Nervenkitzel in Nashville
2018 war das Jahr des Doppelschlags. Die Band war zum Major gewechselt und ließ sich von Dan Auerbach im Easy Eye Sound produzieren. Heraus kamen das Band-Album ONION und ein Solo-Abstecher der Sängerin. Mit dem Durchbruch klappte es leider nicht ganz. Man nahm es mit Fassung und spielte noch vor Covid den Nachfolger ein, der jetzt erscheint. Grundsätzlich halten Shannon und die Clams an ihrem Stil fest. Doo-Wop, Rock’n’Roll der 50er, R’n’B alter Schule, die Melodien der Girl Groups der 60er (›Be My Baby‹ – yeah!), Garagenpunk – alles dabei. Aber diese Platte ist auch unheimlich. Fast hat man den Eindruck, als mische sich David Lynch ein, wolle er den Spuk-Faktor verstärken. Einiges hat mit der Lebenssituation der Musiker zu tun. Shannons Vater war krank, im Bekanntenkreis gab es Probleme mit Drogen und Suff und obendrein machte ein Spanner die Nachbarschaft unsicher.
Daraus entstanden der Titelsong, ›Snakes Crawl‹ und ›Midnight Wine‹. Der wilde Ritt, früher durchaus eine Clams-Domäne, bleibt aus. In Zeiten der Finsternis dominiert die Ballade, das Reifere. Prima. So kommt der Gruselfaktor gut zur Geltung und die Band zeigt, wie sie sich entwickelt.
7 von 10 Punkten
Shannon and the Clams, YEAR OF THE SPIDER, EASY EYE SOUND/CONCORD/UNIVERSAL