Taylor Hawkins hat ein hauptberuflich nicht nur beneidenswertes Los gezogen: Abend für Abend spielt er in einem anderen Stadion sein Schlagzeug. Jedoch sitzt er dabei hinter Dave Grohl. Dem Dave Grohl, dem Nirvana-Drummer. Zusammen bilden er und Dave die Haupt-Show-Achse der Foo Fighters. Bevor diese erneut ins Studio gingen, nutzte Taylor die Pause, um ein ganz eigenes, neues Nebenprojekt zu gründen. Wie schon bei seiner letzten Band, den Coattail Riders, übernimmt Hawkins bei den Birds Of Satan Gesang und Drums in Personalunion. Im Interview mit CLASSIC ROCK spricht der aufgedrehte Sunny-Boy sympathisch offen über sein Leben zwischen Faulheit und Dave Grohl.
Taylor, deine neue Gruppe nennt sich The Birds Of Satan. Was ist aus den Coattail Riders geworden?
Nach dem letzten Foo Fighters-Album begann ich direkt am Soundtrack zu Daves Film SOUND CITY mitzuarbeiten. Außerdem habe ich zwei Kinder und die brauchen mich schließlich auch. Die Coattail Riders in kurzer Zeit zusammenzubringen, wäre nicht möglich gewesen. Tatsächlich hatte ich nur eine Woche, um ins Studio zu gehen und eine Platte zu machen. Und weil ich ja auch noch eine Coverband namens Chevy Metal habe, die inzwischen richtig gut zusammenspielt, entschied ich mich, mit diesen beiden Jungs die Platte aufzunehmen.
Das wirkt so, als hättest du mit deiner neuen Soloplatte auf keinen Fall bis nach der nächsten Foo Fighters-Veröffentlichung warten können.
Oh nein, nein, nein. Das wäre nicht gegangen! Ich muss zwischen allen Foo Fighters-Werken mein eigenes Ding machen. Das mache ich einfach nur für mich. Punkt. Na ja, und natürlich für die anderen Jungs in der Band.
Ich muss gestehen, dass das Album – zumindest beim ersten Hören – nicht gerade leicht zugänglich war. Allein die Eröffnung ist ein aus mehreren Lieder zusammengebautes neun-Minuten-Werk.
Ich weiß. Bis ganz zum Schluss sollte ›The Ballad Of The Birds Of Satan‹ auch nicht der Opener werden. Aber dann sagte ich: „Scheiß drauf! Packen wir die Nummer auf die Eins, dann vergraulen wir gleich am Anfang die Leute, die die Platte sowieso nicht mögen werden.“ (lacht)
Das ist natürlich ein Statement!
Ach weißt du, fuck it! Ich habe so ein gesegnetes Leben. Ich bin bei den Foo Fighters! Ich muss mir null Gedanken über das machen, was ich nebenher so tue. Ich muss mich nur selbst mit meinen Projekten zufrieden zu stellen. Ich glaube, man nennt das Genusssucht. Was das angeht, bin ich schuldig im Sinne der Anklage.
Gibt es ein Lied auf dem Album, das dich besonders glücklich macht?
In ›Pieces Of The Puzzle‹ geht es um die Art von Beziehung, die für dich zu deiner Heimat wird. Im Sinne von: „Ich weiß, ich bin schrecklich und auch du machst mich manchmal fertig, aber am Ende eines jeden Tages fühlt es sich gut an, zusammen mit dir einzuschlafen.“ Das ist Heimat.
Ist es für dich eine Befreiung, mal nichts mit den Foo Fighters zu machen?
Nun, mein Job bei den Foo Fighters ist es, Dave das zu geben, was in seinem Kopf ist. Ich würde nicht sagen, dass es unbedingt das musikalisch befreiteste Gebiet auf Erden ist. (lacht)
THE BIRDS OF SATANS wird mit Bands wie Van Halen und Queen verglichen. Wie sehr beeinflussen dich deine Idole?
Zu einhundert Prozent! Ich werde dich nicht anlügen. Mir geht voll einer ab, wenn etwas von mir wie jemand anderer klingt. „Das klingt wie die Beatles!“ „Das klingt wie Van Halen!“ oder „Das klingt wie fucking ›Shout At The Devil‹!“ Das liebe ich.
Es schein unvermeidbar, dass Dave Grohl und Pat Smear auch bei deinem neuen Album mitgewirkt haben. Wie viel Foo Fighters steckt auf THE BIRDS OF SATAN?
Dave hat mir beim Schreiben von drei Liedern geholfen. Von ihm stammen auch die ersten beiden Parts von ›The Ballad Of The Birds Of Satan‹. Wenn seine Gitarre einsetzt, gibt es keinen Zweifel, wer das ist. Dängdädängdädängdäng! Ich fordere jeden Gitarristen der Welt heraus, eine bessere Rhythmus-Gitarre zu spielen als Dave! Der einzige, der da mithalten kann, ist James Hetfield. Ich meine, allein die Tatsache, dass er zu Lars spielen kann … (lacht) Nein Quatsch, ich liebe Lars, aber es ist manchmal schwer, ihm zu folgen. Ha.
Normalerweise ist die Frage nach dem Bandnamen ein großes No-Go. Hier also ein Tabubruch: Stimmt es, dass „The Birds Of Satan“ aus dem Buch von Anthony Kiedis stammt?
Ja, das stimmt. Ich liebe Rock-Biografien. Ich lese sie alle, das ist mir scheißegal. Irgendwann hatte ich auch SCAR TISSUE von Anthony gelesen. Ich erinnerte mich an eine Geschichte aus seinen Party-Zeiten. Damals nahm er einige Sachen, die ihn die ganze Nacht lang wach hielten. Ich rede nicht von Kaffee. Er versuchte verzweifelt einzuschlafen, bevor die „Vögel Satans“ anfingen zu singen. Ich kenne dieses fürchterliche Gefühl, wenn du die Leute zur Arbeit gehen siehst, draußen geht das Gezwitscher los und du denkst dir nur: „Fuck, ich hab’s schon wieder getan!“
Drogen sind ein großes Thema auf THE BIRDS OF SATAN. Warum beschäftigt dich das Ganze noch immer so sehr?
Wenn ich Texte schreibe, erinnere ich mich an vergangene Phasen in meinem Leben. Ausgerechnet in der Woche, als das Album entstand, dachte ich viel über mein Leben mit 21 nach. Damals hing ich in Laguna Beach ab, fragte mich, was ich mit meinem Leben anstellen sollte und ging ständig auf Partys. Alle waren damals schwer auf Koks. Das ist schon komisch. Also, nicht die Drogenabhängigkeit, aber das Leben ist es schon.
Vielleicht kannst du heute so empfinden, weil es für dich vorbei ist?
Ja, daran liegt es sicher auch. Manchmal blicke ich auf mich zurück und denke mir, was für ein totaler Volldepp ich war. Aber wir hatten auch unseren Spaß. Deshalb sehe ich das ganze Leben mit Humor. Ich darf mich nicht beschweren, weil ich so ein privilegiertes Leben habe. Doch auch ich muss traurige Dinge durchstehen. Trotzdem sollte man immer versuchen, sich durchs Leben zu lachen, denn wenn du dir nur noch Sorgen machst, wirst du an Krebs erkranken.
Gibt es schon Neues vom geplanten Foo Fighters-Album zu erzählen?
Also, die Songs haben wir schon mal. Dave fängt gerade an, die Texte zu schreiben. Diese Platte wird so sehr nach einer Band klingen, die zusammen in einem Raum spielt. Denn so werden wir das machen! Was das musikalische Level angeht, sind die Foo Fighters auf ihrem absoluten Höhepunkt angekommen. Ich weiß das, denn ich bin der fucking Motor und ich höre jeden Einzelnen.
Stimmt es, dass ihr die Lieder in Studios überall auf der Welt aufnehmen wollt?
Nun, das ist eine von Daves großen Ideen. Was auch immer es dann sein wird, es wird eine riesige Multimedia-Idee. Du kannst Dave nicht mehr mit dieser Album-Tour-Album-Tour-Routine einschränken. Sein Hirn läuft 1000 Meilen pro Stunde. Ich im Gegensatz dazu bin ein echt fauler Sack. Ich liebe es, auch mal nichts zu machen!