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Und mit QUEEN II habt ihr euren Stil gefunden – gerade in Stücken wie ›Ogre Battle‹ und ›The March Of The Black Queen‹…
Definitiv. Die Besitzer des „Trident“-Studios, die gewisserweise auch uns besessen haben, weil sie unsere Manager waren, wollten zwar Geld mit uns verdienen, aber sie waren nicht bereit, auch nur einen Cent zu investieren. Daher entstand unsere erste Platte ausschließlich in der so genannten „Downtime“, also wenn im Studio nichts mehr los war. Falls jemand wie David Bowie also mit seinem Tagwerk fertig war, aber im Voraus für weitere Stunden bezahlt hatte, dann riefen sie uns an: „Kommt schnell vorbei, Jungs! Wir haben gerade Leerlauf!“ Wir hatten also all diese tolle Technik um uns herum, aber nicht die Freiheit, sie auch richtig zu nutzen. Wir durften nur hier und da einspringen. Beim zweiten Album begann daher ein echter Kampf um mehr kreative Kontrolle. Wir sagten schließlich: „Hört mal, wir brauchen endlich vernünftige Arbeitszeiten, genügend Geld und mehr Ruhe, um ein Album zu machen, das uns gerecht wird.“ Und es gelang uns tatsächlich, das durchzusetzen, daher ist QUEEN II deutlich besser als das Debüt.
Das dritte Album SHEER HEART ATTACK, letztlich euer kommerzieller Durchbruch, war für dich eine sehr schmerzhafte Erfahrung. Inwiefern?
Ich war krank, und zwar ziemlich heftig. Wir kamen von unserer ersten US-Tour zurück, und ich hatte Hepatitis. Das war nicht weiter schlimm, ich erholte mich ziemlich schnell davon. Doch die Diät, die ich deswegen einhalten musste, hat all die Fehlfunktionen, die seit frühester Kindheit in meinem Verdauungssystem vor sich gingen, plötzlich wiederbelebt. Daher bin ich irgendwann bei einem Arztbesuch zusammengebrochen. Die Diagnose war: Mein Magen befand sich in einem Status, als hätte ich über Monate hinweg keine Nahrung zu mir genommen. Es war ein Wunder, dass ich immer noch lebte – denn der Ausgang hatte sich komplett zusammengekrümmt, war blockiert. Ich musste mich einer langen Operation unterziehen, die heute in dieser Form gar nicht mehr durchgeführt wird. Stattdessen gibt man Patienten im Vorfeld einfach Drogen wie Tagamet. Die verhindern, dass es überhaupt so weit kommt. Aber ich war wahrscheinlich einer der letzten Menschen, der deswegen unters Messer musste, bei dem Teile des Magens entfernt und die ganzen Rohre da unten gereinigt wurden. (lacht)
Eine unerquickliche Geschichte – die wir hiermit lieber beenden.
Kommen wir zu etwas Erfreulicherem: Freddie Mercurys Showtalent. War er schon immer so extravagant, oder hat er sich erst nach und nach zu dieser Entertainer-Persönlichkeit entwickelt?
Er war schon immer ein Rockstar. Obwohl ich ihn auch anders kenne, als sehr, sehr schüchternen, unsicheren Menschen. Er litt als Kind unter seiner strengen Schulausbildung, wurde ziemlich unterdrückt. Seine Reaktion: Er wollte in eine komplett andere Richtung gehen, kleidete sich auffällig und kreierte seinen eigenen Fantasie-Charakter. Der war erreicht, als er seinen Namen in Freddie Mercury änderte (statt Farrokh Bulsara – Anm.d.Red.). Deshalb würde ich sagen, dass sich Freddie selbst neu erschuf. Er hatte eine Vision, er hatte einen Traum, und er gab alles in seinem Leben, um das zu realisieren. So ein Showman wie er existiert heute nicht mehr. Außer vielleicht im Pop – mit einer Künstlerin wie Lady Gaga.
Hand auf Herz: Glaubst du, dass es noch einmal eine Gruppe wie Queen geben könnte – oder war die spezielle Chemie zwischen euch vier Bandmitgliedern so außergewöhnlich, dass sich das nie wiederholen wird?
Wahrscheinlich nicht. Heutzutage ist es ohnehin sehr schwer, in der Musikindustrie eine langfristige Karriere aufzubauen. Jeder denkt nur in kurzfristigen Dimensionen. Wobei auch Queen ungewöhnlich waren, weil wir uns als „Album-Band“ verstanden, aber gleichzeitig auch Singles machten. Wir wollten Dinge schaffen, die einen übergeordneten Sinn ergeben, veröffentlichten aber zugleich einzelne Stücke. Wir saßen zwischen den Stühlen, irgendwo im Niemandsland zwischen einer Pop-Band und Led Zeppelin, die ja fast nie eine Single ausgekoppelt haben. Wäre das heute noch möglich? Vielleicht, aber doch auf eine andere Art und Weise. Muse zum Beispiel präsentieren sich ähnlich. Auch sie sind ernsthaft, sehr analytisch und verwenden viel Zeit darauf, das, was sie tun, zu etwas Besonderem, Kreativem zu machen. Trotzdem bewahren sie sich eine gewisse Spontaneität. Und sie machen komplexe Musik, schreiben aber immer noch richtige Stücke. Ab und zu bringen sie eines davon als Single heraus, und es wird ein Hit. Von daher glaube ich schon, dass das immer noch passieren kann. Die Foo Fighters haben zum Beispiel auch einen ganz ähnlichen Ethos wie wir damals.
Ganz abgesehen davon, dass ihr auch gut befreundet seid?
Sehr gut sogar. Und wir haben sie erst kürzlich in London getroffen – gleich hier um die Ecke. Ich liebe die Foo Fighters. Vor allem live! Sie sind eine der aufregendsten Acts, die es gibt. Und Dave Grohl ist ein toller Typ. Er legt sehr viel Leidenschaft für seine Musik an den Tag.
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