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Titelstory: The Doors – MORRISON HOTEL

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Titelstory: The Doors – MORRISON HOTEL

Weitere Highlights waren ›Blue Sunday‹, ein tremololastige Liebeslied an Morrisons langjährige Liebhaberin Pamela Courson, oder vielleicht Judy Huddleston, oder doch Eve Babitz, oder aber dieses Mädel, das er kürzlich im Whisky a Go Go gefickt hatte. Egal, der Song war sanft und liebevoll. Dann war da ›Queen Of The Highway‹, eine der letzten wirklich großartigen Morrison/Krieger-Kompositionen: E-JazzPiano, flinke Gitarre, Percussion wie fallender Regen und Jims Stimme, endlich wieder voll und sonor, mit einem hervorragenden Text. Es zeigte, zu welch Höhenflügen die Doors nach wie vor fähig waren oder wohin sie sich noch entwickeln könnten, wenn sie nur ihren Sänger davon abhalten konnten, sich selbst zu zerstören. Dazu kamen neu verwertete ältere Stücke, von denen ›Indian Summer‹ das schönste war: ein Moment stiller Transzendenz, zusammengebaut aus dem verglimmenden Rest von
›The End‹, als ob Morrison beschlossen hätte, seine Brüder und Schwestern zu lieben, statt seinen Vater zu töten und seine Mutter zu ficken.


›Waiting For The Sun‹ stammte aus den Sessions von 1968 und klang zwar etwas angestaubt, aber immer noch bewegend genug, um auf einem Album zu funktionieren, das neue Hoffnung verströmte. Dann gab es da noch wunderbar herausgearbeitete Imitationen gelungener Songs, wie sie die Doors vielleicht noch von allein zustande gebracht hätten, wenn sie noch die kollektive Willenskraft für solche Leistungen gehabt hätten, die stattdessen aber mit großem Geschick von Paul Rothchild aus Fragmenten zusammengesetzt worden waren. Dessen gnadenloser Perfektionismus trieb sie dennoch alle wieder langsam in den Wahnsinn.

Aussetzer gab es auch: ›Land Ho!‹, eine ebenfalls antiquiert klingende, „ironische“ Interpretation eines Seemannslieds, die vier Minuten im Leben des Hörers ausfüllt, die man nie wieder zurückbekommt. ›Ship Of Fools‹, noch eine Variation auf das Riff von ›Break On Through (To The Other Side)‹, die sich genauso gut auf einem der ersten beiden Doors-Alben hätte finden können. Ein weiteres Juwel war hingegen ›The Spy‹, dessen Titel und Thema sich Morrison von Anaï Nins Roman „Spion im Haus der Liebe“ ausgeliehen
hatte. Die Heldin Sabina spielt darin bewusst gefährliche Spiele mit dem Verlangen, berauscht von dem Prinzip des Genusses um des Genusses willen. Morrison singt wissend über „your deepest, secret fears“ auf einem der wahrlich autobiografischsten Songs des Albums. Außerhalb des Studios jedoch lief die Zeit für Morrison und die Doors unerbittlich ab. Als er und Baker am November nicht zu ihrem Gerichtstermin in Phoenix erschienen und stattdessen Max Fink schickten, um sie an ihrer Stelle für nicht schuldig zu erklären, setzte der Richter William Copple das Verfahren für den 17. Februar 1970 im Bezirksgericht von
Phoenix an. Nur zwei Monate später stand der Termin in Miami an und Morrison drohten insgesamt bis zu 13 Jahre Haft. Dennoch machte er unbeirrt weiter.

Als Henry Diltz die Fotos für das Cover von MORRISON HOTEL schoss, konnte er wenigstens versuchen, einen zur Abwechslung mal wieder glattrasierten Frontmann gut aussehen zu lassen. Sie hatten tatsächlich eine Absteige namens Morrison Hotel in einer finsteren Ecke von Downtown L.A. (in der Hope Street 1246) entdeckt, passend zum echten Hard Rock Café in der East 5th Street 300, und Diltz lichtete die Band an beiden Orten ab. Dabei wandte er Guerrilla-Taktiken an, denn der Besitzer des Morrison Hotel hatte ihnen Aufnahmen im Inneren des Gebäudes untersagt. Er ließ die Band eilig posieren, als der Manager ihnen den Rücken zuwandte.


Der wahre Grund, warum Morrison sich wieder rasierte – wenn auch nur vorübergehend –, war, dass Max Fink ihn dazu überredet hatte, damit er bei dem Prozess in Phoenix im Februar wie ein erfolgreicher, anständiger Musiker aussah. Diese Strategie ging ordentlich nach hinten los, als der bartlose Morrison vor Gericht mit Tom Baker – neuerdings mit Rauschebart – erschien und der Flugbegleiter die beiden verwechselte. Mit dem Ergebnis, dass Morrison in allen Anklagepunkten schuldig gesprochen wurde und nicht Baker, der tatsächliche Schuldige. Fink brauchte mehrere Wochen, um das Gericht von dieser Verwechslung zu überzeugen, in denen Morrison und Baker sich zerstritten, nachdem Letzterer sich weigerte, selbst den Richtern die Wahrheit zu gestehen. Bei einer Party von Elektra Records anlässlich der Eröffnung eines neuen Büros in West Hollywood kam es zum – wenig überraschend – Eklat, als Baker Morrison vorwarf, ein Heuchler zu sein, finanziere er doch „genau die Autoritäten, die du angeblich bezwingen willst“. Morrison antwortete darauf, indem er Baker über einen Schreibtisch schubste und dann begann, das neue Büro zu zertrümmern. Irgendwann steckte man ihn auf den Rücksitz einer Limousine, deren Fahrer angeschrien wurde, ihn verdammt noch mal von hier weg zu bringen.

Als MORRISON HOTEL im Februar 1970 erschien, erhielt es die besten Kritiken seit dem Debüt drei Jahre zuvor. Zudem hatten sich die Doors wieder als Live-Band ins Rennen gebracht mit vier Shows an zwei ausverkauften Abenden im Felt Forum in New York, ein Anbau des Madison Square Garden mit einer
Kapazität von 4.000 Zuschauern. Es wurde ausgewählt, weil es sich ähnlich intim anfühlte wie das Aquarius Theater in L.A. Auch diese Konzerte wurden von Rothchild aufgezeichnet, der nach wie vor auf der Suche nach der perfekten Doors-Performance für ihr angedachtes Livealbum war

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