Ein leichtfüßiges Bluegrass-Hörspiel vom sonst oft so wütenden Quertreiber des Country
Das Konzeptalbum, das eine zusammenhängende Story erzählt, ist ein fester Bestandteil der Country-Historie. Man denke nur an Willy Nelsons RED HEADED STRANGER oder Johnny Cashs THE RAMBLER. So war’s eigentlich nur eine Frage der Zeit, wann auch Sturgill Simpson seinen Beitrag liefern würde. Ja, der Sturkopf hat bisher von Album zu Album immer neue Haken geschlagen, manche kürten ihn schon zum Kentucky-Bowie deswegen. Aber sein Traditionsbewusstsein stand nie in Frage, siehe die zwei CUTTIN’-GRASS-Alben, auf denen Simpson mit brilanten Nashville-Virtuosen kargen Bluegrass spielte. Diese Band, inzwischen Hillbilly Avengers getauft, ist nun auch auf THE BALLAD OF DOOD & JUANITA wieder dabei. Womit schon mal klar ist: Es gibt wieder akustische Ur-Klänge, bei denen nichts an das Jahr 2021 erinnert. Außer, man erkennt in der schnell erzählten Handlung der Konzeptplatte irgendwelche Parallelen zum heutigen Amerika: Der knorrige Dood will im Kentucky des Jahres 1862 nur mit seiner Juanita ein zufriedenes Leben als Farmer führen, doch ein Schurke entführt die Herzdame. Dood wird den Kerl verfolgen und zur Strecke bringen, begleitet von Mandoline, Banjo, Maultrommel, A-capella-Gesang. Ach ja: Zu Beginn seiner Karriere verlautbarte Simpson, er werde nur fünf Studioalben machen und sich dann zurückziehen. THE BALLAD … ist diese Fünfte. Soll diese feine, aber kurze Platte wirklich sein Abschied sein? Sie fühlt sich mehr wie ein Zwischenspiel an, nicht wie ein Schlusspunkt.
8 von 10 Punkten
Sturgill Simpson, THE BALLAD OF DOOD & JUANITA, HIGH TOP MOUNTAIN/MEMBRAN