Country-Songs über den amerikanischen Alptraum.
Als Sohn von Alternative-Country-Legende Steve Earle hat Justin Townes die Musik natürlich im Blut. Nach musikalischen Experimenten hat er längst auch sein ihm zugedachtes Terrain erschlossen: Blues, Hillbilly, Country und Bluegrass oder – als Sammelbecken – Americana. Sein neuntes Album betitelt der 37-Jährige aus Nashville THE SAINT OF LOST CAUSES. Texte und Musik sind von sakraler Kost natürlich so weit entfernt wie der Teufel vom Weihwasser. Der Schutzpatron der „verlorenen Ursachen“ hält es nicht mit den Erfolgreichen, den guten Seelen und den stramm patriotischen Landsleuten. Zu seiner Gemeinde zählt er die Außenseiter und Gescheiterten, die Loser und ewig Suchenden. Auch wenn sich Justin Townes – im Gegensatz zu seinem Vater, dem erklärten Kommunisten – nicht als politischen Songwriter sieht, so bergen Titel über Cop-Killer (›Appalachian Nightmare‹), industrielle Verwahrlosung (›Flint City Shake It‹) und Emigranten in New York (›Ahi Esta Mi Nina‹) allemal sozialpolitischen Sprengstoff. Die düsteren Kehrseiten des amerikanischen Traums packt er in trockene, mitunter radikal reduzierte Blues-, Americana- und Country-Klänge. Vater Steve dürfte jedenfalls sehr stolz auf ihn sein.
7/10
Justin Townes Earle
THE SAINT OF LOST CAUSES
NEW WEST/PIAS