Sting ist wieder zum Rock zurückgekehrt und lässt auf seiner Tour zum aktuellen Album 57TH & 9TH frühere Ausflüge in die Renaissance- und Weltmusik vergessen. Stellenweise ist es sogar fast zu rockig, was der ehemalige Sänger und Bassist der legendären Post-Punker The Police da mit Musikern wie seinem langjährigen Gitarristen Dominic Miller aus Argentinien und dessen Sohn Rufus an der zweiten Gitarre vor 8000 Fans in der Olympiahalle abliefert. Zwar steht den meisten Songs, vor allem denen von The Police die straighte Präsentation gut, aber mitunter geht bei einem im Original feinsinnigen Song wie ›Every Breath You Take‹ die Nuancierung verloren.
Auch das David Bowie-Cover ›Ashes To Ashes‹, das Stings Sohn Joe Sumner singt, der zudem als Opening Act und Backgroundsänger fungiert, wirkt zu krachig. Im Gegensatz kommen ›So Lonely‹ und ›Message In A Bottle‹ extrem gut als Kraftpakete und machen Laune. Aber auch der neue Titel ›Petrol Head‹ ist ein echtes Brett. Zwar beherrscht der 66-Jährige mit Solo-Titeln wie ›Mad About You‹ und ›Shape Of My Heart‹ auch noch die etwas leiseren Töne – sehr schön hier der Einsatz der Ziehharmonika – und beschließt das knapp 100 Minuten lange knackige Set mit dem allein auf der Akustikgitarre vorgetragenen ›Fragile‹. Letztendlich überwiegen an diesem Abend aber die lauten Klänge, das aber nur im musikalischen Sinn. Laute und missionarische Ansagen, wie man es von dem Humanisten und sehr politischen Menschen Sting gewohnt ist, finden überraschenderweise überhaupt keine statt. Anno 2017 stehen die Musik und der Rock ganz klar im Vordergrund.