Musik für verlorene Seelen. Bitte noch einen Cognac… aber den Guten!
Wenn man „Standards“ als jene Songs definiert, die sich im Laufe der Jahr zehnte als unsterbliche Dauerbrenner erwiesen haben und zahllose Male gecovert wurden, dann zeugte der Titel von Howe Gelbs letztjährigem Werk FUTURE STANDARDS zweifellos von Selbstbewusstsein. Im Gespann mit Sängerin Lonna Kelley folgt nach nur wenigen Monaten ein weiteres Werk. Konkret: eine Mischung aus erfreulich intimen Live-Versionen der FUTURE STANDARDS, ergänzt um zwei neue Stücke. Wer Gelb bei Giant Sand als spröden Wüsten-Rocker mit gelegentlichem Hang zu Feedback-Ausbrüchen kennen und schätzen gelernt hat, muss also erneut drastisch umdisponieren, denn sobald die FURTHER STANDARDS laufen, betritt man automatisch gegen zwei Uhr morgens eine plüschige Bar, in der ein paar temporär verlorene Seelen ab hängen, Lonna Kelley entspannt am Piano lehnt und mit angemessenem Bekennerschmelz den Neuzugang ›Presumptuos‹ intoniert. Ist das Rockmusik? Nein. Ist das großartig? Ja, sofern man der Meinung ist, dass die Dramen des Lebens nicht zwangsläufig von jener Sorte Musik begleitet werden müssen, die einem allzu prätentiös Emotionalität vorgaukelt, letztlich aber doch nur von aufdringlicher Berechenbarkeit zeugt. Eine schlichte Instrumentierung, ein kleines Jazz-Gitarrensolo hier und ein wärmespendendes Piano dort reichen völlig.
8/10
Howe Gelb & Lonna Kelley
FURTHER STANDARDS
FIRE RECORDS/CARGO