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Black Sabbath: Tony Iommi über das Ende der Metal-Ikonen

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Black Sabbath: Tony Iommi über das Ende der Metal-Ikonen

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Black Sabbath The EndThis is the end: Am 4. Februar spielten Black Sabbath ihren letzten Gig in ihrer Heimatstadt Birmingham, kurz danach traf sich die Band zu einer letzten Session – das soll es nun gewesen sein. Wir fragten Tony Iommi nach den Gründen für das Ende und seine Stimmung nach dem letzten Gig. Seine Antworten sind ehrlich und zeigen: Sein Leben als Musiker geht weiter. Nur halt nicht mehr als Senior auf Tour.

Tony, bei der letzten Black-Sabbath-Show in Köln saß ich vor einer Familie, Va­­ter, Mutter, zwei Söhne, beide noch Schüler – die sind wie ihre El­­tern voll mit­­gegangen. Was bedeutet dir diese ge­­ne­rationenübergreifende Begeisterung?
Es ist ein fantastisches Gefühl. Ich habe seit Jahren die Gewissheit, dass wir nicht nur unsere alten Fans behalten, sondern auch immer wieder neue hinzugewinnen. Bis zuletzt.

Hat dich das überrascht?
Nein. Wir waren nie eine Szeneband, standen immer außerhalb der Hypes, nahmen eine Außenseiterrolle ein. Gespielt haben wir die Musik von Beginn an in erster Linie für uns. In den ersten Jahren eigentlich ausschließlich für uns. (lacht) Das war aus kommerzieller Hinsicht manchmal ein Problem.

Warum?
Die Leute haben zuerst nicht begriffen, was wir da überhaupt machen. Unsere Musik war anders, sie war neu, keiner hatte auf sie ge­­wartet – bis auf ein paar ausgewiesene Fans, die von Beginn an dabei waren und uns ge­­folgt sind. Der Markt wartete jedoch auf et­­was Anderes, also mussten wir uns zu­­nächst Akzeptanz erkämpfen. Unsere Mitbewerber waren damals ja nicht die großen Acts, sondern durchgeknallte Okkultisten. Aus dieser Schublade mussten wir zunächst einmal herauskommen. Auf lange Sicht hat diese sperrige Haltung jedoch dafür gesorgt, dass wir nie richtig „out“ waren. Man hat uns immer in Ruhe gelassen, von uns hat niemals jemand verlangt, mehr elektronische Einflüsse zuzulassen oder Computer zu benutzen. Und je mehr Computer draußen in der Welt Aufgaben übernehmen und die Menschen verdrängen, desto wichtiger und letztlich auch er­­folgreicher ist handgemachte Musik.

Nun ist für euch der letzte Vorhang gefallen: 4. Februar 2017 in eurer Heimatstadt Birmingham, ›Paranoid‹ als Zugabe – dann war Schluss. Wie hast du in der Nacht danach geschlafen?
Ganz gut. Ich habe mir eine Tasse Tee ge­­kocht und den Fernseher angestellt, alles ganz normal also.

So banal endet also der Tag, an dem eine der bedeutsamsten Rockbands aller Zeiten das finale Kapitel beendet?
Ja, was vor allem an einem Trick lag, der uns davor beschützte, zu wehmütig zu werden.

Nämlich?
Wir haben uns zwei Tage nach dem letzten Gig in den Angelic Studios für eine Session ge­­troffen, da habe ich die Jungs direkt wiedergesehen. Das war ein nettes Ende: ein kreatives Beisammensein, bei dem wir ein paar Songs eingespielt haben, die auf der Tour nicht ins Programm gepasst hatten. Als diese Session vorbei war, fühlte es sich weniger nach dem Ende an, als nach verdientem Feierabend.

Trotzdem erkennt man an den Nahaufnahmen im Film, dass ihr am Ende des fi­­nalen Gigs schon emotional berührt ge­­wesen seid…
Natürlich. Die Leute reden von einem Heimspiel, was zunächst einmal stimmt: Wir kommen aus Birmingham, diese Stadt spielte für die Band immer eine besondere Rolle – vor allem, weil sie ein paar Meilen von London und den vielen Hypes entfernt war. Richtig ist aber auch, dass beim letzten Konzert nicht nur Leute aus der Stadt in der Arena waren. Es schien mir so, als sei die ganze Welt nach Birmingham gereist, um noch einmal diese Band zu sehen. Das hat mich sehr berührt, einige Fans haben beinahe Weltreisen auf sich genommen, um dabei zu sein.

Wie fühlt es sich an, die Energie dieser Menschen auf der Bühne zu spüren?
Hast du schon mal versucht, ein großartiges Gefühl zu beschreiben? Das ist sehr schwer. (überlegt) Du spürst die Bewegung dieser Leute, es entsteht ein Vibe, der eine Wirkung auf jeden oben auf der Bühne hat. Das Publikum strahlt eine Art von Wärme aus. Das ging so weit, dass ich auf der Bühne gar nicht mehr in erster Linie daran dachte, dass es nun für mich vorbei ist: Mir war klar, dass den Fans der Abschied deutlich schwerer fallen würde. Du sprachst gerade von den Vä­­tern im Publikum, ich weiß auch von einigen Großvätern, die uns seit den ersten Tagen die Treue gehalten haben. Auch für diese Leute ist nun etwas zu Ende gegangen, und ich kann mir gut vorstellen, wie schwer es einigen von ihnen fällt, damit leben zu müssen, dass es nun keine Tour mehr geben wird.

Wie würdest du die Verbindung zwischen der Band und euren Fans beschreiben?
Ganz einfach, unsere Fans haben die Musik von Black Sabbath so sehr geliebt, wie wir selbst es getan haben. Rückblickend gab mir diese enge Verbindung immer dann einen großen Schub, wenn es mal nicht so gut lief. Mir war immer klar, dass es draußen sehr viele Menschen gibt, die genau den Sound mögen, den wir am besten kreieren und spielen können. So entsteht eine Art von Verantwortung – oder zumindest ein Gefühl dafür, dass es nicht sinnvoll wäre, diese Verbindung wegen ein paar persönlicher Probleme zu gefährden.

Wir sprachen gerade schon über die Einzigartigkeit eurer Musik, glaubst du, dass es heute so etwas überhaupt noch geben kann: eine Rockband, die wirklich etwas Neues erschafft?
Schwere Frage. Ich habe den Eindruck, dass es heute viel mehr Bands gibt als damals, zu­­mindest schaffen es heute mehr Bands in den Fokus. Aber was sie dort leisten, ist eher überschaubar. Klar, sie alle spielen irgendwie andere Musik, alle geben sich Mühe, sich nicht zu wiederholen. Aber wir hatten es da­­mals leichter, und die anderen Bands unserer Zeit wie Deep Purple, Moody Blues, Led Zeppelin, Traffic oder E.L.O. auch: Der Markt war weder so voll wie heute, noch war er ab­­gegrast. Es gab noch was zu holen, wobei ich schon sagen muss, dass die großen Bands dieser Zeit auch wirklich sehr kreativ und un­­beirrbar waren. Wenn ich auf uns schaue, dann haben wir daran geglaubt, dass wir es schaffen würden. Obwohl unsere Musik zu­­nächst aneckte, obwohl wir nicht aus London, sondern aus Birmingham kamen: Wir glaubten, dass wir das packen.

Bist du rückblickend selbst erstaunt, wie naiv ihr damals gewesen seid?
Ich glaube nicht, dass wir naiv waren – wir hatten einen guten Instinkt. Es gab tatsächlich verwirrende Zeiten, vor allem in den 80er-Jahren, als täglich neue Bands auf den Radar kamen, alle mit ungewöhnlichen Frisuren und seltsam geschnittenen Klamotten – das war Pop, das war ein Trend. Ich habe mir das angeschaut, aber sehr genau gewusst, dass ich da nicht mitmachen will. Da gibt es nur ein Rezept: Weiter an deine Sache glauben und dein Ding durchziehen.

Und irgendwann ist dann eine Band wie Black Sabbath wieder im Trend.
Das kann passieren, ja, aber damit sollte man nicht rechnen. Trends darf man nicht vertrauen, das habe ich früh gelernt. Musik ist etwas, dass du in dir fühlst – oder eben nicht. Wenn dir eine Marketingagentur vorschreibt, was du zu hören hast, dann geht das vielleicht ein paar Wochen gut. Aber auf Dauer bringt das nichts.

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1 Kommentar

  1. Gutes Statement eines guten Musikers und wie ich glaube auch Menschen.
    Wünsche den Jungs von Black Sabbath alles Gute für ihren finalen Lebensabschnitt der sich mit dem meinen deckt.

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