Flower Travellin’ Band sind mit einiger Sicherheit die bekannteste Formation aus der japanischen Underground-Szene der frühen 70er. Die meisten ihrer Mitglieder hatten sich zuvor in diversen Acts der sogenannten Groups-Sounds (GS)-Explosion von Mitte bis Ende der 60er ihre Sporen verdient, beeinflusst von westlichem Hardrock, Psychedelic und progressiven Klängen. Flower Travellin’ Band hatten auch eine einzigartige, traditionell japanische Atmosphäre in ihrem Sound, der auf dem hochgelobten Nachfolger SATORI von 1971 noch mehr in den Vordergrund trat.
Mit seinem „Easy Rider, nackt“-Artwork (das Julian Cope als Titelbild für sein hervorragendes Buch „Japrocksampler“ verwendete) ist ANYWHERE ein gesuchtes Sammlerstück, vor allem mit der so wichtigen Japan-Banderole. Auf dem Papier scheint es nur ein Coversalbum zu sein. Doch dies sind keine gewöhnlichen Coverversionen. King Crimsons ›21st Century Schizoid Man‹ ist auf über 13 Minuten ein reduzierter Freakout, so roh, dass es das Original nicht dezimiert, sondern vielmehr in ein ganz anderes Universum katapultiert.
Ihre neunminütige Interpretation von ›Black Sabbath‹ ist ebenfalls ein Ereignis. Der lysergische Gitarrenklang von Hideki Ishima ist einfach nur faszinierend, während Frontmann Joe Yamanaka wie ein dämonischer asiatischer Ozzy über die gnadenlosen Akkorde der Verdammnis und das Wahwah-Chaos heult. Ach ja, und ihre 15-minütige Fassung von Muddy Waters’ ›Louisiana Blues‹ verbiegt einem glatt das Hirn. Ein ganz großer Spaß!
Text: Lee Dorian