Im Grunde bekommen Triggerfinger in ihrer belgischen Heimat schon genug Inspiration aus dem Ausland ab. Doch sie wollten noch mehr – und ließen sich deshalb auf das „Abenteuer L.A.” ein.
Ruben Block fehlt eigentlich nur noch ein Cowboy-Hut, um als Darsteller in einem zeitgenössischen Western durchzugehen. Im Grunde geht der grauhaarige Hüne mit seiner halblangen Haartracht, seinen säuberlich gezogenen Bartlinien und seinen Cowboy-Stiefeln sowieso schon problemlos als europäischer Siedler durch, den es ins Grenzland zieht. Und in gewisser Weise ist der Triggerfinger-Frontmann das auch: ein Immigrant, der sein Heil im Westen der USA sucht. Für die Produktion des dritten Studioalbums machte sich das belgische Trio nach Los Angeles auf, um ihre Verstärker in den Sound City Studios aufzudrehen. Dort wo bereits Acts wie Nirvana, Metallica und Neil Young aufgenommen haben, entstand ALL THIS DANCING AROUND.
Klanglich haben Sänger und Gitarrist Ruben Block, Bassist Paul Van Bruystegem (aka Monsieur Paul) und Drummer Mario Goossens kein Neuland erschlossen – aber wieso auch? Der Triggerfinger-Sound ist immer noch eine Hommage an Wüsten- und Stoner Rock-Kapellen wie Fu Manchu, Kyuss, Queens Of The Stone Age sowie an Blues-Giganten wie Howlin’ Wolf, Jimi Hendrix und Cream. Allerdings haben die Antwerpener ihren Sound in Kalifornien perfektioniert, wenngleich die Grundlage dafür in der Heimat gelegt wurde. „Bei den vorherigen Platten haben wir immer mal wieder über ein Jahr hinweg aufgenommen und am Ende die guten Sachen herausgefiltert, um daraus ein Album zu machen“, erklärt Ruben. „Nun haben wir im Januar angefangen, richtig intensiv zu proben und Demos einzuspielen. Das war fast wie ein normaler ‚9 To 5‘ -Job, bei dem wir ins Büro gegangen sind, um Songs zu schreiben. Das war sehr produktiv, da wir in den Geisteszustand einer ‚kreativen Konzentration‘ eingetreten sind.“
Los Angeles selbst hatte natürlich auch seinen Einfluss: Einquartiert in einem Hotel mit Swimming Pool, waren Triggerfinger einen Monat lang von den lästigen Pflichten des Alltags befreit. „Wir mussten uns einzig und allein darum kümmern, eine gute Platte zu machen“, erinnert sich Ruben. Als Reiseleiter im Arbeitsurlaub der Belgier fungierte Greg Gordon, der bereits mit einer ganzen Latte hochkarätiger Bands zusammengearbeitet hat, darunter Wolfmother, Slayer, Jet, The Dandy Warhols und System Of A Down. Dazu Ruben: „Er ist ein erfahrener Aufnahmetechniker. Was er macht, gefällt uns klanglich richtig gut.“
Einstöpseln und sorgenfrei losrocken – Herz, was willst du mehr? Nichts. Triggerfinger waren dank der Vorarbeit in Antwerpen so gut vorbereitet, dass sie ALL THIS DANCING AROUND fast vollständig live einspielen konnten. Mit Gitarre, Bass, Schlagzeug und Rubens Gesang entstand ein „dermaßen guter Vibe“, dass auf dem Werk nur wenige Overdubs zu hören sind. Zwei Tracks (›All Night Long‹ und ›My Baby’s Got A Gun‹) gingen Ruben, Paul und Mario gar so leicht von der Hand, dass sie die Songs genau-so stehen ließen – ohne zusätzliche Instrumentenspur.
Seinen Status in Belgien und den Niederlanden dürfte der Dreier mit ALL THIS DANCING AROUND weiter festigen. Es spricht für den Musikgeschmack in Benelux, dass eine Band wie Triggerfinger im dortigen Fernsehen immer wieder ihr neues Album vorstellen darf. Hierzulande ist ein solches Szenario – sagen wir: Pothead oder Smoke Blow live bei „TV Total“ – tendenziell undenkbar. Belgien aber bringt in steter Regelmäßigkeit (im po-sitiven Sinn) krude Bands hervor. Der Erfolg von Soulwax, Goose, Das Pop, Stromae und allen voran dEUS belegt: Flamen und Wallonen ticken anders, was Musik angeht. „Bei uns passiert immer ein interessanter Mix“, erläutert Ruben. „Vielleicht liegt es an der Lage unseres Landes. Es gibt die Einflüsse vom Festland, von Frankreich und Deutschland. Zudem kam dank der Nähe zu England in den Sechzigern eine Menge amerikanische Musik ins Land.“ Der Weg in den Westen war für Triggerfinger also gar nicht so weit.