Mit ihrem jüngsten Album SIGNS setzte die Tedeschi Trucks Band ihren musikalischen Kurs fort – unter neuen Vorzeichen und mit alten Aufnahmemethoden. Wir sprachen mit Gitarrist Derek Trucks über Bandfeeling, Verlust und Gitarrenhelden.
Eine Formation wie die Tedeschi Trucks Band hat in vielerlei Hinsicht etwas Tröstliches. Zum einen ist das natürlich die Musik: handgemacht, auf höchstem Niveau. Zwischen Blues- und Southernrock pendelnd – aber auch immer offen für musikalische Experimente. Dann die Besetzung. Das Ehepaar Susan Tedeschi und Derek Trucks führen ein insgesamt zwölfköpfiges Ensemble an, selbstverständlich durch die Bank Erste-Sahne-Musiker.
Zum anderen steht die Band für eine eigentlich längst vergessene Haltung. Bei dem Kollektiv – das trifft es vermutlich eher als Band – schwingt immer ein lässiges, unaufgeregtes Hippie- und Kommunen-Feeling mit. Als sture Bewahrer der Traditionen sehen sie sich aber dennoch nicht, wie Derek Trucks beim Telefonat mit CLASSIC ROCK betont. „Es ist zwar immer gut zu wissen, wo etwas herkommt“, sagt er in seinem typischen freundlichen Tonfall am anderen Ende der Leitung, „das hilft. Aber gleichzeitig suchen wir auch immer nach neuen Einflüssen und Inspirationen. Wir leben im Hier und Jetzt. Nicht isoliert, sondern offen für so ziemlich alles.“
Zumindest alles, was ihrer Musik gut tut; was gut für die Vibes, den Groove, für das Zusammenspiel ist. Im Falle ihres neuen Albums SIGNS war die neue Idee ein Gruß aus der Vergangenheit: analoges Recording. Inklusive einem alten Neve-Mischpult und einer Studer-Bandmaschine aus den 70ern. Mehr retro geht nicht. „Wir waren ja noch nie eine Band, die alle Studiomöglichkeiten ausschöpfen wollte“, berichtet Trucks, „doch analog mit Bandmaschine war dann doch noch mal was anderes.“ Da man – anders als beim digitalen Recording – nicht unbegrenzt viele Spuren zur Verfügung hat, müsse man sich auf das Wesentliche konzentrieren. „Man muss sich darauf einlassen“, gesteht er, „doch das Fokussieren zahlt sich aus. Man bleibt beim Essenziellen.“
Nüchtern oder gar spartanisch fallen die elf neuen Tracks von SIGNS dennoch nicht aus. Im Gegenteil. Angetrieben von den zwei Drummern Tyler Greenwell und J. J. Johnson sowie Bassist Tim Lefebvre gleitet der Sound der Band dahin wie ein aufgemotzter Ford Mustang auf dem Highway. Satt, dynamisch, kraftvoll. Bei den Soli lässt sich aber erahnen, was Derek mit „Fokussieren“ meint: Im Vergleich zum 2017 erschienenen Konzertmitschnitt LIVE FROM THE FOX OAKLAND nimmt sich der seit seinen frühen 20ern zu den weltbesten Gitarristen zählende Musiker hier zurück.
„Stimmt“, lässt er aus dem Telefonhörer vernehmen, „ich habe mich da etwas zurückgehalten. Ich wollte Soli spielen, die dem Hörer wirklich im Gedächtnis bleiben.“ Nicht selten erinnert er dabei an Eric Clapton – neben Duane Allman ohnehin einer seiner wichtigsten Einflüsse. „Ja, das kann gut sein. Co-Produzent Jim Scott meinte jedenfalls auch ein paar Mal: ,Das fühlt sich ein bisschen nach Eric an‘.“ Neben euphorischen und dynamischen Songs streut die Band auf SIGNS auch mehrere Balladen ein. Gründe dafür gibt es genug: Mit Butch Trucks (Dereks Onkel und einstiges Allman-Brothers-Mitglied), Gregg Allman, Leon Russell und Bruce Hampton verlor die Gruppe in der letzten Zeit gleich mehrere enge Freunde und Verwandte. Die Trauerarbeit führte die Band zu emotional tief gehenden Titeln – aber auch zu Mut machenden, nach vorne blickenden Songs wie ›Signs (High Times)‹, ›Walk Through This Life‹, ›Strengthen What Remains‹ und ›All The World‹.