Mit ihrem kompromisslosen, energetischen Hardrock haben sich The New Roses längst eine internationale Fangemeinde erspielt. Im Februar haben die Rocker aus Wiesbaden ihr Album DEAD MAN`S VOICE herausgebracht, derzeit sind sie auf Europatournee unterwegs. In einer freien Minute hat uns Sänger und Gitarrist Timmy Rough (Foto: 2. v. l.) fünf seiner Lieblingsalben verraten.
Solomon Burke
ROCK ´N SOUL (1964)
Ich habe mir die Vinyl-Ausgabe auf einem Trödelmarkt gekauft, weil ich den Namen Solomon Burke schon häufiger irgendwo gelesen hatte. Als ich die Scheibe dann ohne allzu große Erwartungen auflegte und mir ›Goodbye Baby‹ entgegen sprang, war ich verdammt glücklich und verdammt wütend zugleich. Glücklich, weil ich wusste, dass sich mein musikalischer Horizont gerade extrem erweitert hatte, und sauer, weil ich nicht schon viel früher auf Burke gestoßen war. Nun ja, das Ganze ist jetzt auch schon eine ganze Weile her, aber diese Platte hätte ich auch als Sechsjähriger schon sehr gut gebrauchen können.
Gov’t Mule
THE DEEP END VOLUME 1 (2001)
Ein Album, das mir mein großer Bruder ausgeliehen hat, kurz nachdem ich meinen Führerschein gemacht hatte.Ich fuhr also auf der Landstraße am Rhein entlang und mochte die Platte ohnehin eigentlich schon ganz gerne. Als gegen Ende der Scheibe Chuck Leavell dann aber plötzlich mit diesem Wurlitzer-Intro zu ›Soulshine‹ anfing, musste ich rechts ran fahren, weil ich mich überhaupt nicht mehr auf die Straße konzentrieren konnte. Ich saß wohl über eine Stunde im Auto auf dem Seitenstreifen und hörte mir das Lied immer wieder an. Das war exakt der Moment, in dem ich beschloss, Musiker zu werden, komme was da wolle.
The Black Crowes
THE SOUTHERN HARMONY AND MUSICAL COMPANION (1992)
Schon von SHAKE YOUR MONEY MAKER, dem Debüt der Black Crowes, war ich schwer begeistert. Aber dieses zweite Album veränderte alles für mich. Ich wollte nun nicht mehr nur Sänger sein, ich wollte selbst Songs schreiben, die diese ganz besondere Energie freisetzen. Die Platte ist wild und eigenwillig, dabei aber absolut nachvollziehbar und strukturiert – die perfekte Synergie. Marc Fords Gitarrensolo bei ›Sometimes Salvation‹ führt genau dieses Prinzip zur Perfektion. Die Black Crowes bewiesen hier, dass man auch in der Post-Classic-Rock-Ära durchaus einen unverkennbar eigenen Stil entwickeln kann.
AC/DC
POWERAGE (1978)
Der Höhepunkt der wilden Zeit von AC/DC. ›Rock ´N´ Roll Damnation‹, ›Riff Raff‹, ›Kicked In The Teeth‹ sind alle so energetisch und brutal, wie ich es bei allen nachfolgenden Platten der Band nicht mehr empfunden habe. Ich liebe auch das Cover, da ich mich genau so fühle, wie Angus darauf aussieht, nachdem ich mit dem Album durch bin. Mit meiner ersten Band Trivial haben wir fast die ganze Platte drauf gehabt und die Songs gerne live mit eingebaut. In den Texten geht es fast ausschließlich um das Leben als Außenseiter – zu denen ich mich immer zählen musste. POWERAGE sprach zu mir. Es sagte: „Scheiß drauf, die werden schon sehen!“
Bruce Springsteen
BORN TO RUN (1975)
Als Teenager kannte ich nur BORN IN THE USA. Diese Platte kaufte ich, weil mir das Cover so sympathisch war. Daheim legte ich sie gespannt auf und war völlig verstört, weil ich Songs à la BORN IN THE USA erwartet hatte. Stattdessen war da das zarte ›Thunder Road‹. Nach einer Minute schaltete ich ab, weil immer noch keine E Gitarre zu hören war. So lag BORN TO RUN ein halbes Jahr in meinem Zimmer herum, bis ich es aus Langeweile mal wieder auflegte. Da traf mich jeder Song wie ein Blitz, ich kam tagelang nicht aus dem Haus, hörte die Scheibe in Dauerschleife. Bis mir die Idee kam, dass es noch mehr von diesem Typen geben musste.