Andy wird zum Dandy: britischer Indie-Pop aus Portland, Oregon.
Mit cleverem Namen und noisig-vernörgelter Velvet-Underground-Mimikry zünden The Dandy Warhols 1995 die erste Stufe ihre Karriererakete. DANDY RULE OK, auch „White Album“ genannt und noch auf Indie-Label Tim/Kerr Records, hebt auf Anhieb ab. Und oszilliert mit großen Gesten in Spector’scher Wall-Of-Sound-Produktion zwischen Garagen Beat, Shoegaze und Alternativ Rock. Voll Größenwahn eröffnen Chef Courtney Taylor-Taylor und die Seinen mit dem ohrwurmigen ›The Dandy Warhols T.V. Theme Song‹. Überall zischt und blubbert es, wenn majestätisch ›Not Your Bottle‹ ertönt. Als Parodie auf Lou Reed versteht sich ›(Tony, This Song Is Called) Lou Weed‹. ›Genius‹ und ›Nothing (Lifestyle Of A Tortured Artist For Sale)‹ behalten die Velvets, aber auch deren Nachahmer The Jesus And Mary Chain im Blickfeld. Richtig experimentell, als hätte das Quartett aus Portland jahrelang ›Sister Ray‹ und ›Metal Machine Music‹ gelauscht, geht’s auf dem dreiteiligen ›It’s A Fast Driving Rave-Up With The Dandy Warhols‹ in epischer Überlänge zu. Um einiges stringenter lässt sich das Konzept des bei Capitol erschienenen Nachfolgers COME DOWN an: Psychedelic, Sixties Beat und Power Pop fraternisieren nahtlos, um zum Neo-Hippie-Treff ›Be In‹ einzuladen. Mit ›Not If You Were The Last Junkie On Earth‹, ›Every Day Should Be A Holiday‹ und ›Boys Better‹ gelingen eingängige Hits ohne Peinlichkeiten, die hoffen lassen, dass die doch sehr britisch orientierten Dandy Warhols im Heimatland USA eine Pop-Trendwende einleiten könnten. In monotoner Zeitlupe auf Endlosschlaufe zünden schließlich Klangstudien wie ›Whipping Tree‹, ›Green‹ und ›Pete International Airport‹.
DANDY RULE OK 7
COME DOWN 8