Mit Metallica haben The Sword mit Sicherheit ihre berühmtesten Fans gefunden. Den Thrash-Ikonen gefiel die Musik ihrer Landsleute nämlich so gut, dass sie diese 2008 mit auf ihre Tour nahmen. Doch das reicht The Sword noch lange nicht. Mit ihrem vierten Album APOCRYPHON wollen sie weiter nach vorne preschen.
Zu den chronischen Leisetretern zählen die amerikanischen Doom/Retro-Rocker The Sword beileibe nicht, weder musikalisch noch textlich. Auch mit ihrem aktuellen Album APOCRYPHON zelebrieren die Musiker einen dunklen, schwerfälligen und mitunter gegen den Strich gebürsteten Hard Rock, wie er erstmals zu Zeiten von Black Sabbath kreiert wurde. Für die sozialkritischen Statements der Band verantwortlich ist John D. Cronise, ein hellwacher und daher auch besonders kritischer Zeitgenosse. Als Sänger und Texter nutzt er seine exaltierte Position, um sich mit Vorliebe gegen die Missstände und Auswüchse westlicher Gesellschaften auszulassen. „Unsere Feinde sind all diejenigen, von denen wir unterdrückt werden“, erklärte er schon zu Zeiten des 2006er Debütalbums AGE OF WINTERS vollmundig und äußerte sich speziell seiner eigenen Regierung gegenüber außerordentlich skeptisch. „Wer in Amerika von grenzenloser Freiheit spricht, sollte mal die armen Leute fragen. Die werden etwas ganz Anderes erzählen.“ All diesen Menschen am Bodensatz der Gesellschaft war AGE OF WINTERS gewidmet.
Mittlerweile sind mehr als sechs Jahre ins Land gegangen, ohne dass die vierköpfige Formation ihre in jeder Hinsicht unerbittliche Gangart eingebüßt hat. The Sword bezeichnen sich als traditionelle Rockband, die speziell von Led Zeppelin, Thin Lizzy und ZZ Top beeinflusst wurde. Man könnte ihre Musik also durchaus als archaisch oder hoffnungslos rückwärtsgerichtet bezeichnen, würde diese Musikgattung nicht seit einigen Jahren ihren vierten oder fünften Frühling erleben. Deshalb stehen The Sword anno 2012 plötzlich, fast wie aus heiterem Himmel, inmitten einer Szene, die als Zukunft der Rockmusik gepriesen wird. „Uns war es eigentlich immer schon egal, was die Leute über uns sagen“, behauptet Cronise selbstbewusst, „die Hauptsache war, dass jeder sieht, dass wir zu 100% von dem überzeugt sind, was wir da machen. Wir haben uns nie an irgendeinen Trend drangehängt oder sind gar taktisch vorgegangen. The Sword ist eine Band, bei der vieles intuitiv und nur weniges bewusst entsteht.“
Allerdings – und das sieht auch Cronise nicht viel anders – sind die stilistischen Zutaten auf APOCRYPHON vielseitiger und bunter denn je. Man findet nicht nur unverhohlene Metal-Zitate, sondern entdeckt auch Querverweise an Jazz und Blues. „Unser Sound ist generell etwas facettenreicher geworden, die Songs grooven besser und klingen nicht mehr ganz so aggressiv wie zu Beginn. Wir müssen nicht mehr permanent volles Tempo gehen, um Aufmerksamkeit zu erwecken.“
Cronise hat Recht: Auch ohne derbes Geprügel verfehlen die Stücke auf APOCRYPHON ihre Wirkung nicht. The Sword werfen ihre mittlerweile große Bühnenerfahrung stark wie nie in die Waagschale und verstecken viele wichtige Details derart raffiniert, dass der Albumtitel (übersetzt in etwa: geheime Schriften) zum Programm wird. „Natürlich verrate ich jetzt nicht sämtliche Geheimnisse dieser Scheibe, sonst wären es ja keine Geheimnisse mehr. Aber wer genau zuhört, wird unsere unmissverständliche Kritik an der versuchten Meinungsmache durch Regierungen, Parteien, religiösen Vereinigungen oder Medienvertretern entdecken. Wir sagen den Leuten: Glaubt nicht alles das, was man euch erzählt! Denn ein Großteil dessen, was man uns versucht einzureden, ist von unlauteren Motiven gekennzeichnet. Letztendlich wollen religiöse Führer, Politiker, aber auch Medien nur die Kontrolle über uns bekommen.“ Ein wahrer Revoluzzer und Querdenker ist Cronise also immer noch.