12.000 dunkle Gestalten – was ausschließlich die Kleidung betrifft – sind in die Olympiahalle gekommen. Kein Wunder, schließlich haben Robert Smith und The Cure zur schwarzen Messe geladen. Echte Grufties sind zwar kaum auszumachen, aber an den Dresscode halten sich die meisten – farbige Multifunktionsjacken sind die Ausnahme. Natürlich tragen auch die Musiker allesamt gepflegtes Schwarz. Als Erstes setzen sich derart gestylt die schottischen Postrocker von The Twilight Sad ins rechte Licht und hinterlassen nach atmosphärisch dichten 40 Minuten einen sympathischen Eindruck.
Aber gekommen sind alle natürlich wegen Struwwel-Robert Smith mit Kajal und Lippenstift. Alle wollen endlich The Cure sehen. Die Wave- und Gothiclegenden schlendern um 20:40 Uhr entspannt auf die Bühne und legen mit ruhigeren Nummern wie ›Out Of This World‹ und ›Pictures Of You‹ los. Der Einzige, der einen nicht ganz so entspannten, aber umso aufgedrehteren Eindruck macht, ist Basser Simon Gallup. Mit einem Look irgendwo zwischen Joe Strummer und Slim Jim Phantom und dem tiefhängenden Instrument, ist er ständig in Bewegung und bringt optisch ein wenig Punk ins Spiel. Musikalisch haben The Cure im Gegensatz zu ihren Anfängen heute eher weniger mit Punk zu tun und liefern stattdessen sphärische, melodische und poppige Hochglanzfinstersounds ab.
Mit einer stimmig akzentuierten Lightshow im Rücken, arbeiten sich ein wohlgenährter und stark, wenn auch etwas tiefer als früher singender Smith und seine Kollegen durch ihre 40-jährige Erfolgsgeschichte. Dabei begeistern Favoriten wie ›Charlotte Sometimes‹ ebenso, wie die Raritäten ›From The Edge Of The Deep Green Sea‹. Klar gibt es auch Hits. So findet ›In Between Days‹ schon früh den Weg in das zu den vorherigen Shows neu zusammengestellte und leicht gekürzte Set. Nach 90 Minuten geht es mit satten drei Zugabenblöcken so richtig ab. Die Gruselballade ›Lullaby‹ mit Spinne im Netz auf der Großleinwand fehlt ebenso wenig wie ›Friday I’m In Love‹ und ›Hot Hot Hot!!!‹. Mit Klassikern wie ›Boys Don’t Cry‹, ›Close To Me‹ und ›Why Can’t I Be You‹, teilweise ungewohnt arrangiert, geht nach über zweieinhalb Stunden die schwarze Messe unter großer Begeisterung zu Ende. Halleluja, Herr Smith!