Mehr als zehn Jahre ist es her, seit die Band um die ebenso charismatische wie geheimnisvolle Frontfrau Skin (alias Deborah Anne Dyer) ihr letztes Album veröffentlicht hat. POST ORGASMIC CHILL hieß das – und es war tatsächlich die Ruhe nach dem Sturm für die Band.
Nun braut sich ein weiterer Orkan zusammen. Obwohl: Das Wort „Orkan“ wäre zu hoch gegriffen, denn Skunk Anansie steht 2010 nicht der Sinn nach klanggewordener Wut, sondern nach leidenschaftlichen Hymnen. Am 13. September veröffentlichen sie mit WONDERLUSTRE daher eine Platte, die zwar eine reichliche Portion Düsternis in sich trägt, aber vor allem durch ihre Melodien besticht. Die erste Single ›My Ugly Boy‹ ist bereits ein Vorgeschmack, der in die richtige Richtung weist. Oder wie es Skin im Sinn der Band formuliert: „Es ging uns nicht darum, uns abzugrenzen, sondern auf das Vorhandene aufzubauen!“ Daher ist WONDERLUSTRE keine Comeback-Scheibe im klassischen Sinn: Skunk Anansie waren – zumindest in ihrem Selbstverständnis – nie weg, sondern immer ein Teil der Szene, wenngleich eben kein aktiver.
Und tatsächlich wirkt die aktuelle Scheibe auch nicht so. Sie ist zeitgemäß, ohne anbiedernd oder gezwungen zu klingen. Das liegt daran, dass die Musiker „entspannt wie nie zuvor“, so Skins Aussage, an die Komposition herangegangen sind. Aber auch daran, dass sie mit ihrem Produzenten-Team Jeremy Wheatly (Depeche Mode, Sugababes), Chris Sheldon (Foo Fighters, Biffy Clyro, Radiohead, Pixies) und Cenzo Townshend (U2, Florence & The Machine, Snow Patrol, Kaiser Chiefs) plus Ton-Ingenieur Taliaferro (Moby) Menschen um sich versammelt haben, die wissen, wie ein moderner Rockact heutzutage klingen soll.
Das mag vielleicht konstruiert aussehen, zu wenig natürlich. Doch seien wir ehrlich: In dem Mainstream-Segment, in dem sich Skunk Anansie bewegt haben und jetzt wieder bewegen wollen, funktioniert die Sache nicht anders. Daher ist es gut, dass Skunk Anansie sich die Besten zur Hilfe geholt haben. Songs wie das düstere ›My Love Will Fall‹ oder ›Feeling The Itch‹ mit seinem treibenden Groove beweisen, dass dieser Schritt gut für die Band war. Denn die Stücke sind nicht nur ausgefeilt und atmosphärisch dicht, sondern auch extrem prägnant. Und ein Produkt der, wie Skin betont, „unzerstörbaren Bandchemie. Selbst nach elf Jahren sind wir ohne viel Zirkus sofort auf den Punkt gekommen.“