Hätten Phil Campbell And The Bastard Sons 2017 schon gewusst, was sie drei Jahre später erwarten würde, hätten sie es vielleicht andersrum gehandhabt und ihr Debüt WE’RE THE BASTARDS und das neue Album THE AGE OF ABSURDITY genannt.
„Wer hätte auch nur ansatzweise geahnt, dass all das, was uns für das erste Album inspiriert hat, heute doppelt und dreifach so schlimm ist. Wir waren uns quasi selbst voraus, herzlichen Glückwunsch dafür“, meint Neil Starr ironisch über jene neue Platte, deren Grundstein der Sänger zusammen mit dem ehemaligen Gitarristen von Motörhead und dessen drei Söhnen Anfang 2020 gelegt hat.
„Natürlich hat die Pandemie auch uns einen Strich durch die Rechnung gemacht, wir konnten nicht alle zusammen ins Studio, so wie wir es gewohnt sind, sondern mussten einzeln aufnehmen. Das war nicht so spaßig wie sonst, aber am Ende hatten wir Glück, dass wir überhaupt etwas zu tun hatten während des Lockdowns. Etwas, das einem irgendwie Sinn gab in dieser Zeit. Außerdem konnte ich mich so ohne Ablenkung auf das Schreiben der Lyrics konzentrieren.“ Trotz der Allgegenwärtigkeit des Corona-Virus wurde Starr von seinen Bandkollegen gebeten, bitte bloß keine Lockdown-Platte aus WE’RE THE BAS-TARDS zu machen. Und doch meint man aus Songs wie dem kritischen ›Bite My Tongue‹, das sich mit selbsternannten Experten und einem gewissen Diskussionsklima, das vor allem das Internet bestimmt, ein wenig die Gegenwart heraushören zu können.
„Ein paar Referenzen sind sicherlich vorhanden, da kommt man ja gar nicht aus, auch wenn die Ideen vielleicht nicht in direktem Zusammenhang mit Corona entstanden sind. Du kennst das ja, eine Sache geschieht und überall kommen plötzlich die Experten zum Vorschein, von denen du gar nicht wusstest, dass sie eine mehrjährige Ausbildung oder ein Studium zu genau diesem Themengebiet haben. Vor allem im Netz. Ein wundervoller Ort, den ich vermeide, so gut es nur geht. Ich lege Wert auf meine Privatsphäre.“ Neben den teils angepissten Texten und dem hoch energetischen Rock’n’Roll, den man von der Band kennt, sticht diesmal vor allem der letzte Track hervor.
Mit ›Waves‹ wagen sich Mr. Campbell, seine Söhne und Bastarde in ungewohnt verträumte Gefilde vor und schließen ihr rohes Werk mit einer fast schon psychedelischen Böe ab. „Wir haben die Nummer an den Schluss gesetzt, weil es keine andere gute Platzierung dafür gegeben hätte. Nach diesem Lied ändert sich die Stimmung sehr stark. Von dieser Melancholie gibt es kein Zurückmehr. Mir gefällt das sehr gut, weil ich eh ein großer Fan von Bands wie Pearl Jam bin. Außerdem kann man daran auch sehen, wie wir uns entwickelt haben. Ganz am Anfang waren wir noch recht stark in der Motörhead-Schiene, weil Phil eben mit an Bord ist und wir dachten, dass die Leute genau das hören wollen. Wir haben jedoch schnell gemerkt, dass unsere Fans echt offen sind, dass ihnen beispielsweise auch die bluesigeren Nummern sehr gefallen. Daraus haben wir viel Selbstvertrauen geschöpft und wagen jetzt deutlichmehr.“
Über Bandpapa Phil hat Neil abschließend nur Gutes zu berichten: „Phil ist ein super entspannter Typ, der zufällig eben auch noch einer der besten Gitarristen ist, die der Rock’n’Roll je gesehen hat. Er genießt es in vollen Zügen, diese einzigartige Erfahrung machen zu dürfen, mit seinen Söhnen in einer Band zu sein. Wir alle genießen das und ich kann sagen, dass wir alle auch noch aus den selben Gründen in dieser Band sind wie ganz am Anfang vor vier Jahren: Wir haben unfassbar viel Spaß zusammen.“