We der das Wort „Flugscham“, noch transatlantische Discount-Reisen im überbuchten Touri-Bomber waren schon erfunden, als Supertramps sechstes Studioalbum erschien. Anders gesagt: Wer in New York ein lecker Frühstück bei irgendeiner Tiffany mitsamt Absacker in Mo’s Taverne anpeilte, musste der Airline vorab noch ein kleines Vermögen überweisen. Aber dafür durfte man in der 747 immerhin rauchen und bekam sogar etwas zu essen. Jedenfalls: Amerika war damals weiter weg als heute und beflügelte demnach die Fantasien. Mit den Worten „drei Engländer, ein Schotte und ein Amerikaner“ könnte man sicher irgend- einen erschütternd flauen Witz auf den Weg bringen, doch diese fünf Herren nannten sich im echten Leben Supertramp und thematisierten im Titelsong ihres Albums genau jene fernwehsatte Sehnsucht.
Was dann im Artwork der Herren Mike Doud und Mick Haggerty ziemlich genial umgesetzt wurde, man kann es nicht anders sagen. Die Tiffany heißt hier allerdings Libby, wie ihrem Namensschildchen zu entnehmen ist, denn sie posiert ja auch als „Liberty Statue“, zweifelsfrei identifiziert beim Blick durchs Flugzeugfenster. In Wahrheit hieß sie allerdings Kate Murtagh, war 58 Jahre alt und von Beruf Schauspielerin, Sängerin und Komödiantin. Aber was da im Hintergrund wie Manhattans Südspitze aussieht, ist ja auch nicht das, was es zu sein scheint, sondern eine kunstvoll inszenierte Skyline aus mattweißen Cornflakes-Schachteln, Sirup-Flaschen, Eierboxen und jede Menge Frühstücksgeschirr. Ziemlich smart um die Ecke gedacht, oder? Zumindest in Anbetracht des Albumtitels, hier verewigt auf der Speisekarte. Das dachten kurz darauf dann auch die Grammy-Juroren, die das Werk 1980 zum besten Plattencover kürten. Was es im Kontext dieser Rubrik durchaus adelt: Es ist skurril, keine Frage. Aber eben auch künstlerisch verdammt gut
gemacht. Ein Klassiker.