwischenteil haben. Dann ist er fertig.

Wie möchtest du den Menschen gerne in Erinnerung bleiben?
Ich wünsche mir, dass sich die Menschen an The Moody Blues als eine Band erinnern, die dazu beigetragen hat, aus Alben mehr zu machen als nur eine Sammlung von Single-A- und B-Seiten.

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