Samsara bedeutet im Alt-Indischen „endloser Kreislauf von Tod und Wiedergeburt“, aus dem die Religion den Menschen befreien soll. Die indische Kultur ist einer von vielen Einflüssen der Berliner Hippie-Rocker Samsara Blues Experiment, die schweren Blues mit mäanderndem Prog Rock verbinden.
Bei genauem Zuhören finden sich die Klänge einer indischen Sitar im Mix von Samsara Blues Experiment. Dazu heißt der erste Song ›Shringara‹: „So bezeichnet man in der hinduistischen Philosophie die Beziehung zwischen Mann und Frau“, informiert Christian Peters. Der 33-Jährige ist Sänger und Gitarrist des Quartetts, dazu verfasst er die Texte und den Großteil der Songs. In den Zeilen von ›Brahmin’s Lament‹ „geht es mich fasziniert“, wie Peters verrät. „Dabei bin ich keinesfalls Hindu, sondern Atheist. Aber ohnehin scheint es mir unmöglich, als Mitteleuropäer in wenigen Jahren zu verstehen, was der Hinduismus bedeutet. Das erfordert Jahrzehnte.“
Das dritte Album der Hauptstädter WAITING FOR THE FLOOD sei „wesentlich positiver ausgefallen“ als der recht pessimistische Vorgänger REVELATION & MYSTERY (2011). Das aktuelle Werk offeriert vier ausgedehnte Werke, die jeweils mehr als zwölf Minuten dauern. Musikalisch nennt Peters die Bands der „Canterbury Szene“ als wichtigen Einfluss, speziell Caravan, Khan und Camel. Wie schon der Name andeutet, ist der Blues das Fundament: „Der Blues ist das Gefühl, was in mir ist. Ich hatte auch mal eine Metalband namens Terraplane, die ein Album gemacht hat. Aber ich fühle mich bluesig und mag besonders die Bands der 70er Jahre“, meint Peters, der seine Bandkollegen 2008 suchte und fand.
Erfreut berichtet er von der wachsenden Popularität, die Samsara Blues Experiment genießen. So waren die Hippie-Rocker zu Gast im WDR-„Rockpalast“. Ihr Gig wurde auf der Live-Scheibe LIVE AT ROCKPALAST festgehalten. „Unsere Szene ist im Kommen, was man an den vielen Black-Sabbath-Revivalbands wie Orchid sehen kann, Kadavar laufen sogar im Radio. Jüngst haben wir auf einem Festival vor 2.000 Leuten gespielt. Wenn wir Headliner sind, kommen in Berlin 500 Besucher.“ In den nächsten Wochen geht der Vierer auf eine 23-Städtetour und durchquert den Kontinent von Südeuropa bis Skandinavien.
„Obwohl wir unser letztes Album über 10.000 mal verkauft haben, verdienen wir mit der Musik kein Geld“, bedauert Peters, der nebenher als Graphikdesigner seinen Lebensunterhalt verdient. „Immerhin zahlen wir nicht drauf, die Band trägt sich, aber sie bedeutet auch sehr viel Arbeit. So verschicke ich das Merchandise selber, sogar aus Australien sind schon Bestellungen gekommen.“ Für den Idealisten ist der Bonus des Musikerlebens „das Reisen und die sozialen Kontakte. Wir sind bis in die USA gekommen. Im Lauf der Zeit haben wir tolle Beziehungen entwickelt, einfach, weil ich in aller Welt Bands angeschrieben habe, ob die nicht Bock hätten, mit uns ein Konzert zu organisieren. Dann sind wir da hingefahren und wurden als Gäste aufgenommen. So bekommst du viel mehr mit von dem Land, als wenn du bloß Tourist wärst.“
Wilde Parties nach den Konzerten sind freilich nicht drin, „das würde mein Körper nicht mitmachen. Unsere Shows dauern zwei Stunden, da muss ich fit sein. Als Frontmann muss ich meine Stimme schonen, die anderen können schon mal feiern, aber ich gehe ins Bett“, sagt der Mann mit dem Mittelscheitel ohne das geringste Bedauern. „Rock’n’Roll ist kein Zuckerschlecken, aber er ist trotzdem unser Leben. Das passt schon.“