Deshalb auch der Name eurer kommenden Tournee, die „Long Goodbye“-Tour?
Genau. Wir haben sie so genannt, weil wir hoffen, dass sie sehr, sehr lange dauern wird. Aber sie die allerletzte, finale Tour zu nennen, ist ein beinahe zu großer emotionaler Schritt. Das macht mir eine Höllenangst. Und es fehlt mir der Mut, es auszusprechen.
Die Vorbereitungen der Tour sind also bereits jetzt von einem negativen Gefühl überschattet?
Noch nicht so sehr, denn wir wissen, dass wir noch lange mit der Tour beschäftigt sein werden. Es gibt viele Orte, an denen wir spielen können. Wenn wir drei Jahre brauchen, um dort überall aufzutreten, wäre ich sehr glücklich. Wenn es nur zwei Jahre dauert, bin ich nicht ganz so zufrieden.
Wir können also beruhigt sein und die Tour wir erst einmal nicht mit dem bislang letzten angekündigten Termin am 23.11.2017 in London enden?
Nein, nein. Die arbeiten schon am Booking für nächstes Jahr. Weißt du, wir können viermal durch die Staaten ziehen und dabei nie zweimal in derselben Stadt auftreten. Wenn wir also im Sommer mit Alice Cooper durch die USA getourt sein werden, was sicher ein riesiger Spaß wird, bedeutet das nicht, dass wir Amerika durch haben, sondern nur einen Teil davon. Und dann haben wir noch nicht Japan, den fernen Osten, Südafrika und Südamerika bespielt. Was Europa angeht: Es wird dort immer die Möglichkeit geben, noch mehr Shows zu spielen. Von all unseren großen Welttourneen aber, glaube ich, wird das jetzt die letzte sein. Was danach passiert? Wer weiß das schon? Es könnte das Ende sein oder vielleicht machen wir kehrt und sagen, „wir sehen uns in sechs Monaten wieder!“ Und dann spielen wir zwei bis drei Wochen im Jahr oder wir gehen ins Studio und machen eine neue Platte. Gewiss ist nur, dass wir es jetzt langsam zurückschrauben müssen, unsere Leben von endlosen Tourneen kontrollieren zu lassen.
Hat dich dein Schlaganfall, der glücklicherweise nur ein leichter war, im vergangenen Sommer zu dieser Einsicht gebracht?
Nein, nein, nicht wirklich. Wie du sagtest, es war nur ein sehr kleiner Zwischenfall und ich wurde sehr schnell einer Behandlung unterzogen. Nach 36 Stunden kam ich wieder raus und ich musste gerade einmal eine Show deshalb aussetzen, die erste, die ich übrigens jemals bei Deep Purple verpasst habe. Nach zwei Wochen Erholung konnte ich wieder normal spielen. Viele Leute haben nicht so viel Glück. Sie bekommen keinen solchen Warnschuss. Bei ihnen ist das dann das Ende. Bei mir war es nichts, das man hätte vorhersehen können. Es hatte auch nichts mit meinem Lebenswandel zu tun, sondern geschah wegen eines genetischen Fehlers. Mein Blut war zu dick und deshalb der Blutdruck zu hoch. Jetzt muss ich eben meine Medikamente nehmen. Jeden Tag gibt es vier Tabletten und alles sollte gut sein. Keine große Sache.
Wann dachtest du damals zum ersten Mal daran, vielleicht nie mehr Schlagzeug spielen zu können?
Sofort, in der ersten Sekunde, denn bei mir war der Arm davon betroffen. Ich konnte nicht mal mehr meine Haarbürste halten. Weil wir heutzutage so gut informiert sind, wusste ich gleich, was mit mir los war. Vom ersten Moment dieser leichten Panik an schaltete ich auf den Überlebensmodus um: „Wie bekomme ich das wieder unter Kontrolle? Ich rufe einen Arzt!“ Und zack, 20 Minuten später war ich im Krankenhaus.