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Tedeschi Trucks Band: Mondphrasen

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Tedeschi Trucks Band: Mondphrasen

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Das Blues-Soul-Kollektiv der Tedeschi Trucks Band hat die
Isolation der Pandemie und eine klassische arabische Geschichte über eine zum Scheitern verurteilte Liebe zu einem vier Alben umfassenden Projekt verwoben, das so episch wie intim ist.

Als die Tedeschi Trucks Band im Juli 2019 LAYLA REVISITED aufnahm – eine Live- Neuinterpretation des Albumklassikers von Derek And The Dominos –, erwies sich das Unterfangen als ein liebevoller Blick zurück und ein unerwartetes Sprungbrett in ihre Zukunft. „Ich fühle mich mit dem LAYLA-Album auf seltsame Art verbunden“, erzählt Gitarrist Derek Trucks. „Das war ein Eckpfeiler in jener Ära der Rockmusik und fühlt sich wie ein Teil meiner DNA an. Zum einen, weil ich nach diesem Album benannt wurde. Und dann spielte es mein Dad mir und meinem Bruder zum Einschlafen vor. Als ich dann als Junge lernte, Gitarre zu spielen, war ich besessen von Duane Allmans Slide-Spiel. Und meine Frau Susan kam an dem Tag auf die Welt, als die Platte veröffentlicht wurde, was ziemlich verrückt ist. Mich mit diesem Material zu befassen, das die Wurzel von allem ist, fühlt sich wie etwas an, das ich schon längst hätte tun sollen, aber nie getan hatte.“ Diese archäologischen Ausgrabungen machten aber bei dem Originalwerk von 1970 noch lange nicht Halt. Letztlich führten sie die Mitglieder der Tedeschi Trucks Band durch mehrere Epochen hindurch zurück zu einer Geschichte aus dem 12. Jahrhundert des persischen Poeten Nizami Ganjavi namens „Madschnūn Lailā“ (im Englischen: „Layla & Majnun“). Was Lord Byron einst als „Romeo und Julia des Orients“ beschrieb, ist die tragische Geschichte unglücklicher Liebe und Trennung, die einen jungen Mann namens Qais in den Wahnsinn treibt („Majnun“ ist ein arabisches Wort für eine verrückte Person; Madschnūn Lailā, wie Qais genannt wird, bedeutet „der von Laila Besessene“). In den finstersten Momenten des Lockdowns wurde diese Erzählung zu einem Fluchtpunkt und zum Fundament für das bislang ambitionierteste Projekt der Band: eine Serie von vier Alben mit begleitenden Filmen unter dem Titel I AM THE MOON. „Die Grundidee für dieses ganze Konzept kam von unserem Sänger Mike Mattison, der die Geschichte von Nizami wieder gelesen hatte und die Frage stellte: ‚Was dachte Layla über all das? Was hielt sie von diesem liebeskranken Psychopathen, der durch die Wildnis wanderte?‘“, sagt Trucks mit einem Lachen. „Das war ein Glühbirnen-Moment. Mike schickte eine E-Mail in die Gruppe und sagte: ‚Ich hatte da diesen Gedanken. Vielleicht sollten wir alle ‚Layla & Majnun‘ lesen und dann Songs darüber schreiben.‘“

Mattisons Idee sprach Gitarristin und Sängerin Susan Tedeschi, Trucks’ Ehefrau und Kreativpartnerin, an aufgrund des Potenzials, die Entwicklung weiblicher Rollen zu erkunden. „In der ursprünglichen Geschichte“, so Tedeschi, „gibt es eine Passage: ‚Wenn Layla der Mond ist, wer soll dann den Mond gewinnen?‘ Es schien, als wollten die Männer sie eher in ihre Gewalt bringen, sie besitzen und behalten. Als sei sie eine Abstraktion statt einer Person. Heutzutage haben Frauen endlich eine Stimme und erheben sich wirklich. Die Menschen wussten schon immer, wie wichtig Frauen sind, doch gleichzeitig bekamen sie nicht immer den Respekt und die Plattform, zu sagen, was sie fühlten und dachten. Dieses Projekt war also ein schöner Weg, um diese Story zu würdigen, aber auch, sie in die moderne Welt zu übertragen und zu sagen: ‚Hey, man kann die Dinge aus zwei verschiedenen Blickwinkeln betrachten.‘“ Der Anfang der Arbeiten an I AM THE MOON im März fiel auf die ersten Tage der Pandemie. Eine treffende Parallele zu der Geschichte, in die sie nun schon eingestiegen waren. „Das fühlte sich sehr aktuell an“, so Trucks. „Da hat man dieses Bild von Layla, die eingesperrt wurde und nicht mit dem Menschen zusammen sein kann, den sie liebt. Und dann denkt man an alle Menschen auf der Welt, die damals nicht ihre Eltern besuchten durften, die nur ein paar Meter die Straße hinunter wohnen, weil sie Angst hatten, sie nur durch das Atmen in ihrer Nähe umzubringen.“ „Und da war Majnun, der in der Wüste den Verstand verliert“, führt Tedeschi die Analogie fort, „und man denkt: ‚Wie viele Menschen sind auf verschiedene Arten während dieser Pandemie verrückt geworden?‘ Sehr viele. Um die psychische Gesundheit des Planeten ist es nicht gut bestellt.“

„Es gab viele Parallelen zwischen dieser tausend Jahre alten Geschichte und unserer Zeit, die sich seltsam relevant anfühlten“, hält Trucks fest. „Aber auf einer elementareren Ebene gab sie der Band diesen virtuellen Treffpunkt, an dem wir weiter atmen konnten. Wenn man als Band nicht auf Tour zusammenlebt, braucht man etwas, das einen verbindet, und das war das Schöne an dem Konzept hinter diesem Projekt.“ Trucks und Tedeschi, Mattison, Schlagzeuger Tyler „Falcon“ Greenwell und Keyboarder/Sänger Gabe Dixon, das neueste Mitglied der Formation, arbeiteten jeweils zu Hause an ihren Interpretationen von Nizamis alter Erzählung, jeder auf seine eigene Art. „Es ist wirklich schön, fünf Kreative auf dieser Platte zu haben“, so Tedeschi. „Das zeigt sowohl die Vielfalt im Songwriting als auch dessen Kohärenz. Es erzählt diese Story, hat diese ganz spezielle Energie und zeigt, wie originell und unglaublich diese Band ist. Es gibt viele verschiedene Stärken und Facetten.“

Vom Southern-Soul-Slowburn von ›Hear My Dear‹ und dem wehklagenden ›Circles Round The Sun‹ über das Allmanseske Instrumental ›Pasaquan‹ und den staubigen Delta-Blues von ›So Long Savior‹ bis hin zu dem feinen Fingerpicking auf ›I Can Feel You Smiling‹ und dem Bayou-Stampfer ›Gravity‹ ist der 24-Song-Zyklus von I AM THE MOON eine grandiose Bühne für die überragenden Talente, welche die Tedeschi Trucks Band zu Meistern des Jams gemacht haben. Seit ihrem Debüt von 2010 bewegen sie sich gekonnt zwischen den Genres. Bezeichnenderweise gab das bewegende Titelstück, schon früh von Gabe Dixon geschrieben, dem Projekt nicht nur das, was Trucks als „Gravitationskraft“ beschreibt, sondern half der Band auch, nach einem kolossalen Verlust auf persönlicher wie professioneller Ebene zu heilen. Ein Jahr vor der Pandemie erlag der langjährige TTB-Keyboarder Kofi Burbridge im Alter von 57 Jahren einem Herzleiden. „Als wir Kofi verloren, überdachten wir alles, was wir taten, bis in die Grundfeste“, sagt Trucks. „Er war ein so riesiger Teil von uns, und er stand fast 20 Jahre an meiner Seite, Schulter an Schulter. Er war ein so unglaublicher Mensch und ein Genie, wirklich einzigartig.“

In derart große Fußstapfen zu treten war sicher nicht einfach, doch der Pianist Dixon aus Nashville stellte sich der Herausforderung, ein Solokünstler von einigem Renommee, der mit diversen großen
Acts gearbeitet hat, etwa Paul McCartney und Supertramp. „Gabe hatte natürlich sehr großen Respekt und enorme Ehrfurcht für Kofi und sein Spiel. Aber er selbst ist auch eine starke Persönlichkeit“, so Trucks. „Er setzte sich auf diesen Stuhl, als gehöre er ihm, aber anders, mit absolutem Respekt für das, was dort passiert war. Hätte sich da jemand hingesetzt und versucht, wie Kofi zu sein, hätte uns etwas daran abgestoßen. Gabe hatte einfach etwas eigenes, mit einer anderen Aura. Und je mehr ich mich in seine Solowerke vertiefte, desto mehr dachte ich: ‚Dieser Motherfucker ist grandios!‘ Als Sue zum ersten Mal Gabes Demo von ›I Am The Moon‹ hörte, weinte sie. Dann lief sie während der Pandemie die meiste Zeit herum, spielte es auf der Akustischen und sang dazu. Das war ihr Lockdown-Jam.“ Tedeschi ergänzt: „Da ist diese eine Zeile, ‚I’m up here spinning alone, you’re a star, but I’m a stone‘. Ich dachte: ‚Heilige Scheiße, das ist tiefgründig.‘ Ich glaube, wir nehmen den Mond manchmal als selbstverständlich. Menschen sind so emotionale Kreaturen aus Wasser. Der Mond übt ja in Form von Flut und Ebbe seine Anziehungskraft auf all unsere Ozeane aus, also bewegt er natürlich auch uns, emotional. Unsere Gefühle sind also eng mit dem Mond verbunden. Darüber denken wir nie nach, und uns ist nicht bewusst, wie wichtig er ist.“ Im Herbst 2020, nachdem sich alle hatten testen lassen, traf sich der kreative Kern der Gruppe endlich wieder in einem Studio in Georgia und alle präsentierten ihre Ideen rund um die Geschichte von Layla und Majnun.

„Als wir begannen, sie durchzuspielen, wurde uns klar, dass es einen ernsthaften roten Faden zwischen ihnen gibt“, sagt Trucks. „Das war inspirierend.“ Tedeschi fügt hinzu: „Und wir begriffen schon früh, dass das zu viel für eine Platte war. Wir fragten uns, ob wir alles aufnehmen und die besten Sachen herauspicken sollten. Aber als wir das dann taten, stellten wir fest: ‚Nichts davon ist Füllmaterial!‘ (lacht) Wir standen damals alle total auf die Serie ‚The Mandalorian‘ und ich liebte den Gedanken von Episoden. Das fesselt die Leute. Es ist eine Tik-Tok-Welt und die Leute haben nicht mehr die Zeit um sich groß zu konzentrieren. Also konnten wir die vier Alben natürlich nicht alle auf einmal machen. Als wir uns dann über unsere Lieblingsplatten aus unserer Jugend unterhielten, sagte Derek: ‚Sieh dir AXIS: BOLD AS LOVE an, das dauert 34 Minuten. Das ist die perfekte Länge, bei der man die Aufmerksamkeit der Leute noch behält, aber auch viel Inhalt reinpacken kann.‘“ „Ich dachte auch an Coltranes A LOVE SUPREME“, fährt Trucks fort. „Etwas an dem Album gibt einem das Gefühl, als würde man da in etwas Großes einsteigen. Das hatte ich im Hinterkopf, als wir davon zu sprechen begannen, das alles in kleinere Stücke und Akte aufzuteilen.“

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1 Kommentar

  1. Die beiden sind meiner Meinung nach nicht nur ein (Ehe) Paar, sondern ein Musiker-Paar dass an Genialität eine Sonderstellung im Southern- Blues – Rock – Business darstellt.
    Einfach eine geniale Band um zwei geniale Künstler.

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