90s calling
Statt pandemiebedingt den Kopf in den Sand zu stecken und die versäumten Konzerte zu betrauern, sperrten sich Daily Thompson zeitig nach ihrer letzten Platte OUMUAMUA wieder ins Studio ein, um am nächsten Streich zu basteln. Im Gegensatz zum Vorgänger, einem heavy Space-Rock-Epos, schalten die Dortmunder auf GOD OF SPINOZA einen Gang zurück und gehen eine offenkundige Liaison mit ihrem Lieblingsjahrzehnt, den 90ern, ein. Gleich der Opener ›Nimbus‹ rollt in einwandfreier Grunge-Manier los und wird passenderweise von einem Video begleitet, wie es 1991 auf MTV hätte laufen können, während der Anfang von ›A Girl Like You‹ an Nirvanas ›Polly‹ erinnert und auch sonst im Cobain-Vibe bleibt. Der Titeltrack taucht mit seinem fetten Riff tief ein in schweren Alternative, Sänger Dannys Stimme erinnert im Refrain entfernt an Zakk Wyldes Timbre, der Jam ›Muaratic Acid‹ dröhnt schön heavy und mit viel
Fuzz in den Ohren. Entspannte Nummern wie das verträumte ›Cantaloupe Melon‹, der ruhige Stoner
›Golden Desert Child‹ oder das sanft beginnende, herrlich betitelte ›I Saw Jesus In A Taco Bell‹ gelingen dem Trio ebenso außerordentlich gut. Auch wenn man die Inspirationsquellen von GOD OF SPINOZA hier und da benennen kann, so schaffen Daily Thompson doch spielerisch den Spagat hinüber zu ihrem ganz eigenen Sound und einer tollen, authentischen Platte.
8 von 10 Punkten
Daily Thompson
GOD OF SPINOZA
NOISOLUTION/SOULFOO