Ist es wahr, dass die Song-Figur des Johnny Thunder von Marlon Brando in „The Wild One“ inspiriert ist?
Er ist einer davon. Dann gibt es da noch diesen Typen namens Jeff, ein Schulfreund und damals ein Held für mich. Jede Gemeinschaft hat ihren Local Hero, einen Kerl, mit dem alle Mädels zusammen sein wollen. Aber Marlons Figur war definitiv eine Inspiration.
Ist er ein positiver Charakter?
Ja, er will die Dinge verändern. Nur weiß er nicht, was er will. Er heizt mit seinem Motorrad den Highway runter und hofft, dass der nächste Ort, an den er kommt, das Fegefeuer ist. Er will Gutes tun, aber irgendwie gerät er an die falschen Leute und richtet Schaden an. Johnny ist ein spiritueller Mann, am Ende des Tages hat er Gott mehr als einmal gefunden. Das nächste Mal hoffentlich endgültig.
Sind Sie ein Rebell?
Ein Rebell without a cause, ein Rebell ohne Rechtfertigung. Aber ich versuche, den Menschen eine Stimme zu geben, die selber keine haben.
Im Song ›People Take Pictures Of Each Other‹ singen Sie von Leuten, die sich nur deshalb gegenseitig abfotografieren, um sich zu beweisen, dass sie auch wirklich existieren. Man könnte das heute als Kommentar auf Instagram oder Facebook sehen. Interessieren Sie sich für soziale Medien?
Ja, aber ich habe Angst davor, was sie mit der Welt machen. Und sie vermindern den Wert eines Fotos. Ein Bild von einem selbst in der Zeitung ist besser als eines auf Facebook.
›Starstruck‹ handelt von den Gefahren des Ruhms. Was ist so schlimm daran, berühmt zu sein?
Es gibt das Risiko zu stolpern in der Welt der Stars. Man findet eigentlich alles, was man darüber wissen muss, in den Lyrics. Wenn du einmal süchtig nach Champagner und all den guten Sachen bist, gibt es kein Zurück. Der Subtext ist: Vergiss nicht, wer du bist.
Die Fixierung auf Ruhm, ist die heute noch stärker als in den 60ern?
Das Problem mit der Social-Media-Generation ist, dass die Leute, die heute elf bis 25 sind, Schwierigkeiten mit der eigenen Identität und Sexualität haben. Denn es gibt so viele verschiedene Möglichkeiten im Internet, man hat Zugang zu so vielen verschiedenen Seiten, die dir sagen, wie du sein sollst, die dich indoktrinieren und in eine furchtbare Lage bringen können. Ich glaube, dass man nur, wenn man in Kontakt mit der echten Welt steht, herausfinden kann, wer man selbst wirklich ist. Ich bin ohne Internet aufgewachsen und selbst ich weiß nicht, wer ich bin. Das Gefährliche am Internet ist, dass es die Leute glauben macht, sie sollten so sein, wie andere sie haben wollen. Aber: I’m not like everybody else.
Aber hat das Internet nicht auch gute Seiten?
Oh, es kann fantastisch sein. Meine Schwester ist an Krebs gestorben, doch dank Skype konnte sie immer Kontakt zu ihrer Familie halten. Wundervoll. Doch allzu oft werden die Möglichkeiten, die es gibt, missbraucht.
Haben Sie eigentlich eine Lieblingsaufnahme der Kinks?
Es ist nicht unser bester Song, aber ich liebe ›20th Century Man‹. Warum genau, kann ich gar nicht sagen. Wir haben es damals komplett in einem Take aufgenommen, es war der Lead-Track auf unserem Album MUSWELL HILLBILLIES.
Aktuell gehen Gerüchte um, dass es eine neue Kinks-Platte geben könnte.
Als wir zuletzt die alten Aufnahmen für THE VILLAGE GREEN gesichtet haben, entdeckten wir viele unveröffentlichte Kinks-Tracks. Sie sind noch nicht fertig, nur teilweise. Zumindest einen Song wollen wir bald zusammen rausbringen, ob es dann weiter geht, hängt davon ab, wie wir miteinander auskommen. Es wäre schön, wenn es klappen würde, aber noch bin ich nicht überzeugt. Und wenn wir wirklich wieder etwas zusammen machen, dann soll es auch ein starkes Album werden, das ist das Wichtigste.
Und Sie wollen nach so vielen Jahren wirklich wieder mit Ihrem Bruder und Mick Avory arbeiten?
Ja, aber man muss sehen. Mick und Dave haben sich seit 2005 nicht mehr gesehen. Alles steht und fällt damit, ob wir noch gute Musik machen können, ansonsten ist es das nicht wert.
Die Streitereien bei den Kinks sind legendär. War es wirklich so schlimm?
Wir kommen heute ein bisschen besser miteinander aus, wir sind zivilisierter geworden. Dem Internet sei Dank.
Wieso das?
Wenn man E-Mails schreibt, funktioniert das oft besser, als wenn man sich tatsächlich begegnet.
Haben Sie sich je gegenseitig körperlich weh getan?
Als wir Kinder waren, ja.
Also nicht mehr in der Band?
Doch, auch in der Band. Und wir haben Tennis gespielt, aber auch da ging’s eher rau zu.
Wer war der Beste?
Ich natürlich. Ich war der Champion.
I am not like everybodyelse