Ein Tribute-Album mit exzellentem Folk und erdigem Roots-Country
Wer Steve Earle kennt, kann sich denken, wer oder was hinter dem Titel seiner neuen LP JERRY JEFF steht. Richtig, Jerry Jeff Walker. Der Ende 2020 verstorbene Country-Sänger und Songwriter war einer der wichtigsten Inspirationsquellen von Steve Earle – und jeder einzelnen zollt der 67-Jährige Tribut: TOWNES widmete er Townes Van Zandt, GUY natürlich Guy Clark. Laut Liner Notes war Jerry Jeff – bekannt für seinen Klassiker ›Mr. Bojangles‹ – sein erster entscheidender Einfluss. Als 14-Jähriger habe er ihn kennen und schätzen gelernt. Ihn jetzt posthum zu würdigen ist nicht nur höchst ehrenvoll, das Ergebnis liefert auch ein erfrischendes Hörerlebnis. Und macht klar, dass Walker, der in den frühen 70er-Jahren zum erweiterten Umfeld der Country-Outlaw-Szene in Austin, Texas, gehörte, musikalisch viel mehr zu bieten hatte, als besagten Evergreen. Ähnlich wie Dylan während dessen NASHVILLE-SKYLINE-Phase changieren seine Songs harmonisch packend und mit erlesenen Texten ausgestattet zwischen melodischem Folk und ruppigem Roots-Country. Zehn Songs aus seinem Nachlass haben Steve Earle & The Dukes auf JERRY JEFF mit Hingabe und hörbarer Spielfreude neu aufleben lassen und damit ein großartiges Album vor- gelegt. Schade, dass Jerry Jeff Walker das nicht mehr erleben durfte.
9 von 10 Punkten
Steve Earle & The Dukes
JERRY JEFF
NEW WEST RECORDS/H’ART