Blues-Boom: Howlin’ Wolf

-

Blues-Boom: Howlin’ Wolf

Die größte, krasseste Stimme des Chicago-Blues, und eine weitreichende Quelle der Inspiration.

Die donnernde Stimme, die beeindruckende Statur und die fesselnde Präsenz, die Generationen von Blues- und RockFrontmännern beflügelt hat – Howlin’ Wolf starb zwar schon 1976 im Alter von 65 Jahren, doch man kann seine Bedeutung als eine der wichtigsten Figuren in der Evolution des Blues und der Populärmusik des 20. Jahrhunderts gar nicht hoch genug ansetzen.

„Für mich sind das die Typen, die das alles erfunden haben“, antwortete Howlin’-Wolf-Fan Neil Fallon, Sänger von Clutch, in einem Interview auf die Frage nach deren Coverversion von Wolfs ›Who’s Been Talking?‹. „Ein Cover, das hat viel mehr Soul und Spirit, als zu versuchen, diesen Style nachzuahmen. Obwohl ich das versuche. Ja, da gibt’s nichts dran zu rütteln, ich versuche absolut, das nachzuahmen. Mit die furchteinflößendste Musik, die ich kenne, stammt von nur einer Person mit einer Gitarre, vielleicht einem Trio. Das kann wesentlich einschüchterndersein als alle Verstärker und Gitarreneffekte der Welt.“

„Ich mag viel Delta und Chicago Blues und Howlin’ Wolf spricht mich von all diesen Typen am meisten an“, sagt Corman Neeson, Frontmann von The Answer, der einen Großteil seiner Anfangszeit als Bluessänger in New York verbracht hat. „Ich denke, das liegt an der Aggression, die er einsetzt, und das macht viel von dem aus, worum es im Blues geht.“ Im Fall von Howlin’ Wolf ist nicht schwer zu erkennen, woher diese Aggression kam. Geboren 1910 als Chester Arthur Burnett in White Station, Mississippi, erhielt er den Spitznamen „Wolf“ von seinem Großvater. Der erzählte ihm, dass der große, böse Wolf kommen würde, wenn er sich nicht benehme.

Der Name blieb hängen. Seine Mutter warf ihn aus dem Haus, als er noch ein Kind war, und zwang ihn dazu, barfuß über gefrorenen Boden zum Haus seines Großonkels zu laufen, der einst als „der fieseste Mann zwischen hier und der Hölle“ beschrieben wurde. Von dort flüchtete er zu seinem Vater, wo er ein wesentlich glücklicheres Leben führte. In seinen frühen Zwanzigern brachte ihm Sonny Boy Williamson II. das Mundharmonikaspielen bei. In den 30er Jahren arbeitete er dann auf Farmen, lernte aber auch eine beneidenswerte Riege an Delta-Blues-Helden kennen und spielte in den Blues-Clubs mit Son House, Johnny Shines, Honeyboy Edwards und Willie Brown. Viele Blueser behaupteten, Robert Johnson gekannt und mit ihm gespielt zu haben.

Bei Howlin’ Wolf entsprach das der Wahrheit. Doch erst nach dem Tod seines Vaters 1949 konzentrierte er sich ganz auf die Musik. 1951 wurde er von Ike Turner entdeckt und Sam Philips bei Sun Records vorgestellt. 1952 zog er nach Chicago um. Dort stießen seine Urschreie und irren Grimassen auf die Gegenliebe der weißen Jugendlichen, die in den 50er und 60ern den Blues für sich entdeckten, und er wurde zu einem der größten Stars des Genres. Er hatte als Songwriter vielleicht nicht den umfangreichen Katalog eines Willie Dixon vorzuweisen, doch als Künstler und Performer – ursprünglich, sinnlich, angsteinflößend und unglaublich magnetisch – konnte ihm niemand das Wasser reichen.


Killer-Track: ›Smokestack Lightning‹

Kommentieren Sie den Artikel

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein

Das Neueste

The Rolling Stones: Neue Single ›Sweet Sounds Of Heaven‹ veröffentlicht

Am 20. Oktober erscheint HACKNEY DIAMONDS, das neue Album der Rolling Stones. Mit ›Sweet Sounds Of Heaven‹ präsentieren sie...

Was machen eigentlich Grand Funk Railroad?

Poison, Autograph, Rob Zombie, Jackyll, Eric Church und viele andere haben den Grand-Funk-Railroad-Megahit und Trademarksong ›We’re An American Band‹...

Mammoth WVH: In seine Rolle hineingewachsen

Dieser Tage erscheint mit II das gelungene zweite Werk von Mammoth WVH, dem Soloprojekt von Wolfgang Van Halen. Er...

Bernie Marsden: Soloalbum erscheint posthum

Am 24. August ist Bernie Marsden im Alter von 72 Jahren verstorben. Jetzt wurde verkündet, das der ehemalige Gitarrist...

Alice Cooper: Ode an die Straße

Das Tourleben ist Sehnsuchtsort und Paralleluniversum gleichzeitig – ein fahrender Rock'n'Roll-Zirkus, von dem viele Musiker*innen träumen. Einer, der davon...

Gewinnspiel: Freikarten für “The Rock’n’Roll Wrestling Bash”

The Rock n Roll Wrestling Bash feiert sein 20-jähriges Bestehen mit einer neuen Tournee. Seit seiner Gründung 2003 tourt...

Pflichtlektüre

The Beatles: Hört hier den bisher unveröffentlichten ersten Take von ›Lucy In The Sky With Diamonds‹

Am 26. Mai erscheint die Super-Deluxe-Edition von SGT: PEPPER'S...

Santana – Spiel ohne Grenzen

15 Jahre nach SUPERNATURAL versucht es der Altmeister mit...

Das könnte dir auch gefallen
Für dich empfohlen