Accept – Der russische Winter kehrt zurück

-

Accept – Der russische Winter kehrt zurück

Nachdem Accept mit BLOOD OF THE NATIONS der große Wurf gelang und das erfolgreichste Album in der Bandhistorie abgeliefert wurde, sind die Erwartungen zum Nachfolger STALINGRAD entsprechend hoch. Heavy Metal-Urgestein Wolf Hoffmann gewährt Classic Rock einen Einblick in den Schlachtplan.

Accept2012f @ Dave BlassDie Herren aus Solingen befinden sich seit dem besagten Vorgängeropus auf einem wahren Höhenflug. Abschiedsgedanken vom Musikgeschäft, wie es die Kollegen von den Scorpions zelebrieren, sind ihnen vollkommen fremd: „Seit dem einschlagenden Erfolg von BLOOD OF THE NATIONS erleben wir unseren zweiten Frühling, warum sollten wir also gerade jetzt das Handtuch werfen? Natürlich ist dies alles mit Stress verbunden. Die zwei Jahre auf Tour, bei der wir den kompletten Erdball beackert haben, sind nicht spurlos an uns vorbeigegangen, aber dank der Reaktionen unserer alten und vor allem neuen Fans nehmen wir diese Strapazen gern in Kauf. Der Hunger nach diesen Erlebnissen ist noch lange nicht gestillt, und deshalb sitzen wir bald wieder im Bus, um STALINGRAD auch live zu präsentieren.“

Eine kleine Kampfansage an die Konkurrenz, die mittels einer erneut brillanten Scheibe felsenfest untermauert wird. Schon allein der Titel ist martialisch und lässt Großes vermuten, wobei man als Konsument schnell in die Irre geleitet wird und dieses Werk als Konzeptalbum ansehen kann. Dazu Wolf: „Anfangs hatten wir die Idee, die Songs komplett unter das Banner des Russlandfeldzugs zu stellen, was wir aber relativ schnell wieder verwarfen. Es gibt Stücke, die sich mit der Kriegsthematik beschäftigen. Im Ganzen betrachtet überwiegen jedoch die für Heavy Metal typischen Klischees. In den, nennen wir es mal militärisch geprägten Liedern, zeigen wir auf unsere eigene Weise, welche Schrecken beziehungsweise welches Leid Auseinandersetzungen mit Waffengewalt für die Menschen bedeuten. Eine Verherrlichung von solchen Ereignissen liegt uns absolut fern – selbst der Titelsong ist keine historische Berichterstattung, sondern eine rein fiktive Geschichte von zwei verfeindeten Soldaten, die sich letztendlich die Hand reichen anstatt sich gegenseitig zu töten.“

Eine Antikriegsbotschaft, die Accept seit jeher verbreiten, auch wenn in der Vergangenheit Missverständnisse auftraten: In Frankreich kam die Gruppe Anfang der 80er aufgrund des ›Fast As A Shark‹-Intros zu dem lächerlichen Ruf einer Band mit nationalsozialistischem Hintergrund. In der Hoffnung, dass die Ketzer von damals mittlerweile des Lesens mächtig sind, beschließen wir dieses dunkle Kapitel der Accept-Geschichte – zurück zu STALINGRAD.

Getreu dem Motto „Never change a winning team“ holte man sich erneut wieder Andy Sneap als Produzenten ins Boot – ein geschickter Schachzug, was der Songqualität anzumerken ist, wobei der Druck für Werk Nummer zwei nach der Reformierung enorm hoch war: „BLOOD OF THE NATIONS hat die Messlatte für uns sehr hoch gelegt, die es jetzt zu übertreffen gilt. Eine Pause zwischen der Tournee und der nächsten Scheibe kam für uns nicht in Frage. Wir wollten schnell neues, aber qualitativ ebenso hochwertiges Material zügig hinterherschicken. Wir wollten und wollen mit diesem Werk in die gleiche Kerbe schlagen und diese sogar noch vertiefen. Dazu haben wir uns auch auf keine Experimente hinsichtlich des Komponierens eingelassen: Die Stücke stammen wieder komplett aus Peters Baltes’ und meiner Feder, wo-hingegen Mark alleine die textliche Gestaltung übernommen hat.“ Ob dieses Vorhaben gelingt, entscheidet letztendlich der Konsument, festgehalten werden muss jedoch, dass Accept mit STALINGRAD auf dem besten Weg sind, eine weitere Sprosse auf der Karriereleiter emporzuklettern.

Kommentieren Sie den Artikel

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein

Das Neueste

Yoshiki: Kinopremiere von “YOSHIKI: Under The Sky”

Yoshiki ist wohl der größte Superstar, den Japan jemals hervorgebracht hat. Der Künstler ist Komponist, klassisch ausgebildeter Pianist, sowie...

Killing Joke: Kevin “Geordie” Walker verstorben

Kevin "Geordie" Walker ist im Alter von 64 Jahren in Prag verstorben, nachdem er zwei Tage zuvor einen schweren...

Video der Woche: Tina Turner ›We Don’t Need Another Hero‹

Rock-Röhre Tina Turner wäre heute 84 Jahre alt geworden. Wir erheben unser Glas Richtung Rockhimmel und gratulieren. In den 80er...

Dokken: Durch die Tragödie zum Triumph

Don Dokken sitzt in Plauderstimmung in seinem Wohnzimmer in einer umgebauten Kirche in Santa Fe. „Ich musste die ganzen...

Ludwig Hart: Neue Single ›Less I Try‹

Nach mehreren ausverkauften Tourneen in Schweden, jeder Menge Auftritte im Fernsehen und Rotationen im Radio wird der schwedische Künstler...

Rock-Mythen: Freddie Mercury – Chronik eines angekündigten Todes

Der Planet Pop stand unter Schock: Am Morgen des 25. November 1991 ging die Meldung vom Tod des charismatischen...

Pflichtlektüre

Neuerscheinungen: Ab heute im Plattenladen

Und wieder stehen ab heute einige Neuveröffentlichungen in den...

Wind River

Nach zwei brillanten Drehbuchvor­lagen, die zu zwei jeweils auf...

Das könnte dir auch gefallen
Für dich empfohlen