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Plattenladen-Challenge: Def Leppards Joe Elliott im Vinyl-Himmel

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Plattenladen-Challenge: Def Leppards Joe Elliott im Vinyl-Himmel

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Er hat das neue Album von Greta Van Fleet gehört („Einmal“, sagt er unverbindlich), aber er liebt The Struts und ist ein großer Fan der italienischen Glam-Hooligans Giuda. „Die bringen mich echt zum Lachen“, sagt er. „Das macht heute niemand mehr. Sie tun das, was die Stray Cats in den Achtzigern getan haben – sie machen diese völlig unmodische Musik wieder modern.“ Während wir uns unterhalten, führt uns seine Strategie des zufälligen Stöberns zum Buchstaben „T“. Er zieht eine überraschende Auswahl heraus: MARQUEE MOON, das geniale 1977er Album der New Yorker Punk-Visionäre Television. „Ich liebe das Kantige daran“, sagt er. „Sie sollten eigentlich New Wave sein, aber es gibt hier einen Song, der elf Minuten lang ist. Sie machten eine Art Prog-Punk.“

Television sind nicht das, was man von dem Sänger von Def Leppard erwartet. „Was meinst du?“, brummt er und lässt die Kunden hinter sich, die in den Reggae-Regalen wühlen, nervös zusammenzucken. „Es ist, weil die Leute verdammt noch mal auf nichts achten; sie stecken uns in diese oder jene Kategorie. Die Leute fragen: ‚Was hörst du eigentlich?‘ Ich sage: ‚Ich höre The Stranglers, Kate Bush, Peter Gabriel und das hier [winkt mit MARQUEE MOON], und sie sagen: ‚Was, du hörst nicht Saxon?'“

Wie weit abseits der Piste bewegt er sich denn nun wirklich? Steht er auf Psych-Pop? „Ein bisschen davon. Ich habe das Nuggets-Boxset, aber ich kann mich an keinen der Namen darauf erinnern. [Todd Rundgrens frühe Band] The Nazz sind allerdings großartig. Ein Typ, der meinen Fernseher repariert hat, hat mir mal von ihnen erzählt. Ich war ein Fan von Todd Rundgren, aber ich hatte noch nie von ihnen gehört. ›Open My Eyes‹ ist ein brillanter Song. Hip-Hop? Er verzieht das Gesicht. „Wenn ich etwas nicht ausstehen kann, dann ist es Rap. Ich bin kein Fan. Ich habe nichts gegen Sachen wie Run-DMC oder die Beastie Boys, aber dieses ganze neue Zeug: ‚Bitch, ho, blah blah blah…‘ Alter, sing mir einfach eine verdammte Melodie.“ Dann lässt Elliott eine Bombe platzen. „Ich höre eine Menge Jazz. John Coltrane, Stan Getz. Eine Menge Miles Davis. Genial zur Entspannung. Das liegt daran, dass es keine Texte gibt. Man kann es sich anhören, ohne zu urteilen. Aber da habe ich immer noch eine Lernkurve vor mir. Ich würde nie behaupten, dass ich ein Experte bin.“ Könne das nächste Leppard-Album etwa Richtung Jazz gehen? „Neeeeeiiin“, sagt er. „Ich mag das, aber ich möchte es nicht wirklich machen müssen.“

All das ist sehr interessant, aber es kostet uns viel Zeit beim Plattenkauf. Elliott hat einen straffen Zeitplan: Er muss in Kürze zu einem Radiointerview, danach geht es nach Heathrow, um für 24 Stunden nach Irland zu fliegen, und dann ist er wieder unterwegs, um mit Leppard auf einem Festival in Nashville zu spielen. Und er hat noch nicht einmal darüber nachgedacht, etwas zu kaufen. Also Joe, du musst in fünf Minuten fünfzig Pfund auf den Tresen legen. „Okay“, kommt die Antwort. „Dann mal los.“ Und dann startet er los wie ein Kandidat beim „Supermarkt-Sweep“. Erster Halt: Killing Joke. „›Love Like Blood‹ ist eine der großartigsten Singles aus den Achtzigern“, erklärt er. Nächster Halt: die Stones, wo er die 1969er-Compilation THROUGH THE PAST, DARKLY („Das war mein Erstkontakt zu den Stones“) und THEIR SATANIC MAJESTIES REQUEST („Ein bisschen zu abgedreht für mich“) hervorholt.

In kurzer Folge trifft er dann auf The Stranglers („Was? Die haben RATTUS NORVEGICUS nicht? Eine Schande!“), T.Rex („MY PEOPLE WERE FAIR… Moment mal. Vierzig Pfund? Das kann ich mir nicht leisten“) und Sparks („Geniale Band“). Fünf Minuten später treffen wir uns am oberen Ende der Treppe. Er hat seine Wahl getroffen: Mott’s WILD LIFE (wenig überraschend), PROPAGANDA von Sparks (dito) und Miles Davis‘ Jazz-Wahrzeichen KIND OF BLUE von 1959 (darauf hätte wohl niemand gewettet). Natürlich braucht er eigentlich keine von ihnen. „Ich habe jede Menge Versionen von allen“, sagt er und drückt mir die drei LPs in die Hand. „Hier, du kannst sie haben.“ Dann ist dieser Glam-Rock-Geistesführer auch schon weg und schreitet durch die Straßen von Soho zu seinem nächsten Termin. Und danach? Nun, es gibt noch viele weitere Platten zu entdecken, viele weitere Reggae-Fans zu erschrecken.

An der Kasse: Wofür Joe Elliott CLASSIC ROCKs 60 Euro ausgegeben hat

Mott The Hoople: WILDLIFE

Die 180-Gramm-Neuauflagen der Mott-Alben auf Vinyl waren die letzten Platten, die ich gekauft habe – oder von Universal geschickt bekommen habe. Ich besitze sie jedoch alle schon in mehrfacher Ausführung. WILDLIFE würde ich auf eine verlassene Insel mitnehmen. Eine Brillante Platte, völlig unterbewertet.

Sparks: PROPAGANDA

Wenn schon die Sparks, dann KIMONO MY HOUSE und diese Platte hier. Richtig künstlerisch, glam-genial.

Miles Davis: KIND OF BLUE

Das Album wurde in meinem Geburtsjahr veröffentlicht, 1959. Dieser Typ hat mit der Trompete das angestellt, was Eddie Van Halen in den späten 70ern mit der Gitarre angestellt hat – er hat dieses Instrument revolutioniert. Es gibt ein großartiges Miles-Davis-Album namens RUBBER BAND, das gerade herausgekommen ist. Ursprünglich wurde es 1985 aufgenommen. Außerdem gibt es da noch das Album namens YOUNG MAN WITH THE HORN, einer der besten Titel überhaupt.

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