Auch nach 15 Jahren: viel mehr als nur Bluegrass.
„The first one now will later be last”, sang Bob Dylan vor 50 Jahren. Chatham County Line wissen, was er meinte. Einst wies die amerikanische Roots-Combo Newcomern wie Mumford & Sons oder The Lumineers den Weg, jetzt gilt es für sie, verlorenen Boden wiedergutzumachen – was ihnen mit ihrem siebten Album, TIGHTROPE, durchaus gelingt.
Wenn das Album mit dem vom Klavier getragenen Bürgerkriegs-Requiem ›Final Reward‹ seinen Höhepunkt erreicht, mag man kaum glauben, dass das Akustik-Quartett aus North Carolina bislang zumeist unter „Bluegrass-Revival“ geführt wurde – und das ausgezeichnete Schlussstück der LP ist musikalisch wie textlich längst nicht der einzige Ausreißer aus den engen Genregrenzen. ›The Traveller‹ schuldet Jackson Browne vermutlich mehr als Bill Monroe, und ›Sixteen Years‹ macht in den Strophen Anleihen bei Bruce Springsteens ›I’m On Fire‹.
Doch auch wenn die Betonung der (stets vorhandenen) zeitgemäßen Komponente in der Musik von Chatham County Line dieses Mal deutlicher ausfällt: TIGHTROPE ist kein plumper Versuch, beim Mainstream anzudocken. Reichlich Banjo, Mandoline oder Fiddle und Songs wie ›Tightrope Of Love‹ und ›Will You Still Love Me‹ sorgen dafür, dass das Band zu alten Traditionen nicht abreißt.