Wahnwitzige Science-Fiction-Operette
Schon mehrfach ist die Rockpalst-Aufnahme von Steve Hillage veröffentlicht worden, doch diese zeitlose Jazz- und Space-Rock-Session ist einfach unkaputtbar. Der Gig wurde am 20. März 1977 in der Aula des Otto-Hahn-Gymnasiums in Bensberg (Nähe Bergisch Gladbach) aufgezeichnet. Der WDR rückte mit einem TV-Mobil an und ein wenig zeitversetzt wurde diese psychedelische Soundreise im „Rockpalast“ ausgestrahlt. Ganze 44 Jahre später wirken die atmosphärischen Sound-Passagen nicht antiquiert, sondern zeitlos. Die Mannschaft um Steve Hillage (Gitarre, Gesang) bilden seine Lebenspartnerin Miquette Giraudy (Keyboards, Gesang), Ex-Jethro-Tull-Drummer Clive Bunker, der spätere Camel-Bassist Colin Bass, sowie Phil Hodge (Keyboards), Christian Boulé (Gitarre) und Basil Brook (Synthesizer, Flöte). Im Sinne von Jazz improvisiert und groovt das Team auf Rhythmen und Mustern herum, sodass sich ein facettenreiches Wechselspiel zwischen Instrumentalparts von der Gitarre, Laid-Back-Gesangseinlagen und flirrenden Keyboardflächen ergibt. Diese experimentellen Soundreisen sind hoch komplex, groovy und berauschend. Mit ›It’s All Too Much‹ von George Harrison, ›Not Fade Away‹ von Buddy Holly und einer sehr wahnwitzigen Interpretation von Donovans ›Hurdy Gurdy Man‹ wird das Set komplettiert. Zwischen Traumwelt und Realität schwebt diese irre Science-Fiction-Operette in den Gehörgängen – fast wie ein unbekanntes Raumschiff von einem fremden Planeten.
8 von 10 Punkten
Steve Hillage, LIVE AT ROCKPALAST 1977, MIG/INDIGO