Wer würde sich besser als Protagonist eines Fotobuchs eignen als Paul Weller? Chefstyler, „Modfather“, Idol des Britpop. Wer als modebewusster Musikfan etwas auf sich hält, kommt am Mann aus Woking kaum vorbei. Der britische Fotograf Paul Sheehan begleitete Weller – von einer längeren Unterbrechung abgesehen – fast seine ganze Karriere hindurch und schoss dabei wunderschöne Fotos, jetzt versammelt in vorliegendem Bildband. Durch die Gliederung des Buchs in drei Teile – 1978-1982 The Jam, 1983-1987 The Style Council und 1998-2015 Going Solo – bietet es eine gute Möglichkeit, die drei künstlerischen Phasen Wellers und seine modische Entwicklung nachzuvollziehen. Die frühesten Bilder zeigen Weller im Kreis seiner The-Jam-Kollegen Bruce Foxton und Rick Buckler. Drei Jungs um die 20, denen eine gewisse jugendliche Schüchternheit anzusehen ist, die sich bald in Entschlossenheit und Selbstsicherheit wandeln sollte. Wir sehen die Band, wie sie im Studio abhängt oder durch den grauen Londoner Winter marschiert und dabei versucht, möglichst ausgebufft auszuschauen. Die Fotos vom Auftritt des Trios im Apollo Theatre fangen die ganze Wut ein, für die The Jam standen, ihren Willen, die Verhältnisse zu ändern. Als Margareth Thatcher 1983 als Premierministerin wiedergewählt wurde, beschloss Weller, dass es genug sei. Es zog ihn mit seiner neuen Formation The Style Council nach Paris, er tauchte ein in das dortige Lebensgefühl. Ab da ließ er sich mit seinem musikalischen Partner Mick Talbot als französischer Bonvivant in gerne maritim angehauchtem Look mit Seidentaschentuch, Lederslippern und locker über die Schulter geschwungenem Pullover ablichten. Schön anzusehen. Die Bilder des letzten Abschnitts sind großteils in und um den 100 Club in London entstanden – wie im jedes Kapitel einleitenden Begleittext zu lesen ist. Es gibt Porträtaufnahmen zu bestaunen, Weller an Gitarre und Piano, Marvin Gayes WHAT’S GOING ON anstatt der Notenblätter vor sich. Im Plattenladen greift er zielsicher zu Dylan und The Who. Der Mann hat eben Geschmack. Hatte er schon immer, das zeigt dieses Buch ganz deutlich.
Aim High – Paul Weller In Photographs 1978–2015
VON TOM SHEEHAN
Flood Gallery Publishing