Introspektive und private Rückschau des Kölschrockers.
Man kennt das: Eines Tages stößt man mehr oder minder zufällig auf einen alten Karton voller Fotos, und schon im nächsten Moment befindet man sich auf einer Zeitreise in die eigene Vergangenheit. Auch Wolfgang Niedecken geht das so. Und da der Mann immer schon die Familie auch als künstlerischen Humus betrachtet hat, lag es auf der Hand, die vielen Lieder, die er im Laufe der Jahre rund um dieses Thema geschrieben hat, noch einmal neu aufzunehmen und in einen eigenen Zusammenhang zu stellen. Zu diesem Zweck reiste der BAP-Chef mit Freund und Produzent Julian Dawson nach New Orleans und spielte dort mit einer hochkarätigen Band 14 Songs ein, darunter Repertoire-Klassiker wie ›Chlodwigplatz‹, ›Chippendale Desch‹ und ›Bahnhofskino‹, nicht zuletzt auch ›Et ess lang her‹, eine Meditation über die Entstehung des wohl bekanntesten BAP-Songs ›Verdamp lang her‹. Lediglich den Titeltrack schrieb er extra für dieses Projekt neu. Der Ton dieses Familienalbums bleibt introspektiv und entspannt, lediglich ›Et ess wie et ess‹, ein Ständchen für Gattin Tina, und der ›Jebootsdaachspogo‹ fallen etwas lebhafter aus – unterm Strich die absolut passende Tonalität für das Anliegen dieser Songsammlung: stille Meditation und nachdenkliche Reflexion. Es ist ein leises, aber eindringliches Album, gewiss unverzichtbar für BAP-Fans und eine lohnende Entdeckung für alle anderen.
8/10
Wolfgang Niedecken
REINRASSIJE STROOSSEKÖÖTER – DAS FAMILIENALBUM
VERTIGO/Universal