Als Musiker sind sie berühmt. Zahlreiche Stars haben allerdings künstlerische Seiten, die selbst ihren Bewunderern unbekannt sein dürften, da die Promis den Talenten oft im Geheimen frönen: Malerei, Fotografie, Bildhauerei, Schriftstellerei. Überraschungen sind garantiert.
„Because We Can“! Der Titel der Bon-Jovi-Welttournee 2013, die das Quintett zwischen dem 18. Mai und 22. Juni auch in vier deutsche Großstädte führt, hat für ein Bandmitglied doppelte Bedeutung: Der Schlagzeuger, der im Schatten des smarten Jon Bon Jovi trommelt, kann nämlich mehr, als nur den Takt bei den beliebten US-Mainstreamrockern vorgeben. Tico Torres malt seit Anfang der 90er Jahre und hat sein Betätigungsfeld seitdem als Bildender Künstler in die Bereiche Bronze, Keramik und Glas ausgedehnt. Seine Bilder, kräftig in der Farbgebung und mit organischer Textur, erinnern an den deutschen Expressionismus der 30er Jahre, aber auch an Edward Munch und den Briten Francis Bacon. Mit Pinsel, Messer oder einem anderen Gegenstand, der das Auftragen von Acrylfarbe ermöglicht, bearbeitet der Autodidakt die Leinwand solange, bis die Oberfläche eine deutlich spürbare Struktur bekommt. Seine im Allgemeinen gegenständlichen, zumeist mehrdeutigen Gemälde fordern von dem Betrachter eine eingehende Auseinandersetzung. Die Inspiration zu den um 12.000 US-Dollar teueren Originalen (Signierte, limitierte Drucke ab $ 500) erhält „The Hitman“, so sein Spitzname, dessen erste Ausstellungen in New York und Miami 1994/5 bereits große Erfolge waren, meist von ganz alltäglichen Erfahrungen. „Es ist sehr wichtig, sich jenseits der Musik auch noch in anderen Bereichen zu betätigen“, wird Torres auf der Seite einer Galerie zitiert. „Songs gemeinschaftlich zu erarbeiten, ist etwas Kreatives, auf Tour sein nicht. Da herrscht Routine. Um als Bildender Künstler aktiv zu sein, brauche ich niemand anderen. Da muss ich alleine etwas kreieren. Das erfüllt mich und ermöglicht mir einen spirituellen Zugang zu meiner Person. Ich bin davon überzeugt, dank dieser Beschäftigung sogar zu einem besseren Menschen geworden zu sein, der dabei in allen Facetten der Kreativität hinzugewonnen hat!“
Roger Glover: Gemälde verstauben im Keller
Wenn Deep Purple demnächst Songs ihrer neuen CD NOW WHAT?! hierzulande live präsentieren, steht dort ein Mann auf der Bühne, über dessen bandexterne Leidenschaft nur Wenige Bescheid wissen: Roger Glover. Der 67-Jährige ist nicht nur Bassist der Hardrock-Legende sowie renommierter Produzent (Nazareth, Status Quo, Judas Priest, Rory Gallagher, Rainbow, Michael Schenker Group, Deep Purple), sondern auch ein „ausgezeichneter Maler und Graphiker von stimmungsvollen Landschaftsbildern, mystisch anmutenden Detailansichten von Städten und abstrakten Darstellungen emotionaler Zustände“ (ME/Sounds). Ab 1963 besuchte der Brite das Hornsey Art College in London. „Wie viel ich dort gelernt habe? Keine Ahnung!“, bekennt er auf seiner Webseite. „1965 habe ich das College bereits verlassen, um Profimusiker zu werden. Seitdem ist die Malerei eine Freizeit-beschäftigung, der ich nur noch sporadisch nachkomme und die für mich eine weitere Möglichkeit ist, mich künstlerisch auszudrücken. Ich male ausschließlich zu meinem ganz persönlichen Vergnügen, stelle meine Arbeiten nicht aus und verkaufe sie nicht. Hin und wieder spende ich eines der mal abstrakten, mal gegenständlichen Werke für einen wohltätigen Zweck. Der größte Teil verstaubt jedoch im Keller, da ich daheim meist nur eines aufhänge. Die einzige Möglichkeit, die Bilder zu sehen, bietet somit meine Homepage.“
Ron Wood: Kunststudium wegen Girls
Im Gegensatz zu Deep Purple haben The Rolling Stones, die im Sommer 2013 auf „50 And Counting“-Tournee sind, gleich zwei ausgebildete Künstler in ihren Reihen: Schlagzeuger Charlie Watts und Gitarrist Ron Wood. Ersterer (Jahrgang 1941) studierte an der Harrow School of Art. 1960 bekam er eine Festanstellung in einer Londoner Werbeagentur und veröffentlichte im Folgejahr „Ode To A High Flying Bird“, sein Kinderbuch über den legendären Jazz-Altsaxophonisten Charlie Parker. Bei den Stones zeichnete Charlie Watts als Graphiker unter anderem für die Coverrückseite von BETWEEN THE BUTTONS (1967) verantwortlich und designte zusammen mit Mick Jagger die Bühne für ihre Gastspielreisen „Tour Of Americas“ (1975) sowie „Steel Wheels/Urban Jungle Tour“ (1989/90).
Wood, Jahrgang 1947, besuchte auf Anraten von Lehrern das Londoner Ealing College Of Art. Seinen Eintritt in die Kunstwelt datiert er aufs Jahr 1959, als er im Alter von zwölf Jahren den Hauptpreis in einem Malwettbewerb der BBC-Sendung „Sketch Club“ gewann. Obgleich offensichtlich sein Talent der Grund für den Besuch der Kunstschule gewesen ist, waren es für ihn persönlich keinesfalls künstlerische Gründe. Wood: „Meine beiden Brüder studierten in Ealing. Dort wollte ich unbedingt auch hin, denn ich fand ihre Freundinnen – äußerst adrette Kunststudentinnen – super scharf!“ Dass Wood das zeichnerische Handwerk von Grund auf gelernt hat, ist in seinen Öl- und Acrylgemälden, Bleistift- und Pastellzeichnungen sowie Graphiken, die weltweit ausgestellt werden, unübersehbar. Häufig fertigt er Portraits von Zeitgenossen (seine Bandkollegen inklusive), anderen Musikern oder auch Pferden. Anfang der 80er Jahre begann Wood, mit Druckverfahren wie Holzschnitt, Radierung, Sieb- sowie Digitaldruck zu arbeiten und erwarb 1987 schließlich die dafür notwendigen Kenntnisse in einer Werkstatt für Druckgraphik. 2009 bildeten drei Gemälde von ihm die Vorlage für eine Modekollektion des Londoner Kaufhauses Liberty. 2011 wurde er vom Uhrenhersteller Bremont mit einer Kollektion von vierzehn handbemalten Zeitmessern beauftragt. Woods Werke sind unter anderem auf dem Cover der CD LIVE AT THE RITZ, im 56-seitigen Booklet von SLIDE ON THIS und auf seiner Homepage zu sehen, aber auch in Büchern wie seiner Autobiographie „The Works“ (Fontana Paperbacks, 1987), dem auf 2.500 handsignierte Exemplare limitierten Band „Every Picture Tells A Story“ (1987) und der Werkschau „Print Collection 1984 – 2003“. Angesichts der Auftragslage sowie Nachfrage nach seinen Kreationen verwundert es nicht, dass Wood gegenüber der Tageszeitung „Die Welt“ erklärte: „Mir ist das Malen genauso wichtig wie die Musik!“
Jimi Hendrix: Unbekanntes Talent
Vieles wurde über den wegweisenden Gitarristen Jimi Hendrix geschrieben, doch so gut wie nichts darüber, dass er begeistert gemalt hat! James Marshall Hendrix zeigte jedoch bereits auf der Grundschule ein gutes Händchen für’s Zeichnen, wogegen ihn Musik damals noch gar nicht interessierte. Charles R. Cross schreibt in der offiziellen Biographie „Hinter den Spiegeln“ (Hannibal, € 24.90), dass Jimi in der dritten Klasse besonders gerne Autos zu Papier brachte. Einige Entwürfe schickte er gar an die Ford Motor Company. Derartige künstlerische Betätigung bereitete ihm dermaßen viel Spaß, dass er Briefe und Postkarten oft mit Illustrationen verzierte. Ein einschneidendes Erlebnis für seine künstlerische Entwicklung als Musiker und Maler war 1965 das Zusammentreffen mit Arthur Lee von der Band Love sowie die Bekanntschaft mit Drogen. Fortan bestanden seine Bilder, die zwischen zehn und dreißig Zentimeter groß sind, aus farbenprächtigen Figuren und Formen. Auffallend dabei: die Liebe zum Detail. Sie ist darauf zurückzuführen, dass Hendrix extrem kurzsichtig war und keine Brille trug. Meistens hatte er einen Zeichenblock dabei und hielt fünf, sechs Stifte in der einen Hand, während mit der anderen gezeichnet wurde. Zwischen der halluzinogenen Malerei und Musik besteht bei ihm übrigens ein direkter Zusammenhang: Hendrix’ Bestreben war, mit seinen Sounds Farben in Töne umzusetzen.
Mellencamp: Politik & Religion anstatt Familie & Freunde
Lange Tourneen lagen hinter ihm, als John Cougar Mellencamp 1988 zu Malen begann. Bestanden die Motive des Rock-/Folksängers anfangs noch aus Familie, Freunden und Landschaften, so ist sein Stil bei den großformatigen Exponaten auf Leinwand oder Holz mittlerweile in der Umsetzung ausgefeilter, farblich klarer – und thematisch dank Sujets wie Politik und Religion durchaus kontrovers. Mellencamp: „Ich bin kein Maler, sondern nur jemand, der sehr hartnäckig ist. Was ich angefangen habe, das bringe ich auch zu Ende!“
Marty Balin, Mitbegründer der kalifornischen Acidrock-Formation Jefferson Airplane und der noch erfolgreicheren Jefferson Starship, malt lieber Musikerkollegen, mit denen er während seiner jahrzehntelangen Karriere aufgetreten ist. Es sind legendäre Topstars, wie die Werkschau der in unterschiedlichen Techniken erstellten Bilder auf seiner Homepage zeigt: John Lennon, Page & Plant, Jimi Hendrix, Jim Morrison, Bob Dylan, Mick Jagger, Elton John, Kiss und Jerry Garcia – auch er ein begeisterter Maler.
Der Gitarrist und Sänger von The Grateful Dead hat bereits im Kindesalter zu zeichnen begonnen, studierte später am San Francisco Art Institute. Für ihn war die visuelle Kunst eine andere Form, seine Kreativität zu verwirklichen. Zwischen 1985 und 1995 schuf er rund 500 Werke, wobei er sowohl Wasserfarben, Gouache, Bleistift, Tinte, Airbrush, als auch digitale Medien wie die Möglichkeiten des PowerBook nutzte. Sein Bild „The Private Issue Jerry Garcia Road Trip“, ein himbeerroter Fuchs im Sprung, wurde von der Firma Private Issue Cards als Motiv einer Kreditkarte verwendet, um damit ein USA-weites Ernährungsprogramm zu unterstützen. Garcias Bandkollege Bill Kreutzmann, der 30 Jahre lang bei der Hippie-Jam-Band hinter dem Schlagzeug saß, ist bis heute als Bildender Künstler tätig. 2001 waren, in limitierter Auflage, seine digitalen Kreationen erstmals als Drucke zu erwerben.
Anderer Act, ebenfalls ein Drummer: Die künstlerischen Talente von Michael Cartellone, Schlagzeuger der Südstaatenrocker Lynyrd Skynyrd, entdeckten seine Eltern früh und förderten sie dementsprechend. Weil er schon als Knirps gut zeichnete, durfte der Junior das Cleveland Institute of Art besuchen. Zu Cartellones Arbeiten zählen neben einem Portrait des 1977 verstorbenen Lynyrd-Skynyrd-Sängers Ronnie van Zant sowie Charlie Chaplins vor allem seine „Road Series“, die das Tourneeleben abbilden. Dabei malt er nicht nur auf Leinwand, sondern – wie es sich für einen Drummer gehört -, auch auf Schlagzeugfelle!
Sein Kollege Shawn Crahan ist sowohl Percussionist der US-Metal-Band Slipknot, als auch Fotograf und Maler. In beiden Medien geht es ihm, der sich als Visionär versteht, um das Festhalten von Bewegung. Die Arbeiten des auf der Bühne mit einer Clownmaske auftretenden Musikers, die sich primär um den Tod drehen, beschreibt der Amerikaner als „sehr intensiv, sexuell und brutal“.
Justin Furstenfeld: Kunst als Selbsttherapie
Den Horror, den er aufgrund seiner manisch-depressiven Erkrankung durchlebte, hat Justin Furstenfeld in künstlerischer Betätigung kanalisiert. Der Sänger, Gitarrist und Songschreiber von Blue October setzt eigene Gemälde als Cover-Artworks ein (THE ANSWERS, HISTORY FOR SALE) und gestaltet zudem T-Shirts und Poster. Dieses Jahr ist die dritte, erweiterte Edition seines Buches „Crazy Making“ erschienen.
Raus aus den Charts, rein ins Atelier!
Wenn es mit der Karriere als Musiker nicht mehr läuft, ist es gut, ein Talent zu besitzen, das ein einträgliches Auskommen sichert. Was etwa bei Holly Johnson der Fall ist. Der Ex-Sänger von Frankie Goes To Hollywood lebt mittlerweile als erfolgreicher Maler vom Verkauf seiner bunten, sinnlichen, sehr figurativen Werke, die an Andy Warhol erinnern und in renommierten Kunstinstitutionen wie der Royal Academy Of Arts in London ausgestellt werden.
Was tun, wenn man als Musiker in den Hitparaden abgemeldet ist? Davon kann Barry Ryan ein Lied singen. Der stimmstarke Sänger münzte sein Hobby in ein profitables Geschäft um, als er nach der Blitzkarriere plötzlich außerhalb des Scheinwerferlichts stand. Auf den Geschmack gekommen war der Brite in den 60ern, als ein Fotograf Aufnahmen von ihm für das Cover von ›Eloise‹ schoss. Seit 1975 arbeitet der Autodidakt und Hasselblad-Benutzer als hoch bezahlter Werbe- und Portrait-Fotograf, dessen Schaffen sich an legendären Kollegen wie Man Ray und Richard Avedon orientiert und in der National Portrait Gallery (London) sowie im Museum Of Modern Art (New York) ausgestellt wird. Durch Auftraggeber wie Chanel & Co. kann sich Ryan („Ich verkaufe meine Arbeiten nicht. Das als Profi zu tun, halte ich für arrogant“) weiterhin einen luxuriösen Lebensstil leisten. Eines der Spezialgebiete des Autodidakten ist Erotische Fotografie. „Damit meine ich nicht das Ablichten von nackten Frauen. Das ist dumpf und langweilig. Als erotisch definiere ich eine sehr sinnliche Sichtweise. Unter diesem Aspekt konstruiere ich meine Bilder, bei denen mir oft eine Zeichnung als Ausgangspunkt dient.“
Lindenberg: Malen mit Likör
Kunst kommt von Können. So lautet ein Sprichwort. Zutreffend ist es allerdings nicht in jedem Fall. Denn auch der Spaß an der Sache kann die Initialzündung liefern und in Folge maßgeblich sein. Das zeigen jedenfalls die fröhlichen Zeichnungen von Udo Lindenberg, die teilweise unter Zuhilfenahme von Likör als Farbe Wirklichkeit werden. Seit Silvester 1994 entstehen „die an Cartoonmalerei angelehnten harmlosen Skurrilitäten voller Banalhumor“ („Der Spiegel“) dieses unbekümmerten Amateurs „meist aus dem Nichts“. „Sie sollen“, so ihr Erschaffer, „vor allem amüsieren“. „Das Lindenwerk“ (Schwarzkopf & Schwarzkopf, nummerierte/signierte Sonderausgabe, € 49.90) macht die zwischen 2.990 und 11.500 Euro teuren Originale seiner comicbunten „Malerei in Panikcolor“ selbst für den kleineren Geldbeutel erschwinglich – gemessen an sonstigen Preisen auf dem Kunstmarkt. Das Buch zeigt auf 308 Seiten, was dem wegweisenden Deutschrocker oft nachgesagt wird: „Udo kann weder singen, er kann auch nicht malen, aber beides tut er mit großer Begeisterung.“
Graham Nash: Momentaufnahmen
So etwas braucht Graham Nash nicht. Ihm genügt die Wirklichkeit wie sie ist. Der Sänger/Gitarrist/Songschreiber lässt sich vom „Surrealismus des Alltags“ (O-Ton) inspirieren, um dann „den Moment schlechthin“ – meist in schwarz-weiß – festzuhalten. Im Gespräch mit dem Hifi-Magazin „Stereo“ sagte Nash: „Die weltweit großartigsten Fotos haben viel mit großartigen Musikstücken gemeinsam. Sie vermitteln ein Gefühl, das du vorher nicht empfunden hast. Das ist Kunst für mich. Kunst verändert dich; sie gibt dir ein besseres Gefühl oder stört dich so sehr, dass du handelst, etwas veränderst.“ Seit seinem elften Lebensjahr ist der gebürtige Engländer der Fotografie verfallen. Er betreibt die Firma Nash Editions, das weltweit erste digitale Kunstdruckstudio, und gilt als international anerkannter Sammler von Fotos. Er verkaufte seine Kollektion 1990 für 2,17 Millionen Dollar. 150 Aufnahmen, die Graham Nash in den Jahren 1963 bis 2003 gemacht hat, enthält der Bildband „Eye To Eye“.
Bryan Adams: Fotos von VIPs
„Exposed“ heißt die erste Monographie, die in Buchform Bryan Adams’ Arbeiten als Fotograf zeigt. Auf 304 Seiten sind Aufnahmen seiner Freunde und Bekannten in der Musik-, Mode- und Kunstszene (unter anderem Amy Wine-house, Michael Jackson, Morrissey) versammelt. Als Lichtbildkünstler hat sich der Kanadier längst einen international erstklassigen Namen erworben, erhielt zweimal den renommierten „Lead Award“ (im Bereich Portrait- beziehungsweise Modefotographie). Von Adams gemachte Fotos sind erschienen in Magazinen wie „Vogue“, „Interview“, „i-D“ und „Harper’s Bazaar“. Zudem ist er Mit-Herausgeber des „Zoo Magazine“, einer Zeitschrift für Fotografie, die er 2003 in Berlin gegründet hat. Präsentiert wurden Adams’ Arbeiten unter anderem in der National Portrait Gallery (London) und dem Haus der Kunst (München). Aktuell sind sie im NRW-Forum (Düsseldorf) ausgestellt. „Die ersten Fotos habe ich noch mit der kleinen Kamera meiner Eltern gemacht“, erinnert sich Bryan Adams an die Anfänge seiner Leidenschaft. „Die Motive auf meinem ersten Film, Mitte der 70er, sind Konzertfotos von den Beach Boys, meine Freundin im Badezimmer, meine Mutter, mein Klavier, einfach beiläufige Dinge – aber genau diese waren um mich herum.“
Patti Smith: Polaroid-Bilder
Anscheinend beiläufige Objekte sind es auch, die Patti Smith auf ganz eigene Weise ablichtet – bisweilen unscharf, aber trotz starker Lichtkontraste stets voller Tiefe. 70 ihrer Aufnahmen enthält der 96-seitige Bildband „Camera Solo“ (Yale University Press). Mit der Fotografie eingehend beschäftigt hat sich die amerikanische Sängerin/Poetin nach dem Tod ihres Mannes Fred „Sonic“ Smith im Jahr 1994. Bemerkenswert, dass für die „Godmother Of Punk“ eine Polaroid-Kamera (Modell Land 100 beziehungsweise 250) die erste Wahl war. Eine solche benutzte anfangs auch Robert Mapplethorpe – jener ab Mitte der 80er Jahre bekannte Fotograf, mit dem sie in New York zusammengelebt hatte.
Nick Rhodes: Experimente am Fernsehmonitor
Bilder, die er erst am Fernsehbildschirm verfremdet und dann mit einer Polaroid-Kamera SX-70 aufgenommen hat, stellt Nick Rhodes in dem Buch „interference.“ vor. „Ich bin sehr stolz auf die zweifellos höchst obskur und abstrakt aussehenden, experimentellen Fotos“, erklärt der Keyboarder von Duran Duran. „Für mich“, betont der Bewunderer der Fotografenlegende Man Ray, „ist diese Darstellungsform eine weitere Möglichkeit, etwas auszusagen, dass ich sonst nicht in Worte fassen kann.“
Lou Reed: Verbesserte Realität im Fokus
Bewusste Bewegungsunschärfe ist bisweilen ein Stilmittel, das Lou Reed in seinen Schwarzweiß-Portraits (Stückpreis: 2.750 Euro) von alten Menschen einsetzt; bei Stadtansichten oder den ätherisch wirkenden Aufnahmen meist unberührter Landschaften spielt für ihn dagegen das Licht die entscheidende Rolle. Gerade letztere Fotos zeigen den allgemein als mürrisch bekannten, in der hektischen Großstadt New York lebenden Metallica-Kooperationspartner von einer ganz anderen Seite: als romantisch veranlagten, offensichtlich in sich ruhenden Beobachter von Naturschönheiten. Obwohl der Gitarrist/Sänger, angeregt von Andy Warhol (in dessen Factory Reed mit The Velvet Underground regelmäßig auftrat), schon seit den 60er Jahren fotografiert, war das bislang nur wenigen Kennern bekannt. Im Vorwort zu einem seiner Bildbände schreibt der Wim-Wenders-Bewunderer, der sich der Photoshop-Bildbearbeitung verweigert: „Nichts sieht so aus wie es aussieht, wenn man es durch einen Fotoapparat sieht: Es verbessert die Realität für den einzelnen Zuschauer wie in einem Theater.“
Linda McCartney: Stars hautnah
Private Einblicke voller Intimität in das Leben diverser Popstars ermöglichen jene Fotos, die Linda McCartney (1941-1998) geschossen hat. Die erste Ehefrau von Paul McCartney und Keyboarderin der Wings kam durch Frechheit und Raffinesse zu ihrem ersten Fotografenjob. Als die Rolling Stones am 24. Juni 1966 in New York auf einem Schiff ihr neues Album vorstellten, schmuggelte sie sich an Bord und erhielt, weil sie als Einzige eine Kamera dabei hatte, von Mick Jagger persönlich die Erlaubnis, Bilder zu machen. Diese bescherten ihr den Durchbruch und in Folge war sie bei vielen VIPs ganz nah dran. Für Furore sorgten insbesondere ihre Portraits von Jimi Hendrix, Bob Dylan, Eric Clapton, Janis Joplin, The Who, The Doors, BB King, John Lennon und natürlich Paul McCartney. Mrs. McCartneys Fotoarbeiten (große Retrospektive im „Kunst Haus“/Wien vom 6.6.-6.10.2013) sind in neun Bildbänden, darunter „Linda’s Pictures“, „Photographs“, „Sixties: Portrait Of An Era“ und „Life In Photographs“ dokumentiert.
Andy Summers: Genau beobachtet
Ein Blick für das Wesentliche zeichnet auch Andy Summers aus. Der Police-Gitarrist, der seit 1979 in Schwarzweiß fotografiert, widmete seinen ersten Bildband „I’ll Be Watching You: Inside The Police 1980-83“ (Taschen Verlag) dem Innenleben seiner Band. Anhand von 600 Aufnahmen auf 378 Seiten lässt er dank seiner Leica-Kamera den Betrachter nicht nur an Proben, Konzerten und Partys teilhaben, sondern zeigt auch Auftrittsorte und Menschen. Das alles ergänzt der Fan der Reportagefotografen Henri Cartier-Bresson und Robert Frank um Tagebucheinträge. Weniger spektakulär als sein Erstlingswerk ist indes „Throb“ (1983) ausgefallen. „Desire Walks The Streets“ (Nazraeli Press), sein dritter Bildband, dreht sich um Summers’ Reisen als Musiker zwischen 1983-2008. Die Bilder sind größtenteils dem Genre Straßenfotographie (eine Art Momentaufnahme/Milieustudie) zuzuordnen, das gleichfalls seine Vorbilder Bresson beziehungsweise Frank pfleg(t)en. „Fotografie ist eine weitere Möglichkeit, mich auszudrücken“, erklärt Andy Summers. „Dank ihr kann ich jenseits von Worten etwas mitteilen. Dazu kommt: Durch einen Kamerasucher erschließt sich eine andere Welt, sieht man Dinge in neuem Licht, neuen Perspektiven.“
Farin Urlaub: Optische Weltreise
Nicht als Musiker, sondern als Privatperson liebt Farin Urlaub das Unterwegssein. Er hat es sich zum Ziel gemacht, alle Länder weltweit zu bereisen. Immer im Gepäck: seine Kameras. Interessant: Als Sänger/Gitarrist der Ärzte spielt Farin Urlaub kraftvollen Punkpop, humorvolle Zweideutigkeiten inklusive. Als Fotograf mag es der Berliner, das zeigen die beiden Bildbände „Indien & Bhutan – Unterwegs 1“ und „Australien & Osttimor – Unterwegs 2“ (Schwarzkopf & Schwarzkopf) anschaulich, „ästhetisch, zurückgenommen, ruhig“ („taz“). Unübersehbar: Urlaub ist „fasziniert von der überwältigenden Schönheit der Natur“ (Zitat). Seine beiden Buchveröffentlichungen machen deutlich, dass er sich vom Reise- zum Landschaftsfotograf entwickelt – der etwas komponiert, das er mit zwei Worten charakterisiert: „optische Weltmusik“.
David Sylvian: Kontra Anpassung
Was bringt Musiker eigentlich überhaupt dazu, sich in einem artfremden Kunstfeld zu betätigen? Eine mögliche Antwort darauf hat David Sylvian parat. Der sensible Ästhet arrangierte als Beuys’ Bewunderer schon zu seiner Japan-Zeit unter anderem Schnappschüsse mit der Polaroid-Kamera in einer speziellen Collagentechnik neu („Perspectives“, Opium-Verlag, London) und visualisierte in dem 20-minütigen Video „Steel Cathedrals“ sein Verständnis von Kunst und Musik. Heutzutage präsentiert Sylvian seine Vorstellungen des Dreiklangs Universalität-Spiritualität-menschliche-Existenz vorzugsweise in multimedialen Installationen aus Licht, Bildern (Fotos/Skulpturen) und Sound. Die eingangs gestellte Frage beantwortet der englische Sänger/Keyboarder/Gitarrist für sich folgendermaßen: „Künstler sind Menschen, die sich auf den kreativen Teil ihrer Person konzentrieren. Als solche ist es ihnen möglich, ihre Aufmerksamkeit auf verschiedene Kunstformen zu lenken. Je mehr man nämlich in einem Medium arbeitet, desto angepasster wird man auch in den Möglichkeiten seiner Ausdrucksformen!“
Nick Cave: Maler, Musiker, Literat
Sylvians Argumentation ist eine sinnvolle Erklärung dafür, warum sich zum Beispiel jemand wie Nick Cave (nach dem einjährigen Studium der Malerei an der Monash University/Australien) neben seinen musikalischen Aktivitäten literarisch betätigt. Der Sohn einer Bibliothekarin und eines Lehrers für englische Literatur veröffentliche 1989 den Roman „And The Ass Saw The Angel“ (deutsch: „Und die Eselin sah den Engel“). 1997 erschien die Gedichtsammlung „King Ink II“, 2009 sein zweiter Roman („Der Tod des Bunny Munro“). Literarische Einflüsse in Caves Texten sind neben der Bibel primär Nabokov („Lolita“), Dostojewski („Die Brüder Karamasow“), Faulkner („Die Freistatt“), Dylan Thomas („Unter dem Milchwald“) und Bob Dylan.
Leonard Cohen: Zuerst Poet
Leonard Cohen hat indes vor einer Laufbahn als Singer/Songwriter eine als Schriftsteller angestrebt. Der Kanadier engagierte sich stark im Debattierclub an der McGill University (Montreal) und ließ 1956, noch bevor er einen Uni-Abschluss hatte, seinen Gedichtband „Let Us Compare Mythologies“ (in einer Auflage von 500 Exemplaren) drucken. Der Nachfolger, „The Spice-Box Of Earth“ (1961), macht ihn über die Landesgrenzen hinaus populär. Zwischen 1963 und 1964 veröffentlichte Cohen die Romane „The Favourite Game“ („Das Lieblingsspiel“) und „Beautiful Losers“ („Schöne Verlierer“) sowie den Gedichtband „Flowers For Hitler“ („Blumen für Hitler“). Erst 1967 startete er dann seine musikalische Karriere. Weitere Buchtitel von ihm sind: „The Energy Of Slaves“ („Die Energie von Sklaven“, 1972), „Death Of A Lady’s Man“ („Letzte Prüfung“, 1978), „Book Of Mercy“ („Wem sonst als Dir“, 1984), „Stranger Music“ (1993) und „Book Of Longing“ („Buch der Sehnsüchte“, 2006).
Henry Rollins: Literatur als Stand-Up-Comedy
Wenngleich bei ihm die Texte ebenfalls im Mittelpunkt seiner Songs stehen, so hat Henry Rollins, im Vergleich zu Leonard Cohen, genau den umgekehrten Weg beschritten: Erst kam die musikalische Laufbahn und dann verlagerte sich für den Ex-Sänger der Hardcoreband Black Flag der Schwerpunkt. Mittlerweile macht Henry Rollins mehr durch seine, in dem ihm eigenen Witz verfassten literarischen Projekte Schlagzeilen, als durch seine Rollins Band. 1984 gründete der Amerikaner in Los Angeles den nach seinem Geburtsdatum benannten Verlag 2.13.61 und veröffentlicht über ihn seine zahlreichen Spoken-Word-Alben sowie Bücher (darunter die gelobten „Pissing In The Gene Pool“ und „Black Coffee Blues“). Regelmäßig geht Henry Rollins auf Lese-Tour. Wie es ist, wenn der begeisterte Gewichtheber und strikte Drogengegner seine Novellen live präsentiert, ist auf der CD plus DVD SHOCK & AWE – THE SPOKEN WORD TOUR (Edel Germany) mitzuerleben. Das ist Stand-Up-Comedy in Vollendung: schnell, laut, witzig, ironisch, kurz: sehr unterhaltsam!
KLF: Million verbrannt, Ratgeber verfasst
Geistreicher Sarkasmus zeichnet den Schreibstil von „The Manual – How To Have A Number One – The Easy Way“ (deutsch: „The KLF: Das Handbuch – Der schnelle Weg zum Nummer 1 Hit“) aus. In dem Handbuch schildern Bill Drummond und Jimmy Cauty, die unter dem Bandnamen KLF zwischen 1988 und 1992 mit Stadium-House-/Rave-Sound internationale Erfolge feierten, wie dank Samples ein Nummer-Eins-Hit zu konstruieren ist. Nach der Auflösung ihres Musikprojektes sorgte das Duo (Cauty hatte bereits im Alter von 17 Jahren als Autodidakt eine Graphik der „Herr der Ringe“-Figur Gandalf gezeichnet, die als Poster zum Superseller wurde) unter dem Namen K Foundation in der Kunstszene für Furore. Spektakulärste Aktion: die Verbrennung von einer Million britischer Pfundnoten am 23. August 1994 auf einer schottischen Insel, festgehalten im Dokumentarfilm „Watch The K Foundation Burn A Million Quid“!
Pete Townshend: (Online-)Autor & Verleger
In erster Linie ist Pete Townshend natürlich als Gitarrist/Komponist des britischen Rockquartetts The Who populär. Erstaunlich, dass sein Zweitleben weitgehend unbekannt ist. Und das, obwohl er seit rund dreißig Jahren literarisch arbeitet, Artikel für Zeitungen und Magazine verfasst hat, Bücher bespricht, Essays schreibt. Ursprünglich wollte der Student am Ealing Art College Graphiker werden, entschied sich aber doch zum Werdegang des Rockmusikers. Schriftstellerisch trat Townshend erstmals im August 1970 in Erscheinung, als er der Musikzeitschrift „Melody Maker“ neun Monate lang die Kolumne „The Pete Townshend Page“ lieferte. Bis zum November 1977 publizierte das „Rolling Stone Magazine“ insgesamt drei von ihm verfasste Abhandlungen. Im gleichen Jahr gründete der Brite Eel Pie Publishing, das sich auf Kinder- sowie Musikbücher spezialisiert, und eröffnete in London die eigene Buchhandlung namens „Magic Bus“. In seinem Verlag veröffentlichte er das Buch „The Story Of Tommy“ über die Entstehung der berühmten Rock-Oper und ihrer Verfilmung. Mit seinem Background war er für den renommierten Verlag Faber And Faber 1983 erste Wahl als Lektor. 1985 brachte Townshend dort seine Kurzgeschichtensammlung „Horse’s Neck“ heraus. 2000 wurde eelpie.com gestartet und Townshend ging mit einer eigenen Webseite online. Auf seinem Blog veröffent-lichte er 2005/2006 die literarische Fortsetzungsgeschichte „The Boy Who Heard Music“, deren Grundzüge er bereits 1989 erstellt und 2005 in Buchform aufgelegt hatte. Sie erzählt im Rückblick, wie der fiktive Erzähler Ray High mit drei Freunden die Band Glass Household gründet, in den 80er Jahren als Popmusiker Erfolge feiert und sich das Quartett später musikalisch substanzielleren Sounds zuwendet. Zu 100 Prozent autobiographische Züge trägt Townshends 576 Seiten starkes Buch „Who I Am“ (Kiepenheuer & Witsch). In der „New York Times“ platzierte es sich auf Rang 5 der Bestsellerliste.
Mark Oliver Everett: Musik rettet „Aal“
„Eines der besten Bücher, das je von einem zeitgenössischen Künstler geschrieben wurde.“ Dieses Zitat von Pete Townshend über die Autobiographie des Eels-Frontmannes Mark Oliver Everett ist auf der Umschlagsrückseite von „Glückstage in der Hölle: Wie die Musik mein Leben rettete“ (Kiepenheuer & Witsch) abgedruckt. Auf 217 Seiten schildert der Sohn eines depressiven Ausnahme-Quantenphysikers seine Schicksalsschläge (er findet den toten Vater, seine drogensüchtige Schwester bringt sich um, die Mutter stirbt an Krebs) mit trockenem Humor und süffisantem Sarkasmus. „Ergreifend“, urteilte der „Stern“.
Neil Young: Außergewöhnliche Autobiographie
Das vielseitige musikalische Schaffen von Neil Young wird gemeinhin kontrovers beurteilt. Natürlich spielt es in „Ein Hippie-Traum“ (Kiepenheuer & Witsch) die Hauptrolle und macht das Werk, gemäß dem Rezensenten der „L.A. Times“, deshalb zu „einer der ungewöhnlichsten Autobiographien eines Rockstars“ (die hier stellvertretend steht für die Vielzahl an selbstverfassten Musiker-Lebensgeschichten.) Auf 480 Seiten beschreibt der Sänger/Gitarrist, politische Aktivist, Philanthrop und Umweltschützer Neil Young seine Lebensgeschichte „bescheiden, ehrlich, lustig und sehr berührend“ („Wall Street Journal“).
Chuck Leavell: Geerdeter Keyboarder
Apropos Umweltschutz: Dafür engagiert sich auch Chuck Leavell. Der langjährige Rolling Stones-Tastenspezialist ist nicht nur Waldbesitzer (Charlane Plantation bei Macon/Georgia) und verdient mit Holzverwertung Geld, sondern zudem ein international renommierter Fachmann für nachhaltige Forstwirtschaft. Drei Werke zum Thema hat das ehemalige Mitglied der Allman Brothers bislang verfasst: „Forever Green: The History And Hope Of The American Forest“ (Longstreet Press), „Growing A Better America: Smart, Strong And Sustainable“ sowie das Kinderbuch „The Tree Farmer“ (beide Mercer Universal Press). Dass in seiner Autobiographie „Between Rock And A Home Place“ Umweltschutz auch eine große Rolle spielt, ist nur natürlich.
Neil Peart: Easy Rider
Neil Peart zeichnet als Autor bislang für fünf Bücher verantwortlich. Der Schlagzeuger der kanadischen Rockband Rush veröffentlichte „The Masked Rider: Cycling In West Africa“, das eine vierwöchige Fahrradtour durch Kamerun zum Inhalt hat. In dem selbsttherapeutischen „Ghost Rider: Travels On The Healing Road“ arbeitet Peart während einer Motorradreise durch Nordamerika den Tod seiner ersten Frau und der gemeinsamen Tochter auf. Für „Traveling Music: The Soundtrack Of My Life And Times“ war der Drummer im Auto unterwegs und reflektierte über sein Leben, seine Musik, Familie, Freunde. Während der Rush-Gastspielreise zum 30-jährigen Bestehen schilderte Peart die Tour entweder hinter seinem Schlagzeug oder auf einem seiner BMW-Motorräder sitzend für das Buch „Roadshow: Landscape With Drums, A Concert Tour By Motorcycle“. Dagegen dreht sich „Far And Away: A Prize Every Time“ um seine Reisen durch Nord- und Südamerika. Zuletzt verfasste Peart zusammen mit Science-Fiction-Autor Kevin J. Anderson die Story der aktuellen Rush-CD CLOCKWORK ANGELS für einen Roman gleichen Namens.
Brian May: zurück in die Zukunft
Mit außerirdischer Thematik, allerdings aus (populär)wissenschaftlicher Perspektive, beschäftigt sich Brian May. Der Gitarrist/Komponist von Queen trägt, was nur wenige wissen, gar einen Doktortitel für Astrophysik. Angesichts dieses fundierten Wissens hat er als einer von drei Autoren an zwei ebenso informativen wie verständlich-amüsant geschriebenen Büchern mitgearbeitet: „Bang!
Steve Earle: „Großartiger Country-Song in Buchform“
Elementares wie Sünde, Vergebung und Tod sind, so der „Kultur-Spiegel“, die Eckpunkte in „I’ll Never Get Out Of This World Alive“ (Karl Blessing Verlag), dem Debütroman von Steve Earle. Die 384 Seiten umfassende, fiktive Geschichte des weltoffenen, politisch engagierten, sozialkritischen Americana-Singer/Songwriters ist vergleichbar mit der „Langversion eines großartigen Country-Songs und kippt die fatalistischen Klischees des Genres mit einem guten Schuss Rock’n’Roll“ („Süddeutsche Zeitung“).
David Byrne: Meditation über’s Radfahren
In der literarischen Kaste fällt David Byrne aus dem Rahmen. Der Talking-Heads-Kopf hat ein Buch über die meditative Fortbewegung des Fahrradfahrens verfasst: „Bicycle Diaries“ (deutsch: „Ein Fahrrad, neun Metropolen“, Fischer Verlag). Auf 368 Seiten ist der gebürtige Schotte während der Klappradtouren in seinen Lieblingsstädten New York, London, Berlin, Buenos Aires zwischen Bars und Galerien, Musikern und Malern immer auf der Suche nach dem Hype, immer auf der Flucht. Vom Fahrrad aus schildert Byrne, der zudem „How Music Works“ (eine 358-seitige Analyse der Musik-Mechanismen) veröffentlicht hat, seine Sicht auf die Dinge des Lebens mit der ihm eigenen Mischung aus Witz, Neugier und Menschlichkeit.
Die ganze Geschichte des Universums“ (2006) und „Cosmic Tourist: 100 Sensationen im Universum“ (2009, ebenfalls Franckh-Kosmos Verlag). Zudem entwickelte Dr. May das erste Set an Weltraum-3-D-Karten (erhältlich über London Stereoscopic Company). Apropos Dreidimensionalität: Diese fasziniert ihn auch in der Fotografie. 2009 veröffentlichte May das reich bebilderte Buch „A Village Lost And Found“, in dem er 59 Aufnahmen des wegweisenden englischen 3-D-Fotografen T. R. Williams (1824-1871) eingehend analysiert und sich auf ihre Spurensuche macht.
Alice Cooper: Schockrocker gibt Golf-Tipps
Das Hobby ebenfalls in den Mittelpunkt seines Buches gestellt hat Alice Cooper. In „Golf Monster: Mein Leben zwischen Golf und Rock’n’Roll“ (Franckh-Kosmos) beschreibt der Schockrocker in jovialem Plauderton anhand vieler Anekdoten nicht nur das Auf und Ab seines bewegten Lebens, Depression und Alkoholsucht eingeschlossen, sondern gibt in elf Kapiteln auch 15 wertvolle Tipps für Golfer. (Cooper, der jeden Morgen um sieben Uhr auf dem Golfplatz ist, hat ein Handicap von 2). Dadurch entstand, laut welt.de, „eines der besten Golfbücher der vergangenen Jahre“.
Florian Weber: Sporti schreibt
Dritter im Bunde jener Musiker, die eine persönliche Vorliebe literarisch aufbereiten, ist Florian Weber. Der begeisterte Kicker und Schlagzeuger der Sportfreunde Stiller startete 2006 seine Autorentätigkeit mit dem Fußballmusikroman „You’ll Never Walk Alone“ (Rowohlt), orientierte sich für sein neuestes Werk allerdings um: „Grimms Erben“ (Walde + Graf) verwebt zwei konstruierte Geschichten zu einer hintersinnigen Fabel. Über seine Intention verriet Weber im Interview der ARD-Sendung „Druckfrisch“, dass er beim Schreiben Melodien entstehen lassen und Klangwelten in Worte fassen möchte.
Mehr davon im nächsten Heft mit Bob Dylan, Paul McCartney, John Lennon und Captain Beefheart.