Björn Dixgård und Gustaf Norén, die beiden Vordenker von Mando Diao, begeben sich auf verrücktes Neuland. Bei Caligola musizieren die Schweden im Künstlerkollektiv und zeigen sich dabei seltsamerweise zugänglicher denn je.
Düstere Gestalten in schwarzen Kutten, die Kapuzen tief ins Gesicht gezogen: Die Jungs von Caligola geben sich wirklich alle Mühe, auf den Pressefotos nicht auf den ersten Blick erkannt zu werden. Hinter dem Projekt stecken verschiedene Musiker, allen voran Björn Dixgård und Gustaf Norén, die beiden Frontmänner von Mando Diao. Das letzte Album der Band, GIVE ME FIRE, erschien vor drei Jahren und stürmte damals die Album-Charts in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Seitdem ist es ruhig um sie geworden. Doch die Schweden waren alles andere als untätig. In Stockholm und New York arbeiteten sie gemeinsam mit dem Produzenten-Duo, den Beat-Bastlern Salla und Masse Salazar, die bereits für GIVE ME FIRE hinter den Reglern standen, in den letzten zweieinhalb Jahren am Debütalbum von Caligola.
Dabei handelt es sich nicht um eine Band im herkömmlichen Sinne, sondern um ein ziemlich ominöses globales Künstlerkollektiv, das von einer Frau namens Violetta in den 70ern ins Leben gerufen wurde. „Sie wollte die bisherigen künstlerischen Normen sprengen“, dröhnt Björns tiefe Stimme. Er hat es sich für den Promotion-Tag in einem Berliner Hotel gemütlich ge-macht, denn auch Künstlergemeinschaften wollen Platten verkaufen. „Es geht bei Caligola um Freiheit. Es gibt keine Regeln, jeder beteiligte Künstler – egal ob Musiker, Filmemacher, Maler oder Autor – soll sich frei entfalten können.“ Über Freunde wurden die Mando-Diao-Jungs auf das angeblich internationale Netzwerk (über das im Internet keine zuverlässigen Quellen zu fin-den sind) aufmerksam und wollten schließlich ihren eigenen Beitrag leisten.
Getreu dem Caligola-Manifest von kreativer Demokratie gab es dabei keine stilistischen Grenzen. So prallen auf dem Album BACK TO EARTH Rock, Pop, HipHop, Jazz und jede Menge Soul aufeinander. Nicht einmal vor Dance schrecken die Musiker zurück. Star-DJ Paul van Dyk wird einige der Songs Remisen.
Insgesamt waren über 30 Leute an dem Album beteiligt, darunter Mando-Diao-Bassist CJ Fogelklou, US-Gospel-Diva LaGaylia Frazier, Rastafari-Toaster Nutty Silver, Johnossi-Drummer Oskar Bonde und Popsängerin Agnes. „Sie wollte unbedingt mitmachen und passte sehr gut dazu, denn das Album ist poppiger als alles, was wir bislang gemacht haben“, schwärmt Björn. Tatsächlich ist fast jeder der 15 Songs ein potenzieller Radiohit. Über die rumpelnden Beats der Salazar-Brüder, die in Schweden als HipHop-Pioniere gelten, schrieben die Mando-Diao-Bandleader ihre eingängigen Melodien. Die beiden Musiker lassen dieses Mal weniger die „Rockermacker“, sondern die „Soulbrothers“ raushängen. Die Songs erinnern stark an die Produktionen von Mark Ronson. „Viele Leute sehen Gustaf und mich als Indie-Rocker, aber wir sind zwei Musiker mit einem breiten musikalischen Spektrum“, stellt Björn klar. „Mit Caligola können wir endlich eine andere Seite von uns zeigen.“
Wichtig ist ihnen dabei, dass sie aufgrund ihrer Bekanntheit nicht im Vordergrund stehen. Deshalb auch die Kutten und Kapuzen, damit vor allem die prominenteren Caligola-Mitglieder nicht auf Anhieb zu erkennen sind. „Wir sind keine verrückte, düstere Sekte“, lacht Björn. „Viele Leute tragen ihren Teil zum Gesamtprojekt bei, und jeder Künstler bei Caligola soll gleichwertig behandelt werden. Das Ganze hat uns großen Spaß gemacht und war eine neue Herausforderung für uns, denn sonst stehen wir ja immer mit unserer eigenen Band im Studio.“ Mando-Diao-Fans müssen sich aber keine Sorgen machen: „Caligola und Mando Diao sind wie zwei Verwandte“, meint Björn. „Sie mögen sich und existieren nebeneinander.“