Wir wollen ein Licht in dieser Welt erstrahlen lassen, Menschen erfreuen, verbinden und zusammenbringen“, ließen die Chili Peppers in einem kollektiven Statement zur Ankündigung von UNLIMITED LOVE verlauten. „Jeder Song auf unserem neuen Album stellt eine Facette von uns dar und gibt unsere Sicht auf das Universum wieder. Das ist die Mission unseres Lebens.“ Gitarrist Josh Klinghoffer ist nun nicht mehr Teil des Peppers-Kollektivs, nachdem er sich freundschaftlich von der Band getrennt hat, um den Platz zu räumen für John Frusciante, der hier erstmals seit 2006 wieder einsteigt und so seinen eigenen Nachfolger ersetzt. Rick Rubin, mit dem sich Klinghoffer offenbar auf kreativer Ebene nicht immer verstand, ist seinerseits wieder als Produzent mit dabei. Die 17 Songs auf UNLIMITED LOVE erfüllen unterdessen nicht durch die Bank das Versprechen, das dieses so glühende Statement gegeben hat, doch man hört ihnen die Spielfreude und die Erleichterung über die Rückkehr aus der Pandemie sowie die Wiedervereinigung mit einem alten Kumpel, mit dem man nun endlich wieder in einem Raum zusammen jammt, an.
Die Platte beginnt allerdings eher bedrückt mit ›Black Summer‹, auf dem Frusciantes launisches Spiel an den sehr späten Hendrix zu ›Pali Gap‹-Zeiten erinnert. Vielleicht eine Reminiszenz an die katastrophalen Brände, die 2020 durch Australien tobten – für den dort geborenen Bassisten Flea vermutlich eine persönliche Angelegenheit. Danach jedoch variieren Stimmung und Tempo des Albums ständig und die Band zeigt sich ausgelassen und frei von dem Schmerz der Entfremdung, der THE GETAWAY von 2016 überschattete, das vom Ende einer zweijährigen Beziehung von Sänger Anthony Kiedis geprägt war. Um Frauen geht es auch auf UNLIMITED LOVE oft, aber nicht auf anzügliche, obszöne, primitive Weise, sondern vielmehr in Form einer Betrachtung von Idealen und Typen, etwa in ›Tangelo‹ oder der Beschreibung diverser weiblicher Perspektiven in ›Veronica‹, dessen mysteriöser, elektrischer Charme in Zeilen wie „the smell of your hello“ auf den Punkt gebracht wird. Die Rückkehr von Frusciantes Gitarrenspiel ist mehr als willkommen – der Effekt flüssigen Glases auf ›Not The One‹, das emanzipatorische, affenartige Griffbrettjaulen am Ende von ›The Great Apes‹ oder der mühelose Funk Schmiss von ›It’s Only Natural‹.
Doch wie immer herrscht ein Gleichgewicht mit Flea am Bass, der stellenweise praktisch Lead spielt, wie das die
funky Wurzeln der Band seit jeher bedingen. Ein weiteres bekanntes Element sind die Referenzen an die Beatles, vielleicht als kleines Augenzwinkern von Beatles-Fanatiker und McCartney-Inquisitor Rubin: das trällernde „riii…de“ auf ›White Braids & Pillow Chair‹ oder kurze Zitate wie „Madonna“ und „I feel fine“ auf ›Let ’Em Cry‹ (dessen Bläser auch stark an ›If You Want Me To Stay‹ von Sly & The Family Stone erinnern), vielleicht auch das lange ›A Day In The Life‹-Fade-out auf dem abschließenden ›Tangelo‹. Wie dem auch sei: Die Chilis sind wieder zusammen und haben Spaß – und das fühlt sich großartig an.