›That’s How Strong My Love For You Is‹ (1965)
Für mich sind die Stones noch eine relative Neuentdeckung. Der Volbeat-Schlagzeuger brachte mich vor etwa einem Jahrzehnt auf sie. ›That’s How Strong My Love Is‹ ist mein liebster Song aus ihrem Katalog, auch wenn sie ihn nicht geschrieben haben, das war in Typ namens Roosevelt Jamison. Dieses Lied spricht mich auf so vielen verschiedenen Ebenen an. Ich mag das Tempo und die Stimmung, das hat eine so wunderschöne Atmosphäre.
Michael Poulsen, Volbeat
›The Last Time‹ (1965)
Das hat so ein geniales Riff. Als ich fünf war, brachte meine Schwester das als 7“-Single nach Hause. Es war immer dieses wunderschöne, ansteckende Riff von Brian Jones. Das blieb mir im Ohr und faszinierte mich. Der Refrain ist auch super.
Brian Tatler, Diamond Head
›Paint It Black‹ (1966)
Wenn es eine ihrer Eigenkompositionen sein soll, dann ›Paint It Black‹, das hervorragend ist, textlich, rhythmisch und in seinem Spannungsbogen. Ich liebe den marokkanischen Einfluss in dieser exotischen Melodie, ebenso wie die treibende Kraft von diesem Rhythmus. Das ist ein äußerst starker, packender Song.
Das ist immer noch ein unglaubliches Stück. Ich stand nie besonders auf die Stones, aber kürzlich war ich in Camden Town und hörte es irgendwo. Es faszinierte mich, wie unfassbar und unheimlich es ist. Die Musik im Hintergrund ist so rhythmisch, aber der Gesang … er singt einfach normal. Das ist ein wirklich toller, ungewöhnlicher Song. Eines der schockierendsten und seltsamsten Erlebnisse in meinem Leben war, als ich einen Anruf von den Stones erhielt, die wissen wollten, ob ich für sie vorspielen wollte. Das war 1973 und ich war damals erst 17. Ich war gerade bei UFO eingestiegen und wohnte in Palmer’s Green in London. Da hatte ich noch nicht mal ein Telefon. Selbst bei meinen Eltern in Deutschland gab es kein Telefon, also war ich noch sehr schüchtern und wusste nicht wirklich, wie man es benutzte. Eines Tages klopfte meine Vermieterin an die Tür und sagte, da sei ein Anruf für mich. Sie stellten sich nicht mal vor, sondern sagten einfach nur: „Hey, Michael. Wärst du daran interessiert, für die Rolling Stones vorzuspielen?“ Ich wusste nicht, was ich sagen sollte, also antwortete ich: „Ich rufe zurück“. Dabei fragte ich nicht mal nach ihrer Nummer, sondern legte einfach auf. Dann rief ich meinen Bruder Rudolf an, der sich offenbar nicht an den Vorfall erinnert – obwohl er sich an alles erinnern kann, woran er sich erinnern WILL –, und er sagte: „Du musst eine Entscheidung treffen, es ist dein Leben“. Je mehr ich darüber nachdachte, desto mehr fand ich, dass ich genau da war, wo ich in meinem Leben sein wollte. Ich war in England und war gerade bei einer Band eingestiegen. Das fühlte sich schon wie ein ausreichend großer Schritt an. UFO waren noch nicht berühmt, aber das war England! Bezüglich der Rolling Stones war ich sowieso extrem nervös. Ich hatte Fotos von ihnen in einer Zeitschrift gesehen, wo sie einander lausten. Zu so einer Band zu stoßen, wäre nicht gut gewesen. Wahrscheinlich wäre ich innerhalb von zwei Jahren tot gewesen. Aber ich konnte sie ja sowieso nicht zurückrufen, weil ich die Nummer nicht hatte.
Ich kann mich noch daran erinnern, wie ich mir das als Single kaufte. Bob Dylan hatte schon mein Leben verändert, aber ›Paint It Black‹ war magnetisch. Obwohl ich erst 15 war, gingen meine Kumpels und ich in New Cross, Lewisham und Deptford in die Clubs, wo der Song immer die Tanzfläche füllte. Das ist die dynamischste und lebendigste Single, die die Stones je gemacht haben. Normalerweise singe ich nicht viele Coverversionen, aber letzten Winter fuhr ich nach Athen, wo ich unter dem Parthenon mit einem Chor und einem 60-köpfigen Philharmonieorchester sang. Einer der Songs, die ich vor dieser unglaublichen Kulisse darbot, war ›Paint It Black‹. Und glaub mir, da waren alle auf den Beinen. 2007 waren wir bei ein paar Shows die Vorgruppe der Stones, und Mick holte mich für ein paar Stücke auf die Bühne. Das werde ich nie vergessen.
Steve Harley, Cockney Rebel
›Lady Jane‹ (1966)
Das ist ein toller Deep Cut aus dieser Zeit, kurz bevor sie mit BEGGAR’S BANQUET und so zu dieser richtig fiesen Rock’n’Roll-Band wurden. Das ist ein Stück von Brian Jones und es hat all diese eckigen Akkorde, in denen die Grundnote sehr gospelartig gegenüber dem Cembalo und der Sitar ist. Ich liebe auch Jaggers Gesang darauf. Er klingt, als trüge er ein Halstuch und hätte einen Gin & Tonic in der Hand. Sie waren zwar rotzfreche kleine Rabauken, hatten aber definitiv auch dieses versnobte Element. Am Anfang sahen die Beatles viel wohlhabender aus, aber tatsächlich waren sie viel bodenständiger als die Stones.
Joe Elliott, Def Leppard
›Have You Seen Your Mother, Baby, Standing In The Shadows?‹ (1965)
September 1966: „Dreh den Lärm runter!“ Ich war gerade 14 geworden und meine Welt war in Aufruhr. Besessen vom Piratensender Radio London, hörte ich neue, aufregende Klänge, wann immer ich es einschaltete, aber nur wenige waren so frech wie diese neueste Nummer der Stones. Schräge Fuzz-Gitarren voller Reverb gingen in eine Fanfare aus heulender Mundharmonika und Trompeten über, die den eröffnenden Refrain einleiteten: „Have you seen your mother, baby, standing in the shadow …“ Was konnte das alles bedeuten? Und im weiteren Verlauf lüftete sich das Geheimnis auch nicht: „The have-nots would have tried to freeze you in ice“, sang Jagger, begleitet von einem hämmernden Klavier und des Teufels eigenem Bass. Schließlich ein kakophonischer Höhepunkt, dann endete die Platte mit verzerrten Gitarrenakkorden in freiem Tempo, die aus den Eingeweiden der Erde emporstiegen. Ich war wie in Trance. Dieses aufrührerische, wütende Statement passte perfekt zu meinem Teenager-Frust, und nur wenige Wochen, nachdem ich es zum ersten Mal gehört hatte, kaufte ich mir meine erste E-Gitarre. Dem Tontechniker Dave Hassinger, mit dem die Band damals in den RCA Studios in Hollywood zusammenarbeitete, muss man dabei besonderen Tribut für diese außergewöhnlichen Klänge zollen. Als REVOLVER von den Beatles die Plattenteller der Nation in Beschlag nahm, dachten die Stones vielleicht, sie müssten ein bisschen auf die Pauke hauen, um Aufmerksamkeit zu erregen. In dem körnig-monochromen Video zu dieser Veröffentlichung gab es auch eine Travestie-Szene, in der man die Band gekleidet wie ihre Großmütter sieht. Absolut unerhört für die damalige Zeit, sogar verstörend! Dass einer der weltweit erfolgreichsten Bands an diesem Punkt ihrer Karriere eine so eigenartige Single veröffentlichte und promotete, zeigte ihre progressive, wenn auch arrogante Einstellung. Was die Single aber nicht davon abhielt, auf beiden Seiten des Atlantiks die Top 10 zu erreichen.
Dave Gregory, Big Big Train/XTC
›Ruby Tuesday‹ (1965)
Dieser Song ist die absolut perfekte Kombination aus melodisch, trippy, eingängig und simpel. Er ist auch ideal geeignet für meine häufigen Klavierinterpretationen. Ich liebe diese Mischung aus schwebender Flöte in der hohen Tonlage und dem ersten Klang des Doppelbasses.
Jordan Rudess, Dream Theater
›Yesterday’s Papers‹ (1967)
Ich war ein großer Fan der Stones, vor allem von ihrem Album BETWEEN THE BUTTONS. In Sachen Songwriting dachte ich, dass sie hier einen Höhepunkt erreichten. Sie machten nicht viele Coverversionen und ihre Kompositionen waren sehr clever geworden, vor allem textlich. Diese Platte gefiel mir sehr gut.
›2000 Man‹ (1967)
Mir ist bewusst, dass ich mich damit in einer sehr kleinen Minderheit befinde, aber mein Lieblingsalbum von den Stones ist THEIR SATANIC MAJESTIES REQUEST. Da bin ich fanatisch. Die sechs verschiedenen Versionen, die ich davon besitze, beinhalten auch ein Original-Achtspur-Tonband. Ich weiß nicht, warum manche Leute es als SGT. PEPPER für Arme betrachten. Ebenso hätte ich mich auch für ›2000 Light Years From Home‹, ›She’s A Rainbow‹, ›On With The Show‹ oder ›Citadel‹ entscheiden können, das für mich den ersten Heavy-Metal-Song aller Zeiten darstellen könnte. Aber meine Wahl fällt auf ›2000 Man‹, das ist der Höhepunkt dieser Platte – auch wenn ich wahrscheinlich der einzige Mensch bin, der das je gesagt hat.
Mike Portnoy, Sons Of Apollo
Ich kann mich noch erinnern, wie ›Satisfaction‹ erschien, als ich noch ein Kind war, und seitdem bin ich verliebt in die Stones. Im Lauf meiner Karriere habe ich ein paar ihrer Songs gecovert. Mick Jagger hat einen eher begrenzten Stimmumfang und spricht sich oft durch die Stücke, für mich sind sie also leicht zu singen, weil ich mich eigentlich nicht für einen Leadsänger halte. Ich sang auf der Kiss-Version von ›2000 Man‹ vom Album DYNASTY. Wir hatten einigen Spaß damit und ich machte das irgendwie zu meiner eigenen Nummer.
›2000 Light Years From Home‹ (1967)
Weil es Tage gibt, an denen ich mich tatsächlich 2000 Lichtjahre von zuhause entfernt fühle, und dieses Stück fängt diese Stimmung immer ein.
Brian Wheat, Tesla
Ich wünschte, ich könnte erklären, warum ich das so liebe. Schon seit ich ein kleiner Junge war, verehre ich diesen Song. ›Killer Queen‹, ›Radar Love‹ und ›2000 Light Years‹ hörte ich alle etwa zur selben Zeit – davor war das Radio für mich nur Lärm gewesen, etwas für Erwachsene. Obwohl ich keinen triftigen Grund liefern kann, weiß ich, dass ›2000 Light Years From Home‹ der Lieblings-Stones-Song von Charlie Watts ist, und das macht mich sehr stolz.
Courtney Taylor-Taylor, The Dandy Warhols
Text: Dave Ling, Dave Everley, Polly Glass, Philip Wilding