Lange waren die Stereophonics nicht in Hamburg. Gefühlt zehn Jahre – doch am Ende waren es nur fünfeinhalb, faktisch. Dennoch, viel zu lange. Und so tun sie sich bei den ersten beiden neuen Songs auch noch schwer. Der Sound ist unstimmig, der Groove fehlt. Das neue Album KEEP THE VILLAGE ALIVE ist erst seit ein paar Tagen draußen und dazu leider noch nicht mal besonders gelungen. Ab ›Superman‹ jedoch haben die Waliser alles im Griff. Es ist die erste Show der Tour, da kann man sich schon mal zwei Songs lang einspielen, auch wenn das ungewohnterweise vor zahlendem Publikum passiert. Doch das nimmt der Band niemand übel und so werden die Singles ›Graffiti On The Train‹ und ›Indian Summer‹ vom Vorgängerwerk GRAFFITI ON THE TRAIN gebührend gefeiert. Überhaupt liegt der musikalische Schwerpunkt live ganz klar auf den letzten beiden Studioalben. Satte sieben Tracks vom aktuellen Werk schaffen es auf die Setlist, und fast allesamt machen sie eine wundersame Wandlung durch. Wo das Album unrund und beliebig klingt, sind die Liveversionen selbiger Songs bei weitem packender, einnehmender, lebendiger und vor allem rockiger. Die Band hat sichtlich Spaß bei der Sache und Jones nuschelt wie eh und je recht unverständliche aber sympathische Worte zwischen den Songs. ›Vegas Two Times‹ und ›Mr. Writer‹ von J.E.E.P. wechseln ab mit dem frenetisch gefeierten ›Maybe Tomorrow‹. Erst im hinteren Teil des Sets werden die Fans früher Stunde mit ›Local Boy In A Photograph‹ und ›A Thousand Trees‹ beglückt. ›Violins And Tambourines‹ von GRAFFITI ist sicherlich eines der Highlights des an solchen nicht armen Abends – die Band spielt sich völlig losgelöst in einen wahren Rausch, angeführt von Neudrummer Jamie Morrison, der erst seit 2012 in der Band ist. Das atmosphärische ›White Lies‹ und ›Sunny‹ verabschieden die Band in eine großartige und schnittige Zugabe mit ›Just Looking‹, natürlich ›The Bartender And The Thief‹ und ›Dakota‹, der erfolgreichsten Single der Band (Nr. 1 in UK).
Vor fast vollem Haus eine unerwartet großartige Show und neben den Foo Fighters sicher das Konzert des Jahres in der Hansestadt.
Text: William Miller